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Ruhmeshalle Van Morrison - Astral Weeks

Es gibt Platten, die sind groß, und es gibt Platten, die sind schwierig. Und dann gibt es "Astral Weeks" von Van Morrison, das vielleicht größte große und vielleicht schwierigste schwierige Album der Popgeschichte.

Von: Michael Wopperer

Stand: 02.09.2010 | Archiv

Van Morrison 1968 | Bild: Joel Brodsky/ Polydor

Es gibt Platten, die müssen einen auf dem richtigen Fuß erwischen, damit sie sich erschließen. Sonst bleiben sie ein unlösbares Rätsel und verstauben in der Plattensammlung, in der sie nur gelandet sind, weil irgendein Experte mal gesagt hat, es handle sich um "eines der besten/wichtigsten/einflussreichsten Alben aller Zeiten". Solche Superlative können eine ziemliche Bürde sein, und oft kann solchen Platten nur der Zufall helfen: Der Zufall, aus einer Laune heraus genau im richtigen Moment doch nochmal Play zu drücken und plötzlich zu begreifen, was einem da jahrelang entgangen ist - und im besten Fall eine völlig neue Welt zu entdecken. Es gibt wahrscheinlich kaum ein Album in der Popgeschichte, auf das das so zutrifft wie auf "Astral Weeks" von Van Morrison.

"Astral Weeks" taucht seit Jahrzehnten regelmäßig in den Bestenlisten der größten Popalben aller Zeiten auf – und trotzdem gibt es überdurchschnittlich viele Hörer, die mit der Platte überhaupt nichts anfangen können. Und man kann es ihnen kaum verübeln.

"Astral Weeks" hat mit Pop im engeren Sinne nicht besonders viel zu tun. Es ist das Gegenteil von Rock'n'Roll - tief beeinflusst von Soul, Jazz und Folk, aber vollkommen desinteressiert an den engen Songformaten irgendeines populären Musikgenres. Wahrscheinlich hat Van Morrison selbst dazu beigetragen, dass "Astral Weeks" so verloren in der Popgeschichte herumsteht: Mit seiner Band Them hatte er schon einige zugängliche Hitsingles auf dem Kerbholz, als er Mitte der 60er Jahre seine Solokarriere beginnt. Und mit "Brown-Eyed Girl" hatte er einen Klassiker geschaffen, der bis heute jedes Oldieradio glücklich macht. Aber seine wahre Vision erfüllt er eben erst 1968, als er in zwei spontanen Vier-Stunden-Sessions mit einer Band aus Jazzmusikern acht Kompositionen vertont, die eher lyrische Exkursionen sind als simple Popsongs.

"Astral Weeks" ist ein hypnotischer Stream of Conciousness, eine in sich geschlossene musikalische Welt aus akustischen Gitarren, ätherischen Streichern, Vibraphonen, Cembalos und Van Morrisons seelenvollem Gesang. Es ist ein Gemälde aus Klang, das erst unzugänglich erscheint und sich dann öffnet zu einem ganzen Universum purer Schönheit.

Van Morrison hat nach "Astral Weeks" viele tolle Platten gemacht, die Soul, Folk und Pop unendliche neue Facetten hinzugefügt haben. Aber 1968 hat er ein Werk geschaffen, das bis heute ohne Vergleich geblieben ist. Wer einmal den Schlüssel zu "Astral Weeks" gefunden hat, der kann sich glücklich schätzen: Wenn dieses Album dich einmal auf dem richtigen Fuß erwischt hat, dann bleibt es für den Rest deines Lebens.


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