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Ruhmeshalle Nada Surf - Let Go

Von wegen "Popular": Trotz Indie-Hit müssen Nada Surf das Geld für ihr drittes Album mit Tourneen und Aushilfsjobs zusammenkratzen. Das Ergebnis ist ein zeitloses Meisterwerk der konsensfähigen Melancholie.

Stand: 05.12.2008 | Archiv

Nada Surf | Bild: Autumn De Wilde

Anfang des Jahrtausends sieht es nicht gut aus für Nada Surf. Die New Yorker Band ist seit Jahren mit ihrer Plattenfirma verkracht, ihr letztes Album ist in den USA gar nicht erst veröffentlicht worden. Doch vom alten Hit "Popular" kann man nicht auf Dauer leben. Die Musiker halten sich mit Aushilfsjobs über Wasser und spielen Konzerte in halbleeren Hallen. Trotzdem weiß die Band: Wir können mehr.

Ohne Label und ohne Termindruck nimmt das Trio auf eigene Rechnung ein Album auf – die Tontechniker bezahlen sie mit den Einnahmen aus T-Shirt-Verkäufen. Das Ergebnis: "Let Go", zwölf melancholische Songs von erhabener Schönheit.

Musik gegen den Retro-Trend

Albumcover "Let Go" von Nada Surf | Bild: Virgin

Nada Surf - Let Go (Cover)

Die Platte erscheint im Herbst 2002 – zu einer Zeit, in der der Indierock vor allem retro ist und jede Band nach den Strokes oder den White Stripes klingen will. Nada Surf sind davon weit entfernt: Ihre Musik ist eingängig wie die der Beatles, bittersüß wie die von Tom Petty und so charmant unaufdringlich, dass man sie fast übersehen könnte. Das kommt nicht bei allen an: Die einflussreiche Website Pitchfork findet "Let Go" lahmarschig und prophezeit der Band eine Zukunft auf den Wühltischen der Plattenläden.

Von wegen: Der Erfolg von "Let Go" kommt langsam, aber er kommt. "Let Go" entert die Billboard-Charts, "Inside Of Love" wird für viele Indiefans zur Hymne des Jahres.

Das Comeback ist also geglückt – die Platte hat leidenschaftliche Fans auf der ganzen Welt. Der Leipziger Autor und Fanzine-Macher Tom Weber ist sogar so fasziniert, dass er jedem Lied auf "Let Go" eine Kurzgeschichte widmet. Die Texte sind in einem Buch erschienen: "Fruchtfliege" heißt es. So wie der Song "Fruit Fly", in dem die kleinen Insekten als Metapher für Orientierungslosigkeit herhalten müssen.

Denn auch das ist einzigartig an "Let Go": das Album macht Alltagsphänomene zu Pop-Ereignissen. Von nun an denkt, wer diese Platte kennt, beim Anblick von Fruchtfliegen an die Stimme von Matthew Caws. Und fragt sich, wie man jemals diese Tiere betrachten konnte, ohne dabei zu denken: "Left, straight, right straight, I can’t find a reason". Kaum noch vorstellbar, dass es mal Labels und Leute gab, die diese Band auf ihren Hit "Popular" reduzieren wollten.


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