Tracks der Woche #09/17 Burkini Beach, Rina Mushonga, School of X, James Hersey, Superorganism
Musik wie von der Getränkekarte: schlicht wie Whisky, charaktervoll wie guter Wein, frisch wie Pfeffi, begehrt wie das letzte Bier und so gut gemixt wie ein Cocktail - hoch die Tassen bei den Tracks der Woche.
Burkini Beach - The World At Our Fingertips
Wenn du Rudi Maier heißt und (außerhalb des Musikantenstadls) Musik machen möchtest, dann brauchst du dringend einen Künstlernamen. Umso besser, wenn du - so wie besagter Herr - ein kreativer Kopf bist und dir deshalb so ein schöner Name wie Burkini Beach für dein Soloprojekt einfällt. Letztes Jahr hat Rudi Maier seine erste Single "Luxembourg" unter dem neuen Namen veröffentlicht. Ein paar Jahre zuvor war der 26-Jährige noch eine Hälfte des Gitarrenrock-Duos The Dope und ist mit Warpaint und Band of Skulls getourt. Im Vergleich zu The Dope ist der Sound von Burkini Beach viel ruhiger, schlichter, aber immer noch sehr wirkungsvoll. "The World At Our Fingertips" ist aus Rudis tollem erstem Album "Supersadness Intl.", das Ende Mai erschienen ist. Ein zeitloser Track, der sich allen derzeitigen Hypes um Synthie und Effektgeräten verwehrt. Einfach nur Gitarre und eindringlichen Gesang - mehr braucht dieser Track nicht, um zu funktionieren.
Rina Mushonga - Atalanta
Kleiner Exkurs in die Mythologie: Die neugeborene Atalanta wird direkt nach ihrer Geburt von ihrem eigenen Vater ausgesetzt und von Bären aufgezogen. Die junge Frau wird zur amazonenhaften Jägerin, die auf ewig unverheiratet bleiben will. Das klappt zwar nicht so ganz, aber immerhin wird sie später in eine Löwin verwandelt. Von dieser Geschichte hat sich Sängerin Rina Mushonga inspirieren lassen und den antiken Stoff mit ihrer wunderschön androgynen Stimme neu interpretiert. Das Ergebnis lässt sich beim besten Willen nicht einordnen, denn die Sängerin mit holländischen und südafrikanischen Wurzeln fusioniert darin Stilrichtungen von Elektropop bis Afrobeat. Und ihre lange Liste an Einflüssen wird bald noch weiterwachsen, denn erst kürzlich ist Rina Mushonga von Amsterdam nach London gezogen und arbeitet dort an ihrem neuen Album. Im Video zu "Atalanta" stellt die Musikerin auch gleich mal ihre neue Hood Peckham vor.
School of X - Words
Rasmus Littauer ist einer der erfolgreichsten Schlagzeuger Dänemarks. Er tourt mit MØ, Reptile Youth und Major Lazer und spielt dabei rund 100 Shows im Jahr. Die wenigen freien Stunden zwischen Tourbus und Soundcheck nutzt der 27-Jährige für sein Soloprojekt School of X: Mit Laptop und Mini-Keyboard bastelt der Däne unterwegs an neuen Songs. Von außen betrachtet ein sehr kräftezehrender Alltag, aber für Rasmus Littauer selbstverständlich. Er ist in einer Musikerfamilie aufgewachsen, spielt Schlagzeug seit er fünf Jahre alt ist, und ist wild entschlossen, sich als Solokünstler zu etablieren. Im Frühling wird die erste EP kommen, den Debüttrack "Words" gibt es vorab. Der beginnt aber erstmal ohne Drums, dafür mit Keyboard und Gesang und erinnert an MGMTs Andrew VanWyngarden. Dann aber setzt das Schlagzeug ein, der Track wird facettenreicher und hält am Ende mit einem gelungenen Noise-Part noch einmal eine angenehme Überraschung parat.
James Hersey - Everyone’s Talking
Aha, noch ein Musiker aus Wien. Mit Kollegen wie Bilderbuch und Wanda hat James Hersey allerdings recht wenig gemeinsam. Erstens macht der junge Herr keine dialektgefärbte Musik, sondern schreibt seine Songs auf Englisch. Zweitens geht es bei ihm nicht um selbstzerstörerische Kneipenabende, sondern um die schönen Seiten des Lebens. Und drittens ist James Hersey - wie der Name schon andeutet - zu einer Hälfte Amerikaner. Irgendwie hat es der Newcomer mit diesem Rezept geschafft, dass Songs wie "Miss You" und "Coming Over" auf Spotify Klickzahlen im zweistelligen Millionenbereich haben. James Hersey kennt also das Gefühl, wenn alle über einen reden. Und genau darum geht es auch im neuen Track "Everyone’s Talking". Wie schon seine Vorgänger klingt "Everyone’s Talking" sehr international. Jack Johnson meets John Mayer. Zu bestaunen gibt es das Ganze auch auf dem PULS Open Air im Juni auf Schloss Kaltenberg.
Superorganism - Something For Your M.I.N.D.
Ein Superorganismus besteht aus mehreren Organismen, die sich zusammentun. Also zum Beispiel ein Ameisenhaufen. Und die Band Superorganism hat tatsächlich leichte Ähnlichkeit mit einem Ameisenstaat. Angeführt wird die derzeit achtköpfige Kombo mit Mitgliedern aus Maine, London und Sydney von der 17-jährigen Orono aus Tokyo. Sie arbeiten als Kollektiv, jeder hat seine Aufgabe und übers Internet wird alles ausgetauscht und zusammengetragen. Das erste Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist der Song "Something For Your M.I.N.D.", der mit seinen diversen außergewöhnlichen Elementen - Windspiel, Essgeräusche und japanisches Gebrabbel im Hintergrund - herrlich schräg klingt. Dazu singt Orono lässig Songzeilen wie "I know you think Im a Soziopath. My lovely prey, I'm a cliche". Und dann sind da noch diese Mini-Aussetzer im Refrain, die dem Ganzen eine unschlagbare Dynamik geben. Ein absolut süchtig machendes Erstlingswerk.