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Vorgestellt // Schlachthofbronx Einmal Bayerische Basswatschn, bitte!

Von Local Heroes zu internationalem Ruhm: Seit 2008 kultivieren Schlachthofbronx aus dem Münchner Metzger-Ghetto einen unorthodoxen Exotensound, der den Nerv der Zeit getroffen hat. Alle Welt bounct zu Munich Bass!

Von: Michael Döringer

Stand: 28.11.2014 | Archiv

Schlachthofbronx 2014 | Bild: David Rasche

Der Gründungsmythos der Schlachthofbronx klingt eher schlicht: Langeweile zwischen Güterbahnhof, Siff-Spielplatz und Arbeitsamt. Spinnerte Ideen dank zu viel Dosenbier und Malawi-Gin. Banal und dreckig - wie der Sound.

Hier entsteht Munich Bass, ein Hybrid aus Ghetto Tech, Kuduro, Baltimore Club, Dubstep und Miami Bass. Heißblütiges Abzappel-Potential aus den temperamentvolleren Ecken der Welt ist ganz klar die wirksamste Waffe gegen die dröge Minimal-Abfahrt in unterkühlten europäischen Clubs. Booty-Shaken bis nichts mehr geht gegen die große Langeweile.

Munich Bass vom Feinsten

Schlachthofbronx sind nachtaktiv und dementsprechend in den Münchner Clubs unterwegs. Als DJ-Team, an der Trinkhallen-Theke und inzwischen auch mit einem ohrenbetäubenden und bootybewegenden Live-Set - dank Ravesirenen, Trillerpfeifen und natürlich jeder Menge BASS!

Interview // Schlachthofbronx "Mädels vorne, Moshpit hinten"

Nach dem ersten Album 2009 gibt es kein Halten mehr für die Dreier-Gang, künstlernamentlich Subbass-Commandante Graf von Stierendfroed, Bass-King T und DJ King Augenring - obwohl sie keine ganz Unbekannten waren und schon lange in Münchner Soundsystems und Bands aktiv sind. Die bald zum Duo geschrumpfte Partytruppe bollertdurch die Dancehalls und über die Festivalbühnen rund um den Erdball. 2010 haben Bene und Jakob Russland, Mexiko, Kanada, das SXSW-Festival in Austin und das Sónar-Festival in Barcelona im Terminkalender – nuff said.

Den Bass zähmen

2011 kommt dann der verdiente Ritterschlag: Exotik-Bass-Platzhirsch Diplo holt Bene und Jakob für zwei stramme EPs zu seinem Label Mad Decent. Ende März 2012 erscheint ihr zweites Album mit dem programmatischen Namen "Dirty Dancing". Diesmal lautet die Devise allerdings: Weniger ist mehr und Ghettohupen sind nicht alles. Mittlerweile dürfte jeder clubaffine Mensch in Deutschland Schlachthofbronx kennen, die wohl gerade das nächste große Kapitel der Mjunik Disco schreiben.

Mit dem 2014er Album "Rave & Romance" gehen sie den eingeschlagenen Weg hin zu ausgeklügelten, auch mal langsameren Tracks konsequent weiter - und hauen mit "Lights Off" den wahrscheinlich besten Song der Bandgeschichte raus. Die Vocals für den abgebremsten, aber verführerischen Track übernimmt der New-Orleans-Bounce-Sänger Nicky Da B, der kurz darauf leider stirbt. Aber auch die guten, alten Bass-Monster gibt es nach wie vor - und die klingen dank Trap-Hi Hats und Footwork-Beats verrückter denn je.

Wir böllern mit, so oder so.


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