Interview mit Mädness & Döll "Wir sind jetzt in der GALA!"
Sie sind echte Blutzbrüderz: Mädness & Döll kommen aus Hessen, sind Brüder und schafften es mit ihrem Album "Ich und mein Bruder" auf das Cover der JUICE. Wir sprachen mit ihnen über Familie, Rap und ein ominöses GALA-Interview.
Von: Malte Borgmann
Stand: 21.04.2017
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Sie führen ein kleines, momentan sehr erfolgreiches Familienunternehmen: Mädness & Döll kommen aus Darmstadt und sind die Erben von hessischen Rapvordenkern wie Azad, Kool Savas oder Moses Pelham. Mit ihrem ersten gemeinsamen Album "Ich und mein Bruder" bringen sie neuen Schwung ins Deutschrap-Business - und sich selbst auf das Cover der JUICE. Wir trafen die beiden Brüder mit dem schönen Akzent.
PULS: Wir haben im Vorfeld natürlich recherchiert und der erste Google-Treffer für die Suchbegriffe" Mädness & Döll" und "Interview" ist ein Interview in der GALA. Wisst ihr davon etwas?
Döll: Ich wusste nicht, dass jemand diesen Ausrutscher mitbekommen hat (lacht). Quatsch, keine Ahnung. Das höre ich gerade echt zum ersten Mal.
Im Ernst, mit der Headline "Ein Album, das in 20 Jahren noch bleiben wird"?
Mädness: Das sagt die GALA? Gut, dann können wir jetzt in Rente gehen.
Döll: Alles erreicht.
Mädness: Da wollten wir immer hin. (lacht)
Aber euch ist schon klar, dass ihr momentan ganz schön durch die Decke geht? Ihr habt gerade einen Peak an öffentlicher Aufmerksamkeit: JUICE-Cover, sieben oder acht Stunden Video-Interviews auf den klassischen HipHop-Portalen. Wie geht's euch damit?
Mädness: Puuh ... ich überlege noch, ich hänge immer noch an der GALA-Story. (lacht) Aber klar, wir freuen uns natürlich sehr darüber.
Mädness, du bist schon lange im Geschäft. Deine erste Platte feiert dieses Jahr zehnjähriges Jubiläum. Du hattest schon früh Features von Savas oder Banjo, aber erst mit deinem Bruder ist das wohl jetzt der richtig große Durchbruch. Ihr sagt: "Wir waren eine Crew bevor wir eine Crew waren". Wann und wie habt ihr euch entschlossen zusammen Musik zu machen? Was war der Anstoß?
Mädness: Neben der GALA-Sache? (lacht)Unsere Situation privat war wohl ausschlaggebend. Unsere komplette Situation hat dazu geführt, dass wir uns zusammengetan haben. Es hat da einfach gerade Sinn gemacht und wir mussten einfach ein paar Dinge loswerden. Dann ging alles ganz fix!
Döll: In der Zeit bevor wir angefangen haben an unserm Album "Ich und mein Bruder" zu arbeiten, hatte jeder für sich mit Rückschlägen zu kämpfen und es war eine sehr schwere Zeit. Das ist wohl auch ein Grund, warum wir uns entschlossen haben, eine Woche wegzufahren und einfach nur Musik zu machen. In dieser Woche ist auch fast das ganze Album entstanden.
Das war in der thüringischen Einöde? Warum nicht irgendwo, wo es schön ist?
Mädness: Manchmal muss man auch irgendwohin fahren, wo es hässlich ist, um etwas Schönes zu erschaffen. Der Ort war wirklich aber auch nicht wichtig, wir haben sowieso die Wohnung eigentlich nicht verlassen und den ganzen Tag aufgenommen, geschrieben und Beats gebaut.
Döll: Wir sind aus dieser Woche mit acht Songs zurückgekommen - ein absoluter Glücksgriff diese Idee.
Entstanden ist dabei auch der Song "Kein Tag", der einen Todesfall in der Familie verhandelt. Ist es leichter, so ein schweres Thema mit dem eigenen Bruder zu musikalisch zu verarbeiten und zu performen? Oder schwieriger?
Döll: Ich glaube, das ist mit das interessanteste an diesem Song. Ich hätte niemand anderen als meinen Brudern featuren können, ich hätte das mit niemand anderem so besprechen können. In den Strophen erzählt jeder von uns beiden, wie er die Situation erlebt hat. Unter dem Strich war es für uns beide aber kein leichter Song.
Die Songs, die es dann auf euer Album geschafft haben, bieten einen sehr angenehmen und schönen Kontrast zu den Dingen, die im Deutschrap gerade so angesagt sind. Ihr haltet eine sehr gesunde Balance zwischen gutem Handwerk, Inhalt und sehr unaufgeregten, persönlichen Erfahrungen. Hört ihr denn selbst trotzdem gerne Ghetto-, oder klassischen Battle-Rap?
Mädness: Ich mag stumpfe Sachen total gerne, aber auf der anderen Seite eben auch Musik, die mir inhaltlich etwas gibt. Unser Ansatz ist da recht ähnlich: Wir haben einen Anspruch an Technik und Skills, an das Handwerk, aber auch den Wunsch, dem Inhalt Raum und Platz zu gewähren.
Döll: Ich bin privat schon auch Gangster-Rap-Fan, aber das hat eben nicht viel mit meiner Lebensrealtiät zu tun. Ich stehe jetzt in der GALA und so.
Madness: Dass muss man an dieser Stelle nochmal unterstreichen.
Döll: Das ist uns wichtig. Wir, Madness und Döll sind jetzt in der GALA.