Ruhmeshalle Red Hot Chili Peppers - Blood Sugar Sex Magik
Personalwechsel, Drogensucht, Tod eines Bandmitglieds: Als die Kalifornier mit ihrem fünften Album ihren Siegeszug um den Globus antreten, haben sie hinter sich, was andere Bands längst zerbrochen hätte.
Vier halbnackte Männer mit silberner Haut posieren am Strand. Bilder schmelzen ineinander, dazu ein Monster von einem Gitarrenriff. Dank dieser Ästhetik gilt das Video der Red Hot Chili Peppers zum Song "Give it Away" als Meilenstein in der Geschichte der Musikclips. Es ist wild, es ist neu, es ist ziemlich guter Rock - und hat doch diese funky Gitarre und diesen stylischen Sexappeal. Die Red Hot Chili Peppers kommen aus einer Zeit, als Musikvideos noch teuer waren und CDs mit vollen 74 Minuten Musik befüllt wurden. So wie ihre Platte "Blood Sugar Sex Magik" – ein Album, das nicht nur die Spieldauer einer CD bis auf die letzte Minute ausnutzt, sondern auch mehr Ideen und Stile zusammenbringt, als jede andere Gitarrenband zu dieser Zeit.
Aushängeschild des Alternative Rock
Verspielter Rock, Funk, HipHop-Elemente, dazu der wahnsinnige Bass von Flea – mit ihrem fünften Album "Blood Sugar Sex Magik" kommen die Peppers endgültig im Mainstream an. Schon auf dem Vorgänger "Mother's Milk" brilliert die Band mit ungestümer und vielseitiger Rockmusik. Doch erst mit "Blood Sugar Sex Magik" ist auch das Massenpublikum überzeugt. Die Band verkauft 13 Millionen Alben, ein Auftritt bei den Simpsons und weltweit ausverkaufte Tourneen folgen. Bei Konzerten tritt die Band schon mal im Glühbirnenkostüm auf - sie wissen eben, was eine gute Show ist. Und am Erfolg dieser Platte misst sich fortan ein ganzes Genre: Alternative Rock. Die Red Hot Chili Peppers eignen sich hervorragend als Aushängeschild dieses Genres: Musik, die nicht einfach unreflektiert rocken will, sondern Stile, Ideen und Attitüden von verschiedenen Genres kombiniert. Anders als der zu dieser Zeit ebenfalls sehr populäre Grunge taugt die Musik von Anthony Kiedis, Flea & Co. auch hervorragend als Partymusik – aber trotzdem: Auf einfache Sommer-Sonne-Strand-Harmonie lassen sich die Songs der vier Kalifornier nicht reduzieren.
Durch den Drogensumpf
Auch der vermeintlich lockere Funk-Rock der Peppers hat nachdenkliche Momente. So wie in ihrem Überhit "Under The Bridge", in dem es um Drogen, Angst und Verzweiflung geht. Er zählt zu den meistgespielten Songs in amerikanischen Radios. Die Single erreicht Platz 2 der amerikanischen Charts. Das Video wird von Regisseur Gus Van Sant gedreht, und bei Konzerten bekommt dieser Song auch heute noch den lautesten Applaus. Vielleicht auch deshalb, weil die Red Hot Chili Peppers den Drogenabsturz nicht nur besingen – sie haben ihn selbst erlebt. Und überwunden. 1988 – noch vor dem Erfolg - war Gitarrist Hillel Slovak an einer Überdosis Heroin gestorben. Gitarrist John Frusciante bricht bei der Tour in Japan 1992 zusammen und verlässt die Band. Der Grund: Frust über den Erfolg der Band, gepaart mit Heroinsucht und Depression. Erst Jahre später sind die Red Hot Chili Peppers wieder in Originalbesetzung auf der Bühne – und liefern seit ihrem Album "Californication" aus dem Jahr 1999 nur noch Hits. Die feinsinnigeren, mutigeren und wilderen Songs findet man aber auf dem Album, das alle wichtigen Zutaten der Tragödie schon im Titel trägt: Blood – Sugar – Sex – Magik.