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Crash dein Sound mit Neopunk Der deutsche HipHop erfindet sich neu

Im deutschen HipHop ist eine neue Ära angebrochen! Die revolutionäre Forderung? Ganz einfach: Bringt die elektronische Musik zurück in den HipHop!

Stand: 28.12.2008 | Archiv

Albumcover zu "Neopunk" von Prinz Pi | Bild: Universal Music

Albumcover zu Neopunk von Prinz Pi

Neopunk ist neonfarben: grell und übertrieben – so wie die Achtziger – aber diesmal online und wireless. Die ersten, die in Deutschland erfolgreich elektronischen Sound mit HipHop kombiniert haben, waren Deichkind. Und das nicht erst mit ihrem Party-Crasher "Remmidemmi", sondern bereits vor sechs Jahren mit ihrer Single "Limit".

Irgendwo zwischen Gummizelle und Uni-Hörsaal

"Setz dich hin und schnall dich an, weil uns jetzt nichts mehr halten kann", hieß es in dem Track. Deichkind waren damals ihrer Zeit voraus, sie sind die Urväter des Neopunk. Die heißesten Newcomer sind der Rapper Marteria und sein Produzent Dead Rabbit: Ihr Projekt Marsimoto kombiniert dick produzierte Elektro-Beats mit abgefahrenen, hochgepitchten Raps. Irgendwo zwischen Gummizelle und Uni-Hörsaal. Inspiriert sind die beiden vor allem von englischen HipHop- und Grime-Sounds, von Dizzee Rascal und M.I.A..

Der Punk steckt im Text

Der Mut von Marsimoto hat sich ausgezahlt, denn das aktuelle Album "Zu Zweit Allein" klingt fresh und neu, neo eben. Aber wo bleibt der Punk bei der ganzen Geschichte? Er steckt in den Texten rund um soziale Kälte und Überwachungsstaat. Prinz Pi behauptet in einem seiner Tracks, er habe einen Koffer am Berliner Hauptbahnhof abgestellt. Darin: kein Sprengsatz, sondern ein Zettel mit dem Slogan "Freiheit Bye Bye!". Marsimoto widmet der Obdachlosen vor dem Lidl-Markt einen Song, und zwar ohne schmalziges Pathos, und Deichkind finden, dass Arbeit nervt.

HipHop + Elektro = Neopunk

Dank "Neopunk" steht der deutsche HipHop endlich wieder unter Strom. Aber bei aller Euphorie ... wenn elektronische Musik schlecht gemacht ist, rutscht sie schnell ins Trashige ab. Während Marsimoto erfahrene Techno-Produzenten verpflichtet hat, ließ Prinz Pi seinen Kumpel Biztram die Beats bauen. Und der kommt ursprünglich vom HipHop und tut sich noch schwer beim Elektro-Auswärtsspiel. Das kann man zum Beispiel beim Track "Gib Dem Neongrünen Affen Zucker" nachvollziehen.

Neue Deutsche HipHop Welle

In der HipHop-Welt steht Frankreich für melancholische Streicherproduktionen und England hat den Grime hervorgebracht. Nur die deutsche HipHop-Szene hat bis jetzt nie einen eigenen Sound etabliert. Das könnte sich bald ändern, denn jetzt besinnt sie sich auf das, was deutsche Musiker laut Klischee am besten können: Elektro und Techno. Schon in den Achtzigern haben die Düsseldorfer Kraftwerk den "Godfather of HipHop", Afrika Bambataa, inspiriert und so ihre Spuren in der HipHop-Kultur hinterlassen.

Früher war das Motto der Punks immer "No Future", die Neopunks kriegen momentan gar nicht genug von der Zukunft. Sie fordern "More Future" im deutschen HipHop.


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