Vorgestellt // Aloa Input Kosmische Mikrowellenmusik
Von der Adriaküste ins Weltall und zurück. Drei musikalische Tüftler frickeln das Leben, das Universum und den ganzen Rest auf eine Platte. Für Kleintiere eventuell tödlich, für alle anderen eine berauschende Erfahrung.
Mögen wir, weil...
... man sein Bewusstsein legal nicht besser erweitern kann, als mit dem neuen Album von Aloa Input. Beim letzten Hördurchlauf von "Mars Etc." haben wir zum Beispiel Folgendes aufgeschnappt: "Wir sind auf dem Rücken zahmer Schwarzfersenantilopen durch die wüste Leere der Tharsis-Region geritten. Wir haben mit brennenden Lippen kosmische Erdbeeren gekostet. Wir sind in einem verlassenen Leuchtturm an der Adriaküste gesessen und haben gelauscht, wie Meer und Maschinen sich rauschend unterhalten. Wir haben mit lebensmüden Vampiren auf die Sonne gewartet, mit schönen Kommunistinnen getanzt und mit den Wassermolekülen vibriert." Das ist nur ein kleiner Ausschnitt - und wir waren beim Anhören relativ nüchtern, ehrlich!
Wie haben die das angestellt?
Aloa Input ist das Projekt dreier erfahrener musikalischer Tüftler: Marcus Grassl, Florian Kreier und Cico Beck sind derart umtriebig, dass es einen schon wundern kann, wie sie überhaupt die Zeit für eine weitere Band gefunden haben: Klingende Namen wie Missent to Denmark, Joasihno, Angela Aux und l'egojazz finden sich in ihren persönlichen Diskographien. Das musikalische Spektrum reicht von melodiösem Indie über Folktronica, Kraut-Funk und Experimentalpop bis hin zu Produktionen für Film und Theater. Für die Aufnahmen zu "Mars Etc." haben sich die drei in einem verlassenen Leuchtturm auf der kroatischen Insel Krk eingeschlossen. Das dabei etwas Abgefahrenes herauskommen würde, war zu erwarten.
Umso mehr freut es uns...
... dass Aloa Input den Leucht- nicht mit dem Elfenbeinturm verwechselt haben. Die isländischen Glöckchenbimmler von Mùm haben ihre Alben ja auch gerne in Leuchttürmen aufgenommen, und im Gegensatz zu denen präsentieren sich Aloa Input auf "Mars Etc." bei aller Verspieltheit wunderbar unprätentiös und griffig. Melodiöse Refrains, wuchtige Big-Beat-Drums, staubtrockene Stoner-Gitarren - stellenweise reibt man sich verwundert die Ohren: "Mars Etc." rockt. Und zwar gehörig.
Die schönste Textzeile des Albums...
... ist trotzdem eine Lüge. "I'm a chainsaw but wanna be a microwave instead" heißt es in "21st Century Tale". Trotz aller Wuchtigkeit: Kettensägenmusik ist das nicht. Im Gegenteil: Es ist vorstellbar, dass die Frickler von Aloa Input es irgendwie hinbekommen haben, in ihrer Musik unter all die rauschenden Schall- auch ein paar elektromagnetische Mikrowellen zu mischen. Wir haben es zwar nicht geschafft ein Fertiggericht mit dem Album heiß zu machen, aber es ist nicht auszuschließen, dass euer Hamster platzt, wenn ihr ihm "Mars Etc." in einem geschlossenen Raum bei voller Lautstärke vorspielt.