Interview mit Fatoni "Die große Fick-Gebung wurde an den Tag gelegt"
"Im Modddddus" heißt das neue Mixtape von Fatoni - richtig ausgesprochen mit fünf unter der Zunge vibrierenden D's! Mit uns hat der Münchner Rapper über korrekte Aussprache, Dexter und das schwere nächste Album gesprochen.
Fatoni gehört zu München wie die Wiesn - auch wenn der Rapper und Autor heute in München und Berlin zuhause ist. In der bayerischen Landeshauptstadt aufgewachsen und an der Otto Falckenberg-Schule zum Schauspieler ausgebildet, wurde Anton Schneider in den letzten Jahren zu einem der bekanntesten Musiker und wichtigsten Stimmen der Stadt. Sein letztes Album "Yo, Picasso" trug da gehörig dazu bei. Jetzt veröffentlicht er mit "Im Modus" ein neues Mixtape - kein Album!
PULS: Dein Mixtape erscheint heute und heißt im "Im Modus". Gibt es einen Unterschied zwischen "Modddddus" und "Modus"?
Fatoni: "Modddddus" ist eben die swaggigere Aussprache. Ich stehe auf Worte, die gewisse Menschen falsch betonen - ich sammele die alle. In der Regel kommt sowas von Mitte 50-jährigen Typen. Die sagen oft "Moddus" oder "Bonnnus".
Was ist der Modddddus auf dem neuen Mixtape? Haben die Songs ein übergeordnetes Thema?
Es ist sehr frei. Deshalb ist es auch ein Mixtape geworden. Eben sehr bunt. Es ist sehr gemischt. Es wurden viele Ficks gegeben, wie die Jugendsprache so sagt. Die große Fick-Gebung wurde an den Tag gelegt.
Es geht auf deinem neuen Mixtape immer wieder um Zukunftsängste - und um Rapper im Alter. Treibt dich das jetzt mehr um?
Ja, und vor allem, weil ich jetzt Berufsrapper bin und eben nicht mehr Anfang 20, oder Mitte 20 - oder eben Ende 20. Das war früher kein Thema. Ich hatte ganz lange gedacht, dass ich kein Berufsrapper werden würde und es war okay, aber jetzt bin ich das eben doch und bleib das erstmal. Das Damokles-Schwert hängt jetzt über mir.
Auf "Yo, Picasso", deinem letzten Album, hat Dexter die Beats produziert. Wer hat sie denn auf deinem neuen Mixtape gemacht?
Zehn verschiedene Leute - deshalb ist es auch ein Mixtape geworden. Dexter ist auch wieder mit zwei Tracks darauf. Auch Leute wie Großstadtgeflüster, die jetzt nicht direkt als HipHop-Produzenten bekannt sind oder der Münchner Künstler Occupanther haben daran mitgearbeitet. Ich hatte großen Druck und es fiel mir schwer, ein nächstes Album zu schreiben. "Yo, Picasso" war wohl meine erste große Platte und ich habe lange überlegt, was ich als nächstes Krasses machen könnte. Dann habe ich gemerkt, dass es mich nervt und total blockiert, so zu denken. Ich habe dann irgendwelche Tracks auf irgendwelche Beats gemacht - und plötzlich hatte ich 15 Songs und mich entschieden, ein Mixtape daraus zu machen.
Dieses Mixtape ist so eine Art Fingerübung für dich, um den Druck nach dem letzten Album rauszunehmen?
Absolut. Ich finde jeden Song so gut, dass ich ihn releasen wollen würde. Aber ich habe mich - auch wenn das eine Phrase ist - vor allem damit frei gemacht, um eine nächste krasse Platte machen zu können. Es ist eben kein Album, ich habe es Mixtape genannt und es kommt auch in einem kleineren Rahmen raus, ohne große Promo und nur digital. Es ist faktisch der nächste Release, aber ist nicht der Nachfolger für "Yo, Picasso".
Ein Song, der ziemlich raussticht auf diesem Mixtape ist "Suicide Tuesday". Über einen Radio-Dudel-Beat erzählst du eine Geschichte, die viele kennen werden: Man ist Samstagabend aus, nimmt chemische Drogen und katert bis Dienstag durch. Denkst du manchmal darüber nach, ob es diesen Kater noch wert ist?
Erstmal: Das ist natürlich fiktiv! Ich nehme gar nichts! Oder doch? Man weiß es nicht. Ja, natürlich bin ich an diesem Punkt - geh dann aber trotzdem immer weg. Selten aber so, dass ich Sonntagnachmittag noch irgendwo abhänge. Sobald die Sonne aufgeht, habe ich ein schlechtes Gewissen und keinen Spaß mehr. Die Illusion, das ich noch total produktiv bin und am nächsten Tag zehn Songs schreiben könnte, die treibt mich meistens zur Vernunft.
Kannst du dir vorstellen, es wie Mike Skinner zu machen und mit dem Musikmachen irgendwann aufzuhören und nur noch auf Partys aufzulegen oder Partys zu organisieren? Eben hinter den Kulissen?
Da unterscheidet uns etwas ganz Grundlegendes: Mike Skinner ist in erster Linie ein Produzent und DJ, so hat er sich immer gesehen. Ich sehe mich nicht als Musiker oder Produzent, sondern als Texte-Schreiber und Rapper. Wenn ich irgendwann nichts mehr zusagen haben sollte, muss ich trotzdem aufhören. Ich weiß aber nicht, ob ich dann Produzent und DJ werde oder einfach Penner. Oder ich habe dann meine Radio-Sendung bei PULS und mach die dann öfter. Wenn ich mehr Sendeplatz bekomme! Oder ich schreibe Krimis mit Tieren in den Hauptrollen. Oder ein Kochbuch? Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, das passiert nicht! Ich schreibe vielleicht einfach bald ein Buch.