Vorgestellt // Zombie Nation Wahnsinn mit Methode
Das Cover von "Zombielicious" blitzt und blinkt in grellem Pink. Kein Wunder, schließlich sind die Inspirationsquellen des Münchner Produzenten Zombie Nation einerseits Disco und Elektro sowie andererseits Punk und Elektro.
Angefangen hat für Zombie Nation alias Florian Senfter alles mit dem simpel-brachialen Rave-Track "Kernkraft 400". Im Erscheinungsjahr 1999 wird dieser in allen einschlägigen Clubs rauf und runter geprügelt und startet von dort eine Art Odyssee, die mitunter obskure Züge annimmt. Denn "Kernkraft 400" schafft es in die Charts und die Fußballstadien dieser Welt.
Es hat aber auch etwas Absurdes, wenn angetrunkene, amerikanische Footballfans einen deutschen Rave-Track abfeiern. Und wahrscheinlich ist dieses Massenphänomen schuld daran, dass sich "Kernkraft 400" irgendwann selbst überholt. Mit dem Erfolg der Single kommen Angebote aus allen Ecken, doch Zombie Nation bleibt München treu, sein Debütalbum "Leichenschmaus" wird auf DJ Hells Label International Deejay Gigolo Records veröffentlicht. Damit ist Zombie Nation zur richtigen Zeit am richtigen Ort. In den auslaufenden Neunzigern verhallt nämlich gerade noch der Abgesang auf Techno und übrig bleibt Elektroclash, jene Mischung aus New Wave, Punk und Elektro. In diesem Umfeld fühlt sich auch Zombie Nation äußerst wohl. Ein paar Jahre geht das so, bis Zombie Nation zu neuen Ufern aufbricht.
Auf dem Sprung ins Feuilleton
Er eröffnet sein eigenes Label Dekathlon, veröffentlicht Platten von Kollegen und schafft mit UKW ein Sublabel, welches bis heute ausschließlich den eigenen Projekten vorbehalten bleibt. John Starlight, ein weiteres Pseudonym von Florian Senfter, schlägt ähnlich heftig in die Rave-Kerbe.
Gleichzeitig scheint eine Rückbesinnung einzusetzen, sozusagen eine Neuordnung der eigenen Werte und Inspirationen. Heraus kommt 2003 das Album "Absorber", welches immer mehr Referenzen zum wabernden Disco-Sound der Siebziger aufweist. Von nun an muss es nicht mehr um jeden Preis knallen. Zombie Nation wird sogar melodischer und experimentiert zunehmend mit der eigenen Stimme. Dadurch wird das Album auch außerhalb des Club-Kontextes wahrgenommen und mit dem nachfolgenden Album "Black Toys" schafft Zombie Nation drei Jahre später endgültig den Sprung in die Feuilletons.
Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn dort nicht auch "Zombielicious" besprochen würde. Schließlich ist der Sound von Zombie Nation ein weiteres Mal absolut auf der Höhe der Zeit. Neonfarben und verschwitzt, aber auch clever und abgeklärt. Eine Mischung, die sowohl das Indie-Publikum als auch die Rave-Kids begeistern kann. Der Wahnsinn hat eben doch Methode.