"Du hast doch von Töten und Blasen keene Ahnung" Marterias erster Film ist Zucker für Augen und Ohren
Zusammen mit Aggro-Berlin-Visionär Specter hat Marteria einen Begleitfilm zu seinem aktuellen Album "Roswell" gedreht. "Antimarteria" ist ein großer B-Movie-Spaß: mit Elefantenkoks, Paul Ripke und dem perfekten Soundtrack.
Fußballer, Model, Rapper – es dürfte mittlerweile bekannt sein, dass Marteria schon so einiges gemacht hat. In seinem eindrucksvollen Lebenslauf findet sich übrigens auch der Punkt "Schauspielschüler". Auf dem Gebiet war er dann aber doch nicht so erfolgreich: "Ich war darin nicht gut. Da gab’s andere, die konnten das viel besser", hat Marteria jüngst im JUICE-Interview freimütig zugegeben. Das hat ihn am Ende aber auch nicht davon abgehalten, seinen eigenen Spielfilm zu drehen. Warum? Weil er kann, vermutlich.
Bescheidenheit ist nicht das Leitmotiv des Films
Bescheidenheit war dann auch ganz offensichtlich nicht das Leitmotiv bei der Realisierung von "Antimarteria", der sowas wie der Begleitfilm zum neuen Album "Roswell" geworden ist – 125 Mitwirkende, namhafte deutsche Schauspieler, Dreharbeiten in Südafrika und als Regisseur niemand geringerer als Specter. Der kreative Visionär hinter der Erfolgsgeschichte von Aggro Berlin steht seit jeher für Spektakel, und davon gibt es auch in "Antimarteria" reichlich: Skrupellose Menschenjäger, hochpotentes Elefantenkoks, männermordende Wüstenamazonen, brennende Astronauten, zeitreisende Außerirdische, dicke Knarren, Samuraischwerter, ein Riesenfisch, Paul Ripke – alles dabei.
Die Charaktere sind völlig überzogen, die Dialoge gerne mal herrlich beknackt ("Du hast doch von Töten und Blasen keene Ahnung, sach ick dir!"), zwischen den Profis (u.a. Frederick Lau, Emilia Schüle, Pit Bukowski) und den Laien (Marteria, Miss Platnum, Paul Ripke) besteht ein amüsantes schauspielerisches Leistungsgefälle, zum Schluss wird die mythologisch überladene Alien-Zeitreise-Rache-Story so wirr, dass man gar nicht mehr versucht irgendwas zu kapieren, und davor wird nach Herzenslust gehackt, geballert, gekokst und geschnetzelt. Das Schönste: All das wird mit dem nötigen Bierernst durchgezogen, um feinstes B-Movie-Feeling aufkommen zu lassen.
Feinstes B-Movie-Feeling
Klar, an das Niveau eines Quentin Tarantino, bei dem sich Specter und Marteria hier großzügig bedienen, reicht "Antimarteria" lange nicht heran. Ein großer Spaß ist es trotzdem – vor allem optisch und akustisch. Starke Bilder, abgefahrene Kostüme, knallbunte Farben und fancy Visual-Effects – dazu die drückenden Hi-End-Beats der Krauts, dem Produzententeam hinter Marteria: "Antimarteria" ist Zucker für Augen und Ohren.
Am Ende erinnert die verballerte, comichafte Mischung aus HipHop, Größenwahn, Esoterik und Pulp von Feeling und Vibe her an den Output einer der größten Rapcrews aller Zeiten. Wie man weiß, prangt auf dem Arsch von Marteria ein WuTang-Tattoo. Auf dem Arsch von "Antimarteria" ebenfalls.
Sendung: Filter, 08. Juni 2017 - ab 15 Uhr.