Vorgestellt // Juse Ju Auf der Suche nach der Provokation
Intellektuell mit ein bisschen Proll: Das ist Juse Ju, der sich München als Rap-Pflaster ausgesucht hat, weil die Stadt so schön dekadent ist. Sein Debütalbum heißt "Yo! HipHop hat mein Leben zerstört".
Deutscher Rap hat kein Feindbild mehr, doch hier ist einer, der eines sein will:
Juse Ju. Er ist Ende zwanzig, ist in Japan, in den USA und in Stuttgart groß geworden. Für sein Studium hat er sich am Ende aber für München entschieden, wegen der Dekadenz. Juse Ju ist das selbsternannte Bindeglied zwischen Blumentopf und Aggro Berlin. Also nicht ganz Gangster, nicht ganz bodenständig. Erfrischend abgehoben und ein Entertainer bis zum Schluss.
Der Mosh-Pit des HipHop
Seine Shows beginnt er mit einer Karaoke-Version von Mila Superstar. Während andere HipHopper ihre MySpace-Seite aufmotzen, konzentriert sich Juse Ju auf den Live-Act. Er sieht sich als Live-MC, nicht als Internetrapper. Auf der Bühne kann er mit dem Publikum interagieren, seinen Devil Dance tanzen, bei dem die Menschen im Club weniger HipHopper als Mosh-Pit sind. Überheblich, aber nah dran. Das ist wohl das Kernkonzept von Juse Ju.
Schlimme Worte mit Witz
Auf der Suche nach dem Swagga kommt ihm schon mal der ein oder andere krasse Satz unter. Aber nur die schlimmen Worte allein machen weder einen Gangster noch einen Frauenfeind. Dahinter steht meistens eine ernstzunehmende Aussage. In dem Song "Lass Dich Nicht" steht ein Mädchen nachts weinend vor seiner Tür, weil ihr Freund sie betrogen hat. Sie wird eingeladen, getröstet, mit ins Bett genommen und am nächsten Morgen vor die Tür gesetzt. Eigentlich mag Juse Ju starke Frauen. Er rappt: "Steh mal für Dich selbst, niemand nimmt da Rücksicht..." Die Mädchen sollen weniger Opfer sein, also: mehr Rückrat. Und wenn man ganz ehrlich ist, sind all die schlimmen Worte mit viel – wenn auch bewusst pubertärem - Wortwitz verpackt.
Kosmo-Proletentum
Mund offen und dicke Hose, das sind Bilder, die man aus dem HipHop gewohnt ist. Juse Ju findet den Spaß in der Provokation und in der Ehrlichkeit, die ihm Rap bietet. Er ist ein Kosmo-Prolet, irgendwo zwischen klugen Sätzen und Proll. Eben ein sehr flyer College-Boy, wie einer seiner Tracks heißt.