Die Band, die alle hassen Warum Nickelback-Bashing mittlerweile super lame ist
"Nickelback sucks!" ist seit Jahren der Konsens im Netz. Alle machen Witze auf die Kosten der Kanadier – zuletzt auch ein Offizier der US Army. Aber muss das 2017 echt noch sein?
Diese Woche ging ein amüsantes Dokument durchs Netz: ein Offizier der US Army hatte angeblich ein Memo an seine Soldaten geschickt, in dem er ihnen untersagte, auf ihrem Stützpunkt laut die Musik von "schlimmen Rockbands" zu hören. Darunter durfte eine Band nicht fehlen: Nickelback.
Chad Kroeger und Co. kriegen im Internet seit Jahren aufs Dach – unter anderem von der kanadischen Polizei, von Arnold Schwarzenegger, und von Mark Zuckerberg. "Nickelback sucks" ist der Konsens im Netz. Aber muss man auf diese Band 2017 immer noch so heftig einprügeln?
Höhnisches Internet-Gebashe
Man muss zunächst mal unterscheiden zwischen einer Abneigung gegenüber der Musik von Nickelback und dem höhnischen Gebashe, das im Netz zum guten Ton geworden ist – auch bei Leuten, die sich gar nicht für Musik interessieren, aber gecheckt haben, dass Witze über Nickelback immer noch ganz gut ankommen.
Beispiel Mark Zuckerberg: ein steinreicher, intelligenter Typ, der höchstwahrscheinlich noch nie in seinem Leben ein Mixtape zusammengestellt hat, aber meint, in einem Promo-Video für eine A.I.-App Nickelback dissen zu müssen. "Spiel uns einen guten Nickelback-Song!" bittet er Jarvis, seinen Roboter-Butler, der ihm seinen Toast zubereitet und ihm Klamotten zuwirft. "Tut mir Leid, das kann ich nicht", antwortet Jarvis. "Es gibt keine guten Nickelback-Songs!" Hahaha! Was für ein Brüller!
Außerdem muss man gestehen, dass die Musik von Nickelback eigentlich gar nicht so schlecht ist. Nein, okay, das stimmt nicht – die ist immer noch totale Grütze. Das hat ausgiebiges Anhören der letzten vier Alben bestätigt. Die Songs sind bräsig, die Albumcover sehen aus wie besonders geschmacklose Stock-Fotos , und das Chad Kroeger so unfassbar plumpe Texte einsingen konnte, ohne einen Lachkrampf zu kriegen, grenzt an ein Wunder.
"And every day we got to be apart
I’m like a baby with a broken heart
But the second that I'll see you
You will know how much I need you"
Nickelback – Holding On To Heaven (2011)
Aber pompöse Songs, lächerliche Texte und whacke Albumcover haben Bands wie Muse, Coldplay und Imagine Dragons mittlerweile auch – und über die wird nicht so permanent hergezogen wie über Nickelback. Wenn Kroeger und Kollegen homphobe, rassistische oder sonst irgendwie blöde und verletzende Sachen gesagt oder gesungen hätten, klar: sowas kann man gar nicht genug bashen. Aber das Schlimmste was man Nickelback vorwerfen kann, ist, dass sie stocklangweilige, überdurchschnittlich unhippe Typen sind.
Früher, als Nickelback-Songs noch wirklich oft im Radio und im Musikfernsehen liefen, konnte man den Hass noch rechtfertigen. Überall Chad Kroegers blonde Mähne, überall diese Stimme, die an einen brünftigen Hirsch erinnert – das hat einfach genervt. Aber mittlerweile finden Nickelback in einem Paralleluniversum statt, von dem die meisten Musikfans nichts mehr wissen. Mal ehrlich: wer hat mitbekommen, dass vor zwei Wochen eine neue Nickelback-Single erschienen ist?
These: Leute, die Witze über Nickelback machen, haben seit Jahren keinen Song mehr von denen gehört, brauchen aber ein griffiges Stichwort, um sich über irgendetwas lustig zu machen - wie der Onkel, der mit den immergleichen, uralten Witzen daher kommt. Die greifen dann zu diesen Nickelback-Gags, um zu zeigen, wie sehr sie am Puls der Zeit sind oder wie distinguiert ihr eigener Musikgeschmack ist. Dabei ist es 2017 tatsächlich cooler, Nickelback zu feiern, als Nickelback-Witze zu reißen. Oder man kann es sich auch ganz einfach machen – und weder das eine, noch das andere tun.