Vorgestellt // Hiob & Dilemma Das sind zwei ganz Große
Der Berliner Hiob und der Leipziger Dilemma sind die Speerspitze deutschen Underground-Raps. Ihre aktuelle Scheibe ist schon jetzt eines der besten HipHop-Alben des Jahres.
Zwei komplett abseitige Rap-Styles, Texte, die nach Straße duften, aber völlig ohne typische Rap-Klischees auskommen und der Hunger der HipHop-Szene nach gesampelten Beats – so haben sich der Berliner Hiob und der Leipziger Dilemma in den letzten Jahren als Speerspitze des Undergrounds manifestiert. Normalerweise sind die beiden solo unterwegs, aber so viele Gemeinsamkeiten schreien nach Kollabo. Ihr erstes gemeinsames Album "Hang zur Dramatik" aus 2007 war der Beweis: Das sind zwei ganz Große. Und mit ihrem aktuellen Album "Apokalypse Jetzt" wird das noch eindrucksvoller in grauen Beton gegossen.
HipHop-Jam auf allerhöchstem lyrischem Niveau
Auf 19 Tracks beschwören Hiob & Dilemma nichts weniger als die Apokalypse selbst. Der Homo Sapiens ist ein Trümmerhaufen, politisch und sozial total verwahrlost, grundsätzlich zum Scheitern verurteilt und deswegen wert, von der Erde getilgt zu werden. Ihre Sprache ist prophetisch, fast biblisch – total ungewöhnlich jedenfalls für Rap. Trotzdem geht das Gefühl nicht verloren, mitten im Gedränge auf einem Underground-HipHop-Jam zu stehen. Rap auf allerhöchstem lyrischem Niveau. Und kein einziger Track auf "Apokalypse Jetzt" ist ein Aussetzer.
Die Beats auf "Apokalypse Jetzt" klingen wie die düstersten Wu-Tang, die dann noch mal durch den Dreck geschleift und in einen finsteren Folterkeller aus "Saw" oder "Hostel" gesperrt wurden. Kein Wunder. Die Samples, die den Weltuntergang auf dem Album untermalen, stammen hauptsächlich aus italienischen Horrorfilmen. Bis auf wenige Ausnahmen programmieren Hiob & Dilemma die auch selber.
Trotz des ganzen Nihilismus hat "Apokalypse Jetzt" im Endeffekt dann doch seinen positiven Ansatz. Hiob & Dilemma verstehen das jüngste Gericht als reinigendes Feuer, auf dessen Asche neues Leben gedeihen kann. Und so geht es einem auch selbst nach dem Hören von "Apokalypse Jetzt". Irgendwie ist man innerlich gereinigt. Denn: Endlich hat es mal jemand gesagt!