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Vorgestellt // Young Fathers Popstars inkognito

Erst waren sie schottische Underdogs, jetzt sind die Young Fathers eine Band, über die jeder redet. Mit ihrem Album "White Men Are Black Men Too" geht so einiges. Immerhin ist das Trio die dreckigste Boyband der Welt.

Von: Katja Engelhardt

Stand: 01.04.2015 | Archiv

Das britische HipHop-Trio Young Fathers | Bild: The Windich Agency

Man kann sich null vorstellen, dass diese drei Schotten angeblich mal als Boyband angefangen haben: zu große Mäntel, zu volle Bärte, zu dunkle Augenringe. Die Gesichter einer e-c-h-t-e-n Boyband sind immer bereit für ein Zahnpastalächeln. Die Young Fathers nicht. Als sie 2014 komplett überraschend den renommierten Mercury Prize gewinnen, erfüllen sie so gar nicht die Erwartungen der Medien, die gerne drei zutiefst dankbare Gentlemen gesehen hätten. Es hagelt die Schlagzeilen "Gewinner weigern zu sich lächeln!", "Keine Kontaktbereitschaft!" oder "Sie verziehen keine Miene!"

Der Smile-Gate hat aber nichts mit Unlust zu tun, sagen Alloysious Massaquoi und G Hastings von den Young Fathers: "We want to be wordly, we want to be everywhere. But we are doing it our way and in the long run we want to be able to sleep at night. Who says that a pop star has to smile all the time? I just don't see where that's coming from. I think it's just a context in which pop music is lying in the moment. People need to play it safe so they get noticed."

Und schon redet niemand mehr über das kleine Wunder, dass eine Band mit so sperriger Musik einen wichtigen Award abräumt. Dabei könnte man allein über den Stil der Young Fathers eine Enzyklopädie schreiben. Darin müssten mindestens die Schlagworte stehen: HipHop, Rock, Gospel, R'n'B, Pop. Auf dem neuen Album "White Men Are Black Men Too" wird alles so fein zerschreddert, das von einzelnen Einflüssen nichts mehr übrig bleibt.

Und Einflüsse gibt es genug, auch durch den internationalen Background der Band: Die Young Fathers kommen aus Schottland, Ghana und Nigeria. Da hat es doch einen ganz anderen Klang, wenn man den Titel ihres neuen Albums hört: "White Men Are Black Men Too". Klingt verwirrend? Soll es auch sein! G Hastings und Alloysious erklären die Metapher: "What is a white men, what does he act like, what does a black man act like, what does he look like, what does a woman act like, what does a man act like. Nowadays in the media there are no different shades of people, so we just try and combat that with a statement that confuses itself."

Für dieselbe tolerante Botschaft hat Michael Jackson vor über 20 Jahren auf seinem Album "Black or White" zwei Hände gezeigt, eine schwarze und eine weiße. Die Young Fathers gehen weiter, weil sie abstrakter denken. Auf ihrem Albumcover sind zwei ineinander verschlungene Kreise, Blau auf Rot. Die Young Fathers kreieren ihre völlig eigene Symbolik.

G Hastings bringt sogar einen großen Namen ins Spiel: "Yeah, it's the Warhol repetition thing. The classic 'you just repeat yourself over and over and the image becomes important'. We all grew up with pop music, listening to hooks and with the fact that you can just repeat things and it becomes a stronger statement by the end of the three minutes of a song."

Und da haben wir ihn auch schon, den großen Boyband-Moment. Die Young Fathers sind aber eher die dreckigste Boy Group der Welt. Und dann hat Bandmitglied Alloysious noch ein Geständnis raus: "We do smile, you know - in conversations with other people." Na siehste, geht doch!


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