Vorgestellt // Is Tropical Mehr als reine Provokation
Titten, Masturbation, Exzesse, Gewalt – diese Dinge sind immer am Start, wenn es ein neues Video von Is Tropical gibt. Dabei müsste die Band gar nicht unbedingt auf Schockeffekte setzen, um auf ihre Musik aufmerksam zu machen.
2013 ist die Karriere von Is Tropical schon voll am Start. Ihre Single "Dancing Anymore" ist voll durch die Decke gegangen, Gigs in der ganzen Welt standen auf dem Programm. Ihre Musik führt sie sogar bis nach Ghana und die Mongolei, wo sie zusammen mit den Einheimischen jammen.
"Vor ein paar Monaten waren wir mitten in der Mongolei und ein alter Mann führte uns. Wir konnten kein Englisch mit ihm reden, er verstand es nicht. Aber wir konnten uns gegenseitig Beatles-Lieder vorsingen. In jeder Kultur gibt es Lieder, die von Liebe und Frieden handeln. Genauso war es in Djakarta. Wir wollten mit den Kids dort ein bisschen auf der Gitarre klimpern, und das einzige, was alle kannten, waren John-Lennon-Songs. Aber diese Erfahrung war genial."
(Gary Barber von Is Tropical im Interview mit PULS)
Vor einem Jahr sah das noch ganz anders aus, die Karriere wollte noch nicht so Recht anlaufen. Denn wie viele andere Bands hatten Is Tropical eben nicht das Geld, Werbung in Musikzeitschriften zu schalten. Also schlagen sie einen anderen Weg ein.
"Wir haben uns gedacht: Nutzen wir doch das bisschen Geld, das wir haben, für künstlerische Videos und setzen damit ein popkulturelles Statement! Wir wollten so viele Leute wie möglich damit erreichen! Einige Kritiker haben uns deswegen angeprangert und meinten,das sei alles nur eine PR-Kampagne. Ist es natürlich auch, oder warum macht man sonst ein Video?"
(Gary Barber von Is Tropical)
Die Kampagne geht auf: Is Tropical werden mit ihren Videos regelmäßig innerhalb weniger Stunden von Videowebseiten verbannt. Und was verboten ist, ist natürlich auch besonders spannend. Daher hat die Band auch für ihre aktuelle Single "Lovers Cave" wieder auf krasse Bilder gesetzt.
"Das Video wurde vom New Yorker Künstler Richard Kern gedreht. Die Geschichte ist ganz einfach. Leute treffen sich auf einer Party, betrinken sich, ziehen sich aus und knutschen sich ab. Wie auf einer normalen Party auch."
(Gary Barber von Is Tropical)
So sehen also normale Parties bei Is Tropical aus. Das Trio aus London kann aber mehr als nur provozieren. Seit 2009 mischen sie Indie mit elektronischen Sounds. Nicht zu melodisch, aber doch eingängig. Nicht zu sperrig, aber doch irgendwie hingeschrammelt und manchmal auch disharmonisch. Auf jeden Fall immer besonders. Schnell wird das französische Label Kitsuné auf sie aufmerksam, auf dem auch schon andere Hochkaräter wie Phoenix oder Hot Chip ihre Alben veröffentlicht haben.
Mittlerweile gehören sie zu den absoluten Durchstartern des Jahres und es ist spannend zu sehen, wohin sich die Band entwickelt. Ihr Hit "Dancing Anymore" ist der poppigste Track ihrer aktuellen Platte "I'm Leaving" und lebt auch von der Stimme der Sängerin - die gleichzeitig die Freundin von Sänger und Gitarrist Gary ist. Wer weiß, vielleicht wird sie bald ein ständiges Mitglied von Is Tropical? Eins ist zumindest klar: Provokante Videos hat die Band mittlerweile nicht mehr nötig. Aber warum auch damit aufhören?