Tracks der Woche #05/17 GEoRGiA, dePresno, Sinkane, Lilly Among Clouds, .fab
Metal mal anders bei den Tracks der Woche: eine Blechtrommlerin, Kupferlocken, ein heimlicher Titan, ein Goldkehlchen und einer mit eisernem Willen.
GEoRGiA - Feel It
Wenn Georgia Barnes einem Hobby nachgeht, dann aber gleich richtig: Mit acht Jahren hat sie angefangen Fußball zu spielen - und es bis in den Profibereich geschafft. Danach kehrte sie Arsenal den Rücken und setzte sich lieber an die Drums. Seitdem spielte die Londonerin für Künstler wie Kate Tempest, Kwes und Juce. Aber auch das reichte Georgia noch nicht, etwas Eigenes musste her. 2015 erschien ihr Debütalbum "Georgia", das sie selbstverständlich selbst geschrieben, produziert und eingespielt hat. Ihre große Liebe ist und bleibt aber das Schlagzeug, das auch im neuen Video zur neuen Single "Feel It" eine große Rolle spielt. Hier sitzen zusammen mit Georgia ausschließlich Frauen hinter den Drums und trommeln, als gäbe es kein Morgen. Ihr Gesang und der treibende Beat erinnern ein bisschen an M.I.A., aber in "Feel It" steckt noch viel mehr: zu ausgeklügelten Elektrobeats pendelt der Song zwischen sanftem Zuspruch und wütendem Riot-Aufruf.
dePresno - See You Soon
Bjarte De Presno Borthen trägt seinen spanischen Mittelnamen nicht nur mit Stolz, sondern auch mit Recht. Wie so viele bekannte norwegische Musiker, kommt auch er aus der Stadt Bergen; ist aber laut eigener Aussage zu 7% spanisch. Welches Mitglied der Borthen-Familie jetzt Spanier gewesen sein muss? - Damit diese Rechnung ausgeht, fehlt uns an dieser Stelle leider die Zeit. Viel entscheidender ist ja auch, wie sich der junge Herr anhört. Letzten Sommer hat dePresno mit seiner Single "Hide and Seek" und der EP "Forever" schon mal gezeigt, was seine große Stärke ist: seine markante Stimme. Wenn es sowas wie einen elektronischen Singer-Songwriter gibt, dann fällt dePresno auf jeden Fall in diese Kategorie. Sein neuer Song "See You Soon" kommt mit einer federleichten Synthie-Melodie und einem sehr eingängigen Refrain daher. Außerdem darf man den Songtitel wörtlich nehmen: Im März kommt dePresno nach Bayern.
Sinkane - Telephone
Der Sound von Sinkane steht sinnbildlich für den coolen Typen im schicken Anzug, der wie in alten Schwarzweiß-Filmen nonchalant an einer Cocktailbar abhängt. Hinter dem Bandprojekt steht Ahmed Gallab, der gefühlt schon mit allen Indie-Größen zusammengearbeitet hat: Caribou, Yeasayer, Hot Chip, LCD Soundsystem, David Byrne - um nur einige zu nennen. Was hat dieser Kerl also, was andere nicht haben? Vielleicht ist es sein Talent, alle möglichen Stilrichtungen zu kombinieren; vielleicht ist es einfach seine ungezwungene Art. Bald erscheint jedenfalls sein neues Album "Life&Livin‘ It". Auf der Single "Telephone" singt der Londoner mit gewohnter Coolness über ein altbekanntes Phänomen: Einsam, verzweifelt und vermutlich nicht mehr ganz nüchtern ruft die Ex-Geliebte an. Während andere dieses Angebot dankend annehmen würden, lässt sich Sinkane auf solche Spielchen nicht ein. Er macht lieber einen funkigen Retro-Song daraus.
Lilly Among Clouds - The Only One
Gibt es etwas Herzzerreißenderes als eine Frau, die in einem verlassenen Waschsalon ein Gänseblümchen zerrupft und weint? Vermutlich nicht. Das dachte sich auch Lilly Among Clouds und hat das Bild in ihr Video zu ihrem neuen Track "The Only One" eingebaut. "The Only One" ist ein Song über unerwiderte Liebe, der mit wenig Instrumentalisierung auskommt, weil die tiefwarme Stimme von Sängerin Lilly Brüchner quasi im Alleingang die Stimmung transportiert. Aber Obacht! Wir haben es hier nicht mit einer Singer-Songwriterin zu tun, wie Lilly selbst betont. Besonders live spielt sie am liebsten mit einer großen Band, weil die junge Künstlerin auf durchdachte Arrangements steht. Spätestens seit ihrer 2015 erschienen EP "Blood & History" ist Lilly Among Clouds zum Vorzeige-Popwunder der Stadt Würzburg geworden. Zu Recht, denn sie schafft, was Wenige können: emotionale Balladen zu schreiben, ohne dabei in Kitsch abzudriften.
.fab - Wann warst du da?
Da taucht an Neujahr plötzlich ein bärtiger Typ auf Facebook auf, der sich .fab nennt. Er macht deutsche Popmusik, hat bisher genau einen Song namens "Sekundenschlaf" auf Soundcloud veröffentlicht; kündigt aber gleich mal an, dass noch dieses Jahr sein Debütalbum "Schnelles Glück" rauskommen wird. Selbiges hat er größtenteils in seinem Zimmer aufgenommen und damit auch gleich mal klargestellt, dass jemand, der sein Handwerk beherrscht, keine protzigen Produktionsstudios braucht. Um uns von der Qualität seiner Musik zu überzeugen, schickt uns .fab mit seiner Single "Wann warst du da?" eine erste Kostprobe des Albums. Auf einen todesentspannten Beat ertönt .fabs lethargischer Sprechgesang: "Ich mein, wir können hier nur gewinnen, oder nicht? Ich mein, das Ganze hier macht Sinn oder nicht?". Ja, das mysteriöse Konzept von .fab macht tatsächlich Sinn - und vor allem Bock.