Newcomer aus England 5 Bands aus Nottingham, die du kennen musst
England, Popschmiede Nummer 1, hat für jeden was parat. Praktischerweise oft nach Städten sortiert: Bristol steht für TripHop, Manchester für Madchester, Sheffield für Gitarren... Aber das heißeste neue Pflaster ist Nottingham.
Als Jake Bugg 2012 vom Gossenbengel zum Goldjungen wurde, hat nicht nur seine Karriere begonnen, sondern auch die seiner Heimatstadt Nottingham. Dabei hat es in den Nullerjahren schon einmal sehr gut für die Nottinghamer Musikszene ausgesehen. Da avancierten Late Of The Pier zum Kritikerliebling - und diese Band lässt die Brust der Nottinghamer immer noch vor Stolz schwellen, obwohl sie mittlerweile aufgelöst ist und Frontmann Sam Eastgate nur noch solo Aufsehen erregt, als LA Priest.
Eine rege Musikszene gab es in Nottingham also schon lange. Neu ist, dass die Talentscouts der großen Plattenfirmen sich jetzt nicht mehr in der Hauptstadt London verbarrikadieren, sondern raus nach Nottingham fahren und unter Vertrag nehmen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Das musikalische Nottingham boomt - sogar berühmte Bands aus anderen Städten wie London Grammar haben erst hier zusammengefunden.
"Nottingham Homegrown" ist ein echtes Qualitätsmerkmal geworden. Musiker wie Saint Raymond, Indiana und Ronika sind schon feste Aushängeschilder der Stadt. Hier sind die nächsten Bands, auf die man in lokalen Bars sein Geld setzt.
James Cherry
Er mag noch kein Star sein, aber er klingt wie einer: James Cherry kommt genau genommen aus der Umgebung von Nottingham, aber es ist die Live-Szene und das Know-How in Nottingham, das ihm eine erste große Bühne gibt. Im Gegensatz zu Musikern wie Willy Moon hat James Cherry jetzt schon eine stabile Brücke geschlagen zwischen modernem Sound und catchy Rock'n'Roll-Feeling. Der große Hit "Blame It On Our Youth" wird aber bis auf wenige Radioplays noch zurückgehalten. Charterfolg, ick hör dir trapsen.
Kagoule
Hat da jemand 90er-Rock-Revival gesagt? Kagoule können Bands wie Wolf Alice problemlos vom Thron der Neo-90er stoßen. Das Trio um die Sängerin Lucy hat sich einen fabelhaften Ruf von Kompromisslosigkeit erspielt. Da konnte auch der NME nicht wegschauen. Kagoule sind immer noch heimisch gesignt, beim krediblen Earache Records, einem Nottinghamer Indielabel mit Zweigstelle in New York. Wenn das mal nicht in Übersee hilft. Das Album kommt im August.
The Gorgeous Chans
Denk an Vampire Weekend, streich elektronische Elemente und du bist gar nicht so weit weg von den The Gorgeous Chans. Wie gorgeous die Sechs sind, zeigt eine Auswahl der Medienfans: Das glossy Q Magazine featuret sie ausführlichst und Fred Perry Subculture will den eigenen Ruf mit ihrer Musik aufpolieren. Im Sommer wird der Durchbruch erwartet, denn Anfang Juli erscheint eine sichere Hitsingle und auf britischen Festivals sind sie eine feste Bank.
Sleaford Mods
Klare Arbeitsteilung: Andrew Ferne macht die Beats, Jason Williamson den rotzigen Irgendwie-Rap. Williamson reißt seinen Mund auf bis zur Maulsperre. Die Sleaford Mods schimpfen nicht nur auf die regierenden Torys, sie spucken auf den hässlichen Alltag und die grauen Städte Englands. Die Wut im Bauch des Duos ist souverän. Beide sind über 40 und schon ewig in der Szene umtriebig, aber erst seit zwei Jahren national bekannt. Teil des Ruhms: ein Feature auf dem Nummer-1-Album "The Day Is My Enemy" von The Prodigy. Sauber.
Scor-zay-zee
Der Rapper Scor-zay-zee galt 2004 nach einer erfolgreichen Single als heißer Anwärter zum Durchstarten. Dann die Enttäuschung: Der Erfolg unter Kennern kollidiert mit dem Ausbleiben eines echten Durchbruchs. Es folgen Drogenmissbrauch, eine Zwangspause und die Diagnose Schizophrenie. Scor-zay-zee erholt sich, arbeitet wieder, und als in diesem Jahr zu einem sehr guten Nachfolge-Album auch ein großer Artikel im Guardian erscheint, ist er zu recht wieder in aller Munde - englandweit.