HGich.T, Excrementory Grindfuckers und Co. Acht abseitige Kultbands, die immer auf Tour sind
Sie schwimmen weit abseits des Flusses, der vielerorts als Mainstream bekannt ist - und doch werden sie von ihren Fans abgöttisch geliebt. Wir stellen euch acht Fun-Bands vor, die seit Jahren unermüdlich durch die Republik touren.
Das Leben als Musiker*in ist manchmal hart. Man rackert sich sein Leben lang ab, spielt ein Konzert nach dem anderen – wird aber niemals wirklich für das gewürdigt, was man geschaffen hat. Dieser Artikel öffnet sein Herz für all die Gruppen, die es geschafft haben, sich selbst in eine merkwürdige Zwischenexistenz zu verfrachten: Irgendwie sind sie ständig in der Stadt, spielen alle drei Monate im selben Club, aber von den Musikzeitschriften und Feuilleton-Journalisten werden sie nicht wahrgenommen.
Oft werden die Konzerte dieser Bands von Hardcorefans als die Besten aller Zeiten angesehen. Vor allem nach der vierten oder fünften Halben. Und nebenbei befinden sich die Aufnahmen dieser Gruppen auf so ziemlich jeder nur halb ernst gemeinten Spotify-Playlist des Landes. Zeit also, diese Acts zu würdigen und ihnen den musikjournalistischen Praise zu geben, den sie verdienen.
Excrementory Grindfuckers
Diese Band aus Hannover gibt es seit 2001 und sie spielen eines der unterschätztesten Genres überhaupt: Grindcore. Der Sänger heißt Hirn, am Schlagzeug sitzt Christus. Das und der Bandname der Excrementory Grindfuckers lassen also schon vermuten, dass es sich hier um ein nicht zu 100 Prozent ernst gemeintes Musikprojekt handelt. Bekannt wurden die Grindfuckers vor allem durch Coversongs: "I've been looking for freedom", "Farbfilm" oder "Verdammt ich lieb dich" ziehen sie auf schrägste Art und Weise durch den Kakao. Acht solche Grindcore-Alben haben die Szene-Legenden bereits rausgebracht – und doch tauchen sie in Musikzeitschriften so gut wie nie auf. Sie sind jedes Jahr auf Tour, die Fans lieben die Konzerte und singen: "Wir wollen Grindfuckers hören." Danke, liebe Excrementory Grindfuckers, dass es euch gibt und dass ihr die Herzen der Fans seit nun schon fast 20 Jahren mit Fun-Metal und Grindcore beglückt.
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Excrementory Grindfuckers - Verdammter Grindcore
Beatpoeten
Ein echter Insider-Tipp. Aber wer einmal auf einem Konzert der "Band" Beatpoeten war, wird wahrscheinlich immer wieder kommen. Bereits 2006 gegründet ist das zwei-Mann-Elektro-Punk-Kabarett-Spoken-Word-Hölderlin-Rave-Projekt aus Hannover eines der durchhaltefähigsten Spaßprojekte auf dem deutschen Musikmarkt. Besonders bewundernswert: Die Beatpoeten gibt es nicht auf Spotify und nicht bei Apple Music. Das komplette Gegenteil von Kommerz also - und trotzdem seit Jahren auf Dauertour.
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Beatpoeten - Das ist mir zu kommerziell
HGich.T
Johann Wolfgang von Goethe wäre stolz. Und mal ehrlich: Wer würde sich nicht mal einen hochoffiziellen FAZ-Feuilleton-Artikel mit dem Titel "Warum wir mehr HGich.T hören sollten" wünschen? Songs wie "Tutenchamun" oder "Hauptschuhle" haben sogar einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Aber auch die neuen Releases vom Hamburger Künstler*innenkollektiv sind einen Blick wert. Ein neueres Highlight ist zum Beispiel die Nachahmung der Herr der Ringe-Trilogie im Song "Aragon". Klar, HGich.T kann man musikalisch nicht wirklich ernst nehmen. Aber die Songs sind unglaublich lustig, dazu geht die Band gefühlt jeden Monat wieder auf Deutschlandtour. Die Konzerte: Happenings zwischen Drogenrausch und Elektropunk-Rave. Muss man einfach mögen.
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HGich.T - aragon
Eläkeläiset
Finnisch ist eine schöne Sprache. Eläkeläiset heißt of deutsch "Die Rentner". Klingt irgendwie viel schöner, oder? Hach, wenn man irgendwann mal 67 ist, will man doch auch viel lieber Eläkeläiset als Rentner genannt werden. Die vier Musiker aus Finnland zelebrieren seit ihrer Gründung im Jahr 1993 jedenfalls ein gemeinsames Hobby: den Humppa-Tanz. Ihre Masche: Welthits im Stile finnischer Volksmusik covern und die Wörter der Refrains durch Humppa ersetzen. Kann man sich mit Kopfhörern oder Boxen nicht wirklich lange geben, auf Konzerten (jedes Jahr mindestens sechs in Bayern) aber unbeschreiblich gut.
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Eläkeläiset: Humppaprinsessa
Todeskommando Atomsturm
Eine Legende der Punk- und Underground-Szene, kann man nicht anders sagen. Leider würden wahrscheinlich die wenigsten Radio-Moderator*innen den Satz "Hier ist Todeskommando Atomsturm mit dem Song 'Früher war da doch mal Hass'“ ohne zu lachen über die Lippen bringen. Auf der Homepage der fünf Punkah aus München heißt es: "Mittelfinger statt Zeigefinger" – und außerdem sind Todeskommando Atomsturm eine der wenigen Punkbands mit Sängerin.
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Todeskommando Atomsturm - Früher War Da Doch Mal Hass (feat. Fossi Kaput Krauts)
HC Baxxter
Der nächste Künstler aus Hannover – wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass man in dieser Stadt ein bisschen verrückt wird. HC Baxxter ist sozusagen der kleine böse Bruder von H.P. Baxxter, der aus den tiefsten Tiefen seines Unterbewusstseins hervorgekrochen ist. Er singt: "Ich hasse Deutschland" und "Der Morgen graut, und mir graut es auch vor ihm". Damit klingt er wie die versteckte Z-Seite eines Scooter-Albums. Die Konzerte: Punk- und Rave-Happenings, bei denen kein Fuß still bleibt. Und das, obwohl HC Baxxter die meiste Zeit einfach zu irgendwelchen kranken, selbst programmierten Beats auf der Bühne umherspringt. Groß.
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HC Baxxter - Arbeit macht mir keinen Spaß (Kackschlacht Cover) [Official Video]
Russkaja
Free and Easy Festival im Münchner Backstage? Überraschung: Russkaja spielen. In der Szene sind die Österreicher um Sänger Georgij Alexandrowitsch Makazaria echte Legenden. Zu Recht, denn wer den Sänger und seinen dicken Bauch einmal live gehört und gesehen hat, wird ihn so schnell nicht vergessen. Eine Opern-Stimme trifft auf Ska-Punk und österreichischen Humor. Dazu großartige Musiker und ein unmenschliches Tour-Pensum seit 2005 (inklusive unvergesslichem Live-Circle-Pit-Feeling beim "Psychotraktor"). Das geht nur mit ganz viel Energija.
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RUSSKAJA - Psycho Traktor
Acht Eimer Hühnerherzen
Nicht nur Hannover, auch Berlin produziert noch geile Bands. Das beste Beispiel: Acht Eimer Hühnerherzen. Auf ihrer Website heißt es, die drei Berliner seien ein halbakustisches Nylon-Punk-Trio, das Powerviolence-Folk mit Wandergitarren-Hardcore verbindet. Noch eine relativ junge und neue Band, die aber durchaus das Potenzial hat, eine echte Fun-Legende zu werden.
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Acht Eimer Hühnerherzen - Eis auf Ex
Sendung: Plattenbau, 18.11.2019 - ab 19.00 Uhr