11

Oasis-Dokumentation "Supersonic" Der Hype ist tot - es lebe der Hype!

Das Warten hat ein Ende: Mit der Doku "Supersonic" bekommen Oasis ein verdientes Filmdenkmal. Die Musik der Gallagher-Brüder war der Soundtrack einer gesamten Generation - und allein deshalb werden Oasis immer relevant bleiben.

Von: Benjamin Kanthak

Stand: 06.09.2016 | Archiv

Oasis | Bild: picture-alliance/dpa/ diverse

Die Frage, ob man Blur- oder Oasis-Fan war, hatte vor allem in UK schon fast religiöse Züge. Das Britpop-Battle der Bands Mitte der 90er gewannen zwar Blur, langfristig waren Oasis aber die erfolgreichere Band. Die Gallagher-Brüder schafften nebenbei zeitlose Songklassiker, von denen einige nicht mehr wegzudenken sind aus der Popkultur. Die Dokumentation "Supersonic" begleitet die Band über einen Zeitraum von drei Jahren auf ihrem Weg zum Weltruhm. Am 2. Oktober kommt der Film in die Kinos - und schon der erste Trailer stellt klar, warum Oasis nicht auf alle Zeit geliebt werden müssen, aber dafür umso mehr respektiert.

Mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums "Definitely Maybe" füllte die Band aus Manchester ein Vakuum in der britischen Rockmusik, das mit dem Selbstverständnis des Great Empire als prägende Musiknation nicht einherging. Anders ist der explosionsartige Aufstieg nicht zu erklären. Der Hype um die Band war so riesig, dass sich das Album auf der Insel schneller verkaufte als jedes andere Debütalbum zuvor. In ihrer gesamten Karriere haben Oasis nie den Rock'n'Roll neu erfunden. Aber sie haben ihn mit jeder Faser ihres Körpers gelebt, wie lange keiner vor Ihnen. Die Story vom koksenden Noel Gallagher auf der Toilette in der Downing Street 10 hat Legendenstatus, vor allem weil Gallagher selbst die Story verbreitet hat.

Noel war's völlig egal und auf einmal hatte man es wieder mit echten Rockstars zu tun, die auf jede Konvention schissen und zeitgleich der größte Traum und Albtraum jedes PR-Beraters waren. Während heute viele Musikstars Interviews geben, deren Inhalt so blutleer ist wie die Pressekonferenz vor einem Länderspiel, hatten Gespräche mit den Gallagher-Brüdern den Unterhaltungswert einer guter Comedy Show. Völlig zugeballert haben sich die beiden über die Jahre über so ziemlich jeden und alles ausgelassen. Auch und vor allem über sich selbst, denn die Hassliebe der Brüder befeuert den Mythos ihrer Band nachhaltig bis heute.

Die Erfolgsformel ihrer Musik ist keine Quantenphysik, vielmehr ging es Songwriter Noel Gallagher immer um gute Rocksongs, bestehend aus drei Akkorden und großen Melodien, die von der richtigen Attitüde und dem richtigen Sound leben. Ihr Debütalbum "Definitely Maybe" nahm die Band dreimal auf, bis sie es für gut genug befand. Es ging nie darum, das bestklingendste Album zu schaffen, sondern nur darum die Magie im Unperfekten einzufangen.

Keine erhellenden Erkenntnisse

Die Platte schoss direkt auf Platz 1 der UK-Charts und hat sich bis heute weltweit 15 Millionen Mal verkauft. Der Erfolg war auch indirekt der Start des neuen Indie-Hypes, da Oasis es komplett ohne Hilfe eines Majorlabels bis an die Spitze schafften. Genau diese Phase begleitet die neue Dokumentation "Supersonic" - aber man sollte keine erleuchtenden Erkenntnisse erwarten. Vielmehr geht es darum zu verstehen, wie diese Band einer gesamten Generation den passenden Soundtrack geliefert hat und Songs wie "Wonderwall" für alle Ewigkeit relevant sein werden. Nicht umsonst ist der Song mit über neun Millionen verkauften Exemplaren eine der meistverkauften Singles aller Zeiten.

Seit der Trennung von Oasis im Jahr 2009 sind Noel und Liam Gallagher zerstritten - ob es eine Reunion geben wird oder nicht, ist am Ende aber völlig nebensächlich. Denn es gibt vermutlich keinen Menschen im Freundeskreis, der nicht "Wonderwall" Wort für Wort mitsingen kann, egal ob er den Song hasst oder feiert. Und genau das ist der Grund, warum Oasis unsterblich sind.


11