Ruhmeshalle The Specials - The Specials
Union Jack und Jamaika-Flagge: Ende der 70er mischte die Band The Specials den bestens gelaunten Ska-Sound der karibischen Einwanderer mit rotzigen Punk-Texten aus dem UK und lieferte so den Soundtrack zum Club-Abend und zur Demo.
Austin, Texas im März - das heißt: South By Southwest. Gefühlt eine Million Konzerte in wenigen Tagen, lauter hippe Menschen, die alle wissen, wann und wo der geheimste aller Geheimtipps oder der neueste Hype-Act spielt. Ich entscheide mich für die Ska-Helden The Specials. Vor der Bühne: ein schwitzender Moshpit. Auf der Bühne: ein paar leicht angegraute Herren Anfang 50, die drauf losbrettern, als wäre ihr Debütalbum erst gestern und nicht schon vor über 30 Jahren erschienen.
Gestreckter Mittelfinger für den Staat
Ende der 70er sind The Specials nur ein paar Jungs aus der Industriestadt Coventry. Dort ist es alles andere als hip und bunt: gesichtslose Betonsiedlungen, schmutzige Luft, graues Wetter und Schlägereien en masse. Niemand hat Arbeit, aber alle haben Hass. Auch die Musik ist aggressiv, regelmäßig werden bei Punk-Konzerten die Clubs kurz und klein und die Besucher grün und blau geschlagen. Mit ihren kurzgeschorenen Haaren und dunklen Augenringen sehen auch The Specials eher nach Ärger aus. Aber mit stumpfen Prügeleien haben sie nichts am Hut.
The Specials sind ein typisches UK-Gewächs dieser Jahre: Sie kombinieren den Ska-Sound der karibischen Einwanderer mit britischem Punkrock und zornigen Texten über das Leben in den Problemvierteln. 1979 erscheint ihr Debütalbum "The Specials". Darauf spielt die Band eigene Songs mit gestrecktem Mittelfinger in Richtung Staat, aber auch Ska- und Reggae-Klassiker, denen die Sonne aus dem Hintern scheint. The Specials vereinen Party und Politik wie kaum eine andere Band damals und passen damit perfekt zum Zeitgeist auf der Insel.
Tanz die Politik
Nach nur zwei Alben lösen sich The Specials 1981 erst mal auf. Man soll bekanntlich aufhören, wenn's am schönsten ist. In Zeiten der Finanzkrise und der Diskussionen über Armutsmigration klingen ihre Songs heute aber aktueller denn je. Macht also Sinn, dass die Herren wieder Konzerte spielen. Zu Politik lässt sich eben doch tanzen, auch wenn die Mädchen Schlampen sind und das Bier nach Pisse schmeckt, wie es bei den Specials so schön heißt.