Vorgestellt // Crystal Fighters Mehr Mythos in den Pop
Die Crystal Fighters erwecken den Detektiv-Spürsinn in dir: Angefangen mit elektrolastigem Tribal-Pop landen sie nun bei eigenwillig Handgemachtem. Diese Band tischt uns eine Menge dubioser Geschichten auf - aber richtig gute!
Die Wahrheit
Eines vorne weg: Die Biographie der Crystal Fighters ist eine Montage aus Halbwahrheiten und Legenden. Hier mal eine Annäherung:
Auf ihren Seiten im Netz verortet sich die Band in "Navarro, Spanien" und führt Journalisten und Fans in die Irre. Die fünf Mädels und Jungs haben ihren eigenen Gründungsmythos geschaffen und im Netz gestreut. Sängerin Laure, wohl das einzige Bandmitglied mit baskischen Wurzeln, soll im Nachlass ihres Großvaters die Fragmente einer alten Oper gefunden haben. Wenn man jetzt den Namen dieser Oper ins Englische übersetzt, kommt angeblich der Bandname dabei raus: Crystal Fighters. Gleichzeitig ist diese Oper auch die zentrale Inspirationsquelle der Band. Sprich: Junge, kreative Menschen leiern sich eine geheimnisvolle Geschichte aus den Pop-Rippen und treffen damit genau ins Schwarze.
Trotzdem: Es gibt durchaus ein paar verbriefte Wahrheiten: Crystal Fighters kommen größtenteils aus dem Londoner East End. Einer ihrer ersten Tracks ist auf einem Sampler des stilsicheren französischen Elektro-Labels Kitsuné zu hören. Der Song "Xtatic Truth", eine Reflektion über die Einsamkeit des Einzelnen auf der Tanzfläche, wird anschließend fleißig geremixt und so durchs Netz gejagt. Im Oktober 2010 erscheint "Star of Love", das Debütalbum der Crystal Fighters.
Soundattacken zwischen Dance-Punk und Basken-Folklore
Für ihren Sound verwenden die Crystal Fighters traditionelle baskische Instrumente wie die Txalapartas, das sind einfache Holzblöcke, die zu zweit in einer Art "Call And Response-Modus" beklöppelt werden. Der dumpfe und leicht mantrische Sound des Instruments fügt sich perfekt in das Soundgewand aus Synthies und Bässen ein. Dazu kommt der Gesang ihres Frontmanns Sebastian Pringle, der sich durch einen südländischen Fake-Akzent auszeichnet, was wohl die baskische Pseudoherkunft der Band unterstreichen soll. Ganz ehrlich: Das Konzept ist in jedem Fall durchdacht und wir kaufen es ihnen gerne ab.
Die Live-Auftritte der Crystal Fighters gleichen wahren Erleuchtungserlebnissen. Ekstatische Sound-Orgien, bei denen sich Percussion- und Synthie-Gewitter zusammen mit den gebetsmühlenartig vorgetragenen Texten zu einer abgefahren mitreißenden Performance verdichten. Die Devise: Mehr Mythos in den Pop!
Einmal bitte alles neu
Im April 2013 erscheint schließlich ihre neue Single, schlicht "You & I". Einen Monat später folgt das langerwartete zweite Album "Cave Rave". Die Crystal Fighters bleiben wieder einmal ihrem Verwirrspiel treu, denn von "Rave" ist auf dieser Platte nicht viel zu hören. Wo sie bei ihrer ersten Platte noch elektronisch rumgebratzt haben, setzen sie nun Gitarren und Schlagzeug ein. Da darf auch mal so richtig pathetisch geschmalzt werden. Einmal bitte alles anders: Die Crystal Fighters legen eine grandiose 180-Grad-Wende hin - und beweisen, was für exzellente Songwriter sie sind.