Musikvideo von Kate Tempest "Das zielt mitten in die Seele"
Das neue Musikvideo "Europe is lost" von Kate Tempest hat für viel Aufmerksamkeit in Netz gesorgt. Gemacht hat es Manuel Braun aus München. Wie es zu der Zusammenarbeit mit der britischen Rapperin kam, haben wir ihn gefragt.
Demos, IS, Brexit, Polizeigewalt... Kate Tempest rappt in ihrem Track "Europe is lost" über die aktuelle Dramatik in der Welt. Das offizielle Video dazu ist ziemlich düster, zeigt schwarz-weiß Ausschnitte aus den Nachrichten und apokalyptische Filmszenen. Gemacht hat das Video Manuel Braun, ein Regisseur aus München, der zum Beispiel auch für das Münchner Volkstheater arbeitet.
PULS: Manuel, wie ist es dazu gekommen, dass du das Musikvideo zu Kate Tempests "Europe is lost" gemacht hast?
Ich hab das eigentlich nur als Fanvideo gemacht. Ich fand das Lied toll und habe aus Spaß ein Video dazu gemacht. Und eine Woche später hat mich das Management angeschrieben und gesagt, dass sie das Video kaufen wollen.
Ist das der gängige Weg, dass man ein Video dreht zu einem Song, den man cool findet und dann kommt das Management auf einen zu? Passiert das öfter? War das dein Plan?
Ich glaub heutzutage gibt’s kaum noch gängige Wege. Das war jetzt nicht geplant, das war aus Lust und Laune heraus. Einfach weil ich das Lied gut fand und Bock hatte das Lied zu bebildern. Alles andere hat sich zufällig ergeben, aber da steckt keine Intention dahinter. Ich habe natürlich gehofft, dass Kate Tempest sich das mal anschaut. Das hat sie getan und es hat ihr wohl so gut gefallen, dass sie das haben wollte. Aber das war jetzt keine Kundenakquise.
Das ist ja kein Happy Dance Video, sondern es geht um ernste Themen. Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass man vor dem Computer sitzt und dieses Video schneidet und dann bekommt man noch die normalen Nachrichten z.B. zu Trump und seinen Dekreten mit, wie beendet man so einen Arbeitstag? Wie bekommst du wieder Happiness in dein Leben?
Das ist echt schwierig. Ich bin ja auch aktuell in den USA und schaue mir das vor Ort an. Und ich muss sagen, ich hatte auch gerade so einen Nachrichten-Burn-Out. Ich fand das alles sehr erdrückend. Ich hab da aber kein Rezept parat, wie man dem entkommt. Dafür ist die Sache glaube ich zu ernst.
Das ist ja auch die Message des Songs und des Videos, dass man so einen Kloß im Hals hat, oder?
Man muss aufpassen, dass man sich nicht lähmen lässt. Das ist zwar das, was einen erst mal überkommt, aber wichtig ist, dass man dann Hoffnung darin schöpft. Dass man das macht, was man als mündiger Bürger machen darf. Dass man seine Rechte nutzt, auf die Straße geht und seine Stimme erhebt.
Viele Musiker und Filmemacher verpacken ernste Texte in Happy Clappy Videos. Wieso hast du dich entschieden ein Video zu machen, das auch bildlich zur Stimmungslage des Songs passt?
Ich glaube die meisten Inhalte oder Texte, über die ich mich beuge, versuche ich sehr ernsthaft zu behandeln. Ich bin relativ schlecht mit allem, was mit Ironie oder Trash zu tun hat. Das ist nicht meine Hausnummer. Und wenn man sich Kate Tempest auf der Bühne anschaut, dann merkt man, die meint das schon richtig ernst, die nimmt sich das sehr zu Herzen. Da habe ich das Gefühl, da ist nicht mehr viel Distanz da und das habe ich mit dem Video auch probiert. Also da gibt’s wenig Abstand, sondern das zielt schon mitten in die Seele hinein.