Hype um Tash Sultana Wie aus einem Junkie Australiens neuer Star wurde

Mit Tash Sultana liefert Australien eine Musikerin, die beweist, dass die Erfolgsgeschichte von One-Man-Bands noch lange nicht vorbei ist. Ihr Erfolgsrezept: Songs, die einen in Backpacker-Abenteuer in Down Under zurückbeamen.

Von: Benjamin Kanthak

Stand: 01.03.2017 | Archiv

Tash Sultana | Bild: Tash Sultana

Die Geschichte der Loopstation, also dieser kleinen Box, mit der man sogenannte Loops aufnehmen und als Schichtkuchen wieder abspielen kann, müsste eigentlich schon längst auserzählt sein. Spätestens seit mit Ed Sheeran eine dieser "One-Man Bands" zum Weltstar mutiert ist und 2015 dreimal hintereinander das Londoner Wembley Stadium ausverkauft hat. Vor insgesamt 240.000 Menschen hat er dabei gespielt. Mehr geht einfach nicht. Und vor allem dachte man, weitere solcher Künstler will langsam auch keiner mehr sehen oder hören in Fußgängerzonen, auf Musikmessen und diversen Kleinkunstbühnen dieser Welt.

Aber dann war da plötzlich die australische "Loopstationistin" Tash Sultana. Eigentlich macht sie nicht viel anders. Und trotzdem ist eben doch alles ganz anders - und wird deshalb in Australien als "next big thing" gefeiert.

Der Hype um die 21-Jährige ist total berechtigt. Die Multiinstrumentalistin liefert in ihren Songs, die sie live und auf Platte mithilfe besagter Loopstations zusammenbaut, eine Mischung aus Rock, Folk und Reggae. Was ihren musikalischen Schichtkuchen dabei von denen vieler anderer Loopstation-Nervensägen unterscheidet, sind das ausgefeilte Songwriting, ihre Bühnenenergie und diverse spielerische Elemente, vom Trompetensolo bis hin zu Drumpads, die sie in ihre Tracks einbaut. So schafft es Tash Sultana zum Beispiel auch durch den Jamcharakter ihrer Lieder eine breite Masse für fast ausgestorbene Dinge zu begeistern. Exzessive Gitarrensolo-Orgien wären zum Beispiel so eine Sache.

Drogensucht, Psychose und Musik als Therapie

Ein wichtiger Teil hinter der Erfolgsstory ist aber ihre Geschichte. Sie bezeichnet sich selbst als ehemalige Drogensüchtige, die sich bis auf Heroin alles reingezogen hat, was sie in die Finger bekommen konnte - bis sie dann mit 17 Jahren durch eine drogenbedingte Psychose neun Monate in Therapie musste. Die Musik hat sie laut eigener Aussage gerettet.

Aus der Psychatrie ging es auf die Straße ihrer Heimatadt Melbourne. Dort verdiente sie jahrelang ihr Geld als Straßenmusikerin und fing letztes Jahr damit an, in ihrem Wohnzimmer Videos von ihren Livesessions zu drehen.

Ihre "Live Bedroom Recording"-Clips wurden in den sozialen Netzwerken immer weiter geteilt und letztes Jahr wählten die Hörer des australischen Senders "Triple J" Tash Sultanas Song "Jungle" auf Platz 3 der legendären Hottest-100-Liste.

Danach ging alles sehr schnell. Ihre selbstproduzierte EP "Notions" ging rauf bis auf Platz 8 der australischen Charts und innerhalb von 24 Stunden verkaufte sie 8.000 Tickets für ihre Down-Under-Tour. In wenigen Monaten ging es für Tash Sultana von kostenlosen Gigs irgendwo auf der Straße rein in die australischen Hallen, in denen fast 1.500 Leute Platz haben. Die Tour ist mittlerweile so gut wie ausverkauft. In Melbourne muss Tash sogar noch ein Zusatzkonzert geben.

Ihre erste US-Tour ist auch schon ausverkauft und im Sommer und Herbst wird sie für einige Festivals und Konzerte nach Europa kommen. Die Erfolgsgeschichte von One-Man- beziehungsweise One-Woman-Bands geht mit ihr also weiter.