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Vorgestellt // Metronomy Die Überlebenden des New Rave

New Rave ist tot - Metronomy strahlen immer noch! Weil sie nie zur Auf-die-Fresse-Fraktion gehört haben, sondern witzigen Indierock mit Elektronik und Pop vermischen.

Von: Andreas Wallner

Stand: 06.04.2011 | Archiv

Metronomy | Bild: Gregoier Alexandre

Metronomy ist die Geschichte eines pubertierenden Sechzehnjährigen, der in den 90ern nicht auf Indie oder Charts stand, sondern in seinem Kinderzimmer lieber die Platten von Aphex Twin, Devo oder LFO auflegte. Noch im Elternhaus, im provinziellen Devon, bekommt Joseph Mount vom Herrn Papa einen ausrangierten Computer, den er für seine überschüssige musikalische Energie nutzt und anfängt zu komponieren. 2006, als Student in Brighton, gibt es dann den ersten richtigen Output von Joseph, a.k.a. Metronomy, das Debütalbum "Pip Paine (Pay The £5000 You Owe)". Den Erfolg hat er, wie so oft, einem DJ zu verdanken: Kein geringerer als Erol Alkan baut in seinen New-Rave-Sets die Singleauskopplung "You Could Easily Have Me" ein. Fürs erste ist der Rahmen bei Metronomy abgesteckt: New Rave, grelle Farben, Klaxons, Late Of The Pier, Foals.

Joseph Mount legt die Hebel noch mal um, rekrutiert die alten Schulfreunde Oscar Cash und Gabriel Stebbing, kauft Glitzer und Plingpling ein und gibt die ersten Livekonzerte. Da Mount die Songs alleine produziert hat, rückt seine Studiotätigkeit zuerst in den Fokus der Popbranche. Er bekommt Remixanfragen von Ladytron, Goldfrapp, Gorillaz, Charlotte Gainsbourg, Britney Spears und den Sugababes – auf letzteres hat er doch irgendwie keine Lust und sagt ab.

Und dann kam 2008 das zweite Album "Nights Out". "Eine zweite Debütscheibe" sagt Joseph Mount, denn jetzt erst kommen seine Gesangsqualitäten zum Vorschein, der dem ungewohnten, aber gefälligen Indie-Dance-Sound noch eine gewisse Note gibt. Es klingt poppig, lustig, aber nicht so knallhart nach Dancefloor wie Hot Chip seinerzeit. Dass es funktioniert zeigen Hits wie "A Thing For Me", das schwarzhumorige "Heartbreaker" und der grandiose Ohrwurm "Radio Ladio", die nebenbei allesamt mit extrem originellen und witzigen Videos bestechen. Ab jetzt erst redet man von Metronomy als Band und nicht als Pseudonym des Masterminds Joseph Mount.

Der nächste Einschnitt erfolgt 2009. Bassist Gabriel Stebbin verlässt die Band, für ihn kommt Gbenga Adelekan und zusätzlich Lightspeed-Champion-Drummerin Anna Prior. Zum ersten Mal wird ganz oldschool live getrommelt und siehe da: Es funktioniert ganz prächtig! So prächtig, dass das 2011 erscheinende dritte Album "The English Riviera" als Band aufgenommen und nicht alleine von Mount produziert wird. Das Landei aus Devon war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und traf mit seinem Kinderzimmer-Computergefrickel den Zeitgeist. Ob es noch mehr Provinzler da draußen gibt, die ihre Idee zu einem internationalen Dance-Konglomerat führen? Wir hoffen ja.


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