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Tracks der Woche #50/16 Bakery, Yellow Days, Pond, Dan Croll, Ankathie Koi

Die Tracks der Woche gut getarnt: ein berühmter Sohn undercover, ein Minderjähriger klingt wie ein alter Hase, Codename Pond, als BWL-Student verkleidet und Kürbisse als Ablenkungsmanöver.

Von: Sophie Kernbichl

Stand: 09.12.2016 | Archiv

Bakery, Yellow Days, Pond, Dan Croll, Ankathie Koi 2016 | Bild: Ankathie Koi, Alexander Schneider, Dan Croll, Pond, Yellow Days

Bakery - Fly

Das offene Musikerkollektiv Bakery zelebriert seine ausgeprägte Vorliebe für Backwaren nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr. Und was genau verkneten die Berliner da zu einem Teig? Ein bisschen psychedelischer Atmosphärensound, TripHop und sogar ein wenig Soul. Wer Konzertvideos von Bakery sieht, der spürt und sieht den Hippiekommunen-Vibe. In Wildlederkutten und Strickpullover schweben sie über die Bühne und haben damit auch schon 3.000 Menschen auf der Fusion zum Taumeln gebracht. Und ja, Bakery kiffen auch gerne. Aber die Band einfach als Stonerheads abzutun, würde ihnen nicht gerecht werden. Ihr Sound ist extrem ausgeklügelt, was sie auf ihrem im November erschienenen Debütalbum "Lucy" unter Beweis gestellt haben. Darauf ist auch die Single "Fly" zu finden: gut Bass, verhallende Trompeten und verzerrter Gesang ergeben ein schickes Sounderlebnis. Aber jetzt kommt der eigentliche Mindfuck: Der Bassist ist Noah Becker, der Sohn von - genau - Bumbum-Boris.

Yellow Days - Gap In The Clouds

Kann bitte mal jemand erklären, wie ein 17-Jähriger so eine heftige Bariton-Stimme haben kann? Milky Chance plus King Krule plus extra Soul und Weltschmerz - so klingt George Van De Broek. Scheinbar völlig unbeeindruckt von dieser absurden Laune der Natur singt der Newcomer auf seiner neuen Single "Gap In The Clouds" darüber, sich nach einem langwierigen Tief endlich wieder so richtig gut zu fühlen. Eine wohlige Euphorie, die dank der angenehm zurückhaltenden musikalischen Untermalung auch überspringt. Das Schlagzeug akzentuiert die Vocals, wo es soll, lässt ihnen aber den Raum, den sie brauchen. Der Track "Gap In The Clouds" ist Teil der neuen EP "Harmless Melodies EP". Dass seine Melodien allerdings nicht nur unbedeutendes Beiwerk sind, zeigt das raffinierte, akustische Outro von "Gap In The Clouds". Gut, dass der Engländer seiner Rockband, bestehend aus ihm, seinem Bruder und einem 30-jährigen Spanier namens Xavier, den Rücken gekehrt hat und lieber sein eigenes Ding macht.

Pond - Sweep Me Off My Feet

Wenn der halbe Freundeskreis aus Künstlern besteht, ist es ja nur logisch, dass sich mal eine Zusammenarbeit oder sogar gemeinsame Tour ergibt. Besonders, wenn man sowieso in der gleichen Stadt wohnt. Die Band Pond treibt dieses Prinzip auf die Spitze: Seit ihrer Gründung 2008 ist Pond die Spielwiese von verschiedenen gestandenen Künstlern aus Perth. Mitglieder von Tame Impala, The Silents oder Mink Mussel Creek machen seit Jahren mit wechselnder Besetzung unter dem Codenamen Pond Musik. Musikalisch hat man sich im weitesten Sinne auf Psychedelic-Rock geeinigt. Jüngstes Lebenszeichen ist "Sweep Me Off My Feet", Vorbote des kommenden Albums. Ein theatralischer Bass gleich zu Beginn bittet um volle Aufmerksamkeit. Dann setzen versöhnliche Xylophon-Töne ein und Nicholas Allbrook singt mal tief, mal falsett-artig grundehrlich von seinen Defiziten: "I'm not bold or cool or masculine. Maybe you're just waiting for the perfect latin lover to walk in. I'm not him."

Dan Croll - Be Alone

Was sagt es über einen Künstler aus, wenn seine Songs bei FIFA 2014 und Grand Theft Auto V zu hören sind? Vielleicht, dass er ein Fußball spielender Gangsterboss ist? Danach sieht Dan Croll jetzt nicht wirklich aus. Eher wie der BWL-Student, der um acht Uhr schon mit aufgeklapptem Notebook in der Bib sitzt. Ein fieses Klischee, denn der Musiker aus Newcastle hält nicht viel von wirtschaftlichem Handeln: Seine neue Single "Be Alone" hat er einfach mal als Freetrack rausgehauen. Gerade ist er mit Aurora ausgiebig durch die USA getourt, davor war er auch schon mit Imagine Dragons unterwegs. Nun hat Croll also ein Loblied auf das Alleinsein geschrieben. In "Be Alone" geht es aber irgendwie auch darum, dass alleine sein zu zweit mehr Spaß macht. Ja, was denn nun? Zudem mischt Croll rigoros 70er-Jahre-Männerchöre a la Queen mit Folk-Gitarre. Ob dieser musikalische Mix die innere Zerrissenheit des Songs widerspiegeln soll?

Ankathie Koi - Little Hell

Ein beherzter Griff zum Telefon, das Mikro fest im Griff und dann legt Ankathie Koi, die Frau mit dem beeindruckenden Haarspray-Vokuhila, richtig los: "I can say words, you could never spell. I could be mean. I could make your life a little hell", singt sie. Dazu gibt es Retro-Elektro-Pop und im Video fährt die Sängerin tanzend einen Einkaufswagen voller Kürbisse durchs Bild. Ach ja, auch das Telefon vom Anfang ist bei genauer Betrachtung ein Stück Kürbis. Hinter diesem Exzentrik-Feuerwerk namens "Little Hell" steckt Kathi Winklbauer aus Oberbayern, ein bekennender David-Bowie-Fan und eine Hälfte des Pop-Duos Fijuka. Ihr im Frühjahr 2017 geplantes Album wird "I Hate The Way You Chew" heißen, weil die 32-Jährige nach eigenen Angaben an Misophonie leidet, einer Form selektiver Geräuschintoleranz. Musik soll ja therapeutisch wirken. Wobei, das Schöne an Ankathie Koi ist ja, dass sie einen leichten Knall hat.


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