Unzerstörbare Band Warum Linkin Park die Kakerlake der Musikwelt ist

Linkin Park liefern ihr sechstes Nummer-1 Album in 17 Jahren ab. Weder das Ende von Nu Metal, noch ihr krasser Wandel zum Kommerz-Pop können ihnen schaden. Stellt sich die Frage: „Kann überhaupt irgendwas diese Band zerstören?"

Von: Benjamin Kanthak

Stand: 29.05.2017 | Archiv

Linkin Park | Bild: picture-alliance/dpa

Sollte die Apokalypse wirklich eines Tages kommen, dann gibt es zwei Dinge, die das Desaster überleben werden: Kakerlaken und Linkin Park. Es gibt scheinbar nichts, wirklich gar nichts, was den Erfolg der Band aus L.A. gefährden kann. Weder ihre musikalische Herkunft aus der Genre-Totgeburt "Nu Metal", die so unsagbar viel schreckliche Bands hervorgebracht hat, noch ihr gnadenloser Ausverkauf und Wandel zur absoluten Schnulzenband scheinen der Band zu schaden.

Während andere Mitstreiter der Nu-Metal-Ära wie Limp Bizkit oder Korn mittlerweile fernab in Südamerika ihr Unwesen treiben oder bei uns nur noch in geschlossenen Räumen vor einer Zahl hängen gebliebener Jünger spielen, haben Linkin Park einfach weitergemacht, massig Platten verkauft und die größten Stadien der Welt gefüllt.

Auf ihrem Weg schafften sie es unter anderem auch noch, die Rap-Legende Jay Z in ihre Fänge zu ziehen und der Welt ein Songgeschwür namens "Numb/Encore" zu hinterlassen.

Ohne verzerrte Gitarren, ohne mich!

Auch wenn es scheinbar nichts gibt, wofür sich die Band zu schade ist, konnte man zumindest eine Konstante ausmachen. In Linkin-Park-Songs mussten irgendwo noch ein paar verzerrte Gitarren eingebaut sein, weil es sich ja um eine „Rockband“ handelt. Ob das wirklich noch der Fall sei, daran zweifelten nicht nur Kritiker, sondern auch die eigene (riesige) Fanbasis.

Mit dem neuen Album "One More Light" hat sich die Band jetzt aber endgültig vom Rocksound verabschiedet und ein grausam glatt gebügeltes Pop-Album abgeliefert, bei dem man sich wirklich fragt, ob das ernst gemeint ist.

Sell-Out?

Andere Künstler werden für weniger schlimme Experimente von ihren Fans begraben, aber Linkin Park schaffen es tatsächlich mit der Platte erneut auf Platz 1 der Charts zu landen. Und das, obwohl Sänger Chester Bennington in einem Interview jedem Schläge angedroht hat, der der Band Ausverkauf vorwirft – also auch den eigenen Fans.

Aber auch dieses PR Desaster scheint keine Folgen zu haben und so sucht man weiter vergeblich nach dem Kryptonit gegen diese Band. Selbst eine "Swinging with Linkin Park"-Platte würde vermutlich von der Spitze der Charts grüßen. Das ist wirklich das einzige, wofür man Respekt haben kann: Die letzte Hoffnung scheint nur die Apokalypse zu sein.

Sendung: Filter, 29.05.2017 - ab 15 Uhr