Edward Snowden & Jean-Michel Jarre Vom Whistleblower zum Musiker?
Mal ernsthaft: Wann habt ihr zuletzt von Edward Snowden gehört? Letzter Stand: Lebt irgendwo in Russland. Jetzt taucht er im neuen Video "Exit" von Electro-Pionier Jean-Michel Jarre auf. Und fühlt sich deshalb ziemlich geehrt.
Vom Whistle-Blower zum Techno-Star? Eher weniger. Aber auch wenn Edward Snowden nicht selbst unter die Elektro-Musiker gegangen ist, in dem Video zum neuen Song "Exit" von Jean-Michel Jarre hat er trotzdem gerne mitgespielt. Und Fan von Jean-Michel Jarres Musik ist Snowden sowieso:
"Mir hat elektronische Musik schon immer gefallen. Besonders gerne erinnere ich mich an Melodien aus Videospielen, 8-Bit-Musik", erklärt Snowden in einem Interview, das schon vor zwei Wochen international verbreitet wurde. Und er fühlt sich geehrt: "Für einen Ingenieur wie mich, also jemanden, der nicht wirklich cool ist, ist es schon eine große Freude, zur Mitarbeit an einem großen Kulturprojekt eingeladen zu werden."
Bisher hatte Snowden alle Künstler-Anfragen abgelehnt - bei dem Video-Projekt von Jean-Michel Jarre wollte der Whistleblower aber unbedingt dabei sein. Dafür haben die beiden sich mehrmals per Videokonferenz über den Schutz der Privatsphäre und andere Themen unterhalten, Jarre hat die Interviewteile dann später in seinem Video verbaut. Dazu werden Bilder von Überwachungskameras und Kriegsszenarien gezeigt. Mit dem hektische Technotrack will Jarre an die ständige Produktion von Daten und die damit verbundene Suche nach Informationen über alles und jeden erinnern.
Von dem Titel "Exit" für den Song war in erster Linie Snowden überzeugt. Er überredete Jarre seinen Song so zu nennen, erzählt er im Interview:
"Wir haben die Wahl, und 'Exit' als Substantiv oder Verb ist etwas, was wir anstreben. Es ist etwas, auf das wir uns zubewegen. Wir sind auf einem Weg und nutzen die Freiheit, die uns zusteht, die uns umgibt, um zu gehen."
Edward Snowden zum Video Exit
Exit - irgendwie auch Snowdens Lebensmotto, der seit drei Jahren im russischen Exil leben muss, weil er in den USA wegen Landesverrat angeklagt ist. Das ganze Album von Jean-Michel Jarre erscheint am 6. Mai. Neben Snowden hat er darauf auch mit Bands und Künstlern wie den Pet Shop Boys, Pete Townshend, Lang Lang, Cyndi Lauper, Laurie Anderson, Air und Peaches zusammengearbeitet. Trotz dieser großen Auswahl: Einen besseren Coup zur Vermarktung als Snowden hätte er sich wohl nicht aussuchen können.