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Vorgestellt // Muso Ein Rapper in Trance

Rap aus Deutschland verändert sich. Gangsta-Rap siecht schon lange dahin, aber was kommt jetzt? Casper wird als Heilsbringer gefeiert, der er gar nicht sein will. Oft fällt der Name Marteria. Die Zukunft ist offen. Aber damit auch frei für viele neue Ideen. Muso aus Heidelberg hat sie.

Von: Franz Liebl

Stand: 21.10.2011 | Archiv

Muso: Wachturm (live @ on3-Festival 2011)

Muso weiß ziemlich genau, was er will. Und noch genauer, was er nicht möchte. Seine Musik soll unverwechselbar und eigen sein - Muso eben. Als großes Vorbild nennt er Falco. "Weil der sich mit keinem anderen vergleichen lässt".

Ursprünglich kommt Muso aus Waldshut, nahe der Schweizer Grenze, seit 2006 lebt er aber in Heidelberg. Noch gibt es nicht viele Stücke von ihm, aber die ersten Files lassen viel erhoffen. Für seine Beats hat er sich prominente Unterstützung geholt - von Songwriter-Wunder Konstantin Gropper alias Get Well Soon und Sizarr-Soundtüftler Pink Ganter.

Muso Hölle Hölle (live @ on3-Festival 2011)

Und seine Musik ist tatsächlich schwierig einzuordnen. "Eine Mischung aus Malibu Beach und Garmisch-Partenkirchen, aus Depressionen und Größenwahn, aus Orchester und Laptop" sagt er selbst dazu. Mit den Referenzgrößen Blumfeld, Underworld, Marteria, Odd Future und James Blake kommt man nah dran. "Auf jeden Fall Post-Irgendwas", schreibt er selbstironisch auf seiner Homepage.

Denn klar: Irgendwelche Genregrenzen interessieren ihn überhaupt nicht. Rap ist für Muso ein Stilmittel, ein Handwerk, das der 25-jährige, seitdem er zwölf ist, perfektionieren will. Er möchte neue sprachliche Ausdrucksformen finden und die ewigen Wie-Vergleiche überwinden.

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Sein künstlerischer Anspruch ist auf jeden Fall hoch. Da kommt es zu krassen Gedankensprüngen in den Texten, zu Spoken-Word-Passagen, zu Sätzen, die sich nicht mehr reimen, oder dann gleich doppelt und dreifach. Beim Schreiben müssen die Gedanken fließen, er lässt sich treiben. "Das passiert bei mir fast in Trance. Meistens lese ich mir erst am nächsten Tag durch, was ich da geschrieben habe."

Genre-Grenzen überwinden? Verquere Texte? Haben wir all das nicht schon oft genannt? Der so genannte Alternative-Rap hat diese Zutaten schon seit Jahren. Man denke an 13 & God, Anticon, das Münchner Label Postrap, den gefeierten Ghostpoet aus England, mit dem Muso auf Tour geht. Vielleicht ist es so.


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