Rapper und ihre Eltern „Rauch kein Marijuana! Bis bald, Mama.“
Auf Alben von Kendrick Lamar, Drake, und Frank Ocean – den drei größten Rap- und R&B-Stars der Welt - tauchen Sprachnachrichten auf, in denen Eltern ihre Söhne belehren, loben, und anzicken. Warum eigentlich?
Kennen wir alle: SMS von Mama kommt. Voller wild gestreuter Emojis, und mit der etwas beleidigten Anmerkung, dass wir sie und Papa doch auch auf die neue Platte hätten nehmen sollen. Nein, Moment. So eine SMS kriegt nur Kendrick Lamar zu seinem neuen Album "DAMN" von seiner Mum.
"You should have put me on this one too!" – damit bezieht sich Paula Oliver, Kendricks Mutter, auf das Album "good kid, m.a.a.d. city" von 2012, auf dem sie und Kendricks Vater sogar mehrmals auftauchen. Und zwar in Form von Voicemails, die zwischen einzelne Songs eingestreut sind. Darin bittet Paula ihren Sohn zum Beispiel, doch bitte bald das Auto wiederzubringen.
Dieses Stilmittel hat auch Drakes auf seinem aktuellem Album "More Life" eingesetzt. Am Ende des Songs "Can’t Have Everything" hört man eine Voicemail oder Sprachnachricht von seiner Mutter Sandi Graham.
Sandi sagt ihrem Sohn da, dass sie sich Sorgen macht, weil er momentan so paranoid und streitlustig wirke – und zitiert am Ende Michelle Obama: "When others go low, we go high!"
Auch auf dem letzten Frank Ocean-Album "Blonde" gibt es so einen Moment, und zwar in dem Song "Be Yourself".
"Do not smoke marijuana. Do not drink alcohol. Do not get in a car with someone who is inebriated. This is mom, call me. Bye."
Rosie Watson in 'Be Yourself'
"Trink keinen Alkohol und steig bei niemandem ins Auto, der was getrunken hat." – das haben wir wohl alle schon mal von Mama gehört. Die Sprecherin Rosie Watson ist zwar nicht Frank Oceans eigene Mutter, sondern die von einem guten Freund, aber der Effekt ist derselbe wie bei den Voicemails von Kendricks und Drakes Eltern.
Der Einsatz von Voicemails und Telefongesprächen ist ein beliebtes Stilmittel im HipHop. Auf dem letzten Song von Chance the Rappers "Acid Rain"-Mixtape zum Beispiel findet sich eine sehr rührende Unterhaltung zwischen Chance und seinem Vater, der seinem Sohn erzählt, wie wahnsinnig stolz er auf ihn ist.
Die verzerrte Tonqualität dieser Clips gibt ihnen etwas intimes – man fühlt sich den Künstlern automatisch näher. Ob diese Gespräche geskripted sind oder nicht, weiß man in den seltensten Fällen. Aber gerade auf Alben von Kendrick, Drake und Frank Ocean haben diese Voicemails eine wichtige Funktion: Sie schaffen Nähe zu diesen sonst unerreichbaren Stars, und machen sie menschlicher. Dass Drake nicht so bockig sein soll, hätten wir ihm nämlich auch gerne schon länger mal gesagt.
Sendung: Freundeskreis, 24.04.2017 ab 10 Uhr