Vance Joy, Bonzai, Kendrick Lamar feat. Rihanna, Gløde, So Much Light Tracks der Woche #30/17
Die Tracks der Woche holen sich kompetente Unterstützung: von einer bekannten Schauspielerin, dem Lieblingsproduzenten, einer Pop-Ikone, vier gleichgesinnten Nordlichtern und einem E-Piano.
Vance Joy – Lay It On Me
Im Sommer 2013 gelingt dem Singer-Songwriter Vance Joy mit "Riptide" der internationale Durchbruch. In seiner Heimat Australien hielt sich der Song fast ein Jahr in den Top 50. So ein Erfolg kann Fluch und Segen sein – die Gefahr, als One-Hit-Wonder zu enden, ist groß. Dem setzte Vance Joy 2014 sein Debütalbum "Dream Your Life Away" entgegen, auf dem noch so manch andere Perle zu finden war. Jetzt legt der Sänger mit "Lay It On Me" nach: beginnend mit einem bedächtigen Gitarrenriff, ein bisschen Schlagzeug und der beruhigenden Stimme des 29-Jährigen wähnt man sich in einem klassisch-akustischen Liebeslied. Allerdings gewinnt der Track zunehmend an Dynamik und entfaltet sich schließlich im energischen, von Bläsern gepushten Refrain. "Lay It On Me" als musikalisches Sinnbild für eine Beziehung – im Video perfekt inszeniert mit Schauspielerin Angela Sarafyan, die schon in "Westworld" ihre Verführungskünste unter Beweis gestellt hat.
Bonzai – I Feel Alright
Ihre kurzen Rasta-Zöpfchen sind mittlerweile zu einer langen, knallroten Mähne gewachsen. Und nicht nur auf dem Kopf der Sängerin hat sich etwas getan: Nach "Sleepy Hungry" hat die in London lebende Bonzai jetzt eine neue Single draußen – produziert von ihrem Lieblings-Kollaborationspartner Mura Masa. In "I Feel Alright" geht die Newcomerin einen gewaltigen Schritt Richtung Pop: Die neue Single ist nicht ganz so vertrackt wie die Songs ihrer vergangenen EPs, dafür aber umso eingängiger. Ein paar abgespacete Sounds und ihr R’n’B-inspirierter Gesang dürfen aber auch auf "I Feel Alright" nicht fehlen. Und genau diese aufregende Mischung hat der gerade mal 20-Jährigen auch den Vergleich zu ihren Vorbildern Santigold und MIA eingebracht. Selbst Flume zeigte sich begeistert und buchte Bonzai letztes Jahr prompt als Support für seine Europa-Tour.
Kendrick Lamar feat. Rihanna – Loyalty
"It’s so hard to be humble" haucht Rihanna in den letzten Sekunden der Single "Loyalty". Wie soll man auch bescheiden bleiben, wenn man eh schon eine Pop-Ikone ist und dann auch noch von Rap-Lichtgestalt Kendrick Lamar mit Komplimenten überhäuft wird? Aber zurück auf den Boden der Tatsachen: nach "Freedom", dem Feature mit Beyoncé, hat sich Kendrick jetzt RiRi für ein Duett geangelt. Im Vergleich zu dem vor Energie fast zerberstenden "Freedom" vermittelt "Loyalty" aber einen ganz anderen Vibe: gelassen, unverkrampft und mit einer Prise Afterhour-Stimmung. Stellenweise aber auch ziemlich verkopft. Besonders das ungewöhnliche Intro des Trap-angehauchten Songs sticht heraus, fügt sich aber nach ein paar Sekunden perfekt in das Gesamtbild von "Loyalty". Der Song ist Titel Nummer sechs auf dem neuen Album "Damn", bei dem der Rapper, was Design und Songtitellänge betrifft, auf Minimalismus setzt (immer nur ein Wort – in Großbuchstaben).
Gløde – As We Speak
Irgendwas zwischen Hippie und Seemann – so beschreibt sich Simon Glöde selbst. In Flensburg aufgewachsen, hat der Sänger einen Großteil seiner Kindheit an den Küsten Dänemarks verbracht. Als kleine Hommage daran hat Glöde seinen deutschen Umlaut gegen den Dänischen getauscht – und fertig war der Künstlername Gløde. Seine zukünftigen Bandkollegen lernte der Songwriter in Hamburg kennen. Bei dieser Hintergrundgeschichte ist es nur einleuchtend, dass die fünfköpfige Band ihr Debütalbum am Meer aufgenommen hat – um die besondere Stimmung ihrer Songs zwischen Einsamkeit und Nähe richtig einfangen zu können. Jedoch wäre ihr Vorhaben fast an der finanziellen Barriere gescheitert. Aber Crowdfunding sei Dank, wird das Album namens "Ø" im September 2017 erscheinen. "As We Speak" ist die erste Single daraus und zeigt schon mal, in welche Richtung es gehen wird: ausgereifter Akustik-Sound mit viel Storytelling und Feel-Good-Faktor.
So Much Light – Be Afraid
Normalerweise beteuern die Bösewichte ja immer ganz scheinheilig, dass man keine Angst vor ihnen haben müsse. Damien Verrett aka So Much Light macht es auf seiner neuen Single "Be Afraid" genau andersrum. Und das, obwohl der Kalifornier mit seiner butterweichen Stimme eigentlich so klingt, als könne er niemandem etwas zuleide tun. Aber der Sänger möchte mit seinem neuen Song darauf aufmerksam machen, dass die Schurken der Jetzt-Zeit nicht unbedingt wie eben solche aussehen. Und deshalb jubelt das geblendete Publikum im Hintergrund von "Be Afraid" auch fröhlich weiter, obwohl die Bestie direkt vor ihnen steht. Zusätzlich zur gesellschaftskritischen Botschaft liefert der 27-Jährige mit seiner neuen Single einen sehr gelungenen Popsong – nicht zuletzt wegen des auffälligen E-Pianos. Ein aussichtsreicher Vorgeschmack auf sein erstes Album in voller Länge, das "Oh, Yuck" heißen und Anfang August erscheinen wird.
Sendung: Freundeskreis, 24. Juli 2017 - ab 10 Uhr