Revolution am Musikmarkt Rettet Blockchain die Indiemusiker?
Wir lieben Musik, aber Musikern geht es schlecht. Denn mit Streaming lässt sich kaum Geld verdienen. Mit dem Bezahlsystem Blockchain soll es jetzt möglich sein, Künstler fair zu bezahlen - ohne dass es für Fans teurer wird.
Ausgerechnet Musiker sind gerade super hyped auf das nerdige Netzthema Kryptowährungen. Der Grund: Sie könnten gleich mehrere Probleme der Musikindustrie auf einmal beantworten. Während Musik immer häufiger gestreamt wird, wird es immer komplizierter, das Geld dafür zu verteilen - allein schon, weil Streaming wegen unterschiedlicher Wechselkurse überall auf der Welt unterschiedlich viel einbringt. Dazu kommt, dass zwar immer weniger Leute für Musik bezahlen wollen, gleichzeitig aber immer mehr Leute mitverdienen: Streamingdienste und Labels stecken einen großen Batzen des Gewinns ein und die Künstler gehen beinahe leer aus. Durch neue, digitale Bezahlsysteme soll es jetzt wieder möglich werden, dass Musiker einfach, fair und direkt bezahlt werden. Die Technologie dahinter heißt Blockchain.
Klingt kompliziert... ist aber so
Stark vereinfacht gesagt, ist Blockchain ein System, bei dem sich viele Computer zu einem Netzwerk zusammenschließen. Ihre Aufgabe: Sie stellen fest, dass diverse Geschäfte im Netz ihre Richtigkeit haben. Zum Beispiel beim Kauf von Musik via Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum. Bei der Blockchain gibt es keine Zwischenhändler wie Banken oder Bezahldienstleister - Kontogebühren und Transaktionskosten gibt es daher nicht.
Man kann heute schon Musik über das Blockchain-System kaufen, auf der Plattform Ujomusic zum Beispiel. Da können Musiker selbst ihre Musik inklusive aller Rechte reinstellen. Man findet dort Musik von Leuten wie Grammy-Gewinnerin Imogen Heap oder dem Beat-Bastler Giraffage. Um ein Album herunterzuladen, muss einfach den genannten Betrag in die Kryptowährung Ethereum umwandeln. Zugegeben: Es ist ein bisschen komplizierter, als über iTunes oder Amazon Musik zu shoppen, aber das System ist ja auch noch ganz am Anfang.
Blockchain bringt vor allem Independent-Musikern was
Für die Musiker ist das System gut, weil eine ganze Reihe von Leuten wegfallen, die an der Musik des Künstlers mitverdienen. Auf Musikplattformen, die auf Blockchain-Währungen basieren, bleiben Künstler selbst Rechteinhaber und können auch selbst festlegen, was sie für ihre Musik verlangen. Sobald der Fan auf Play drückt, werden die Gewinne direkt an die beteiligten Künstler ausgeschüttet. Ein Großteil der Lizensierungsarbeit, die im Moment noch Labels übernehmen, wird damit überflüssig.
Außerdem könnte Blockchain ein für alle Mal die Lösung für Musikpiratierie sein. Musik wird hier nämlich direkt in die Blockchain eingespeist und ist nur dort als verifizierte Originalversion vorhanden. Dank sogenannter "smart contracts" kann sie auch nur dann gehört werden, wenn bezahlt worden ist. Illegale mp3s sind damit Geschichte.
Die Revolution liegt in der Luft
Es klingt ein bisschen wie der Ur-Traum aller Musiker: Geld verdienen mit den eigenen Songs, unabhängig von Reißbrett-Ideen und dem Druck der Labels. Eine Zeit lang hat es schon mal so ausgesehen, als ob dieser Traum Wirklichkeit wird: als Plattformen wie Soundcloud, Mixcloud oder Youtube aus dem digitalen Boden geschossen sind und mit ihnen eine ganze Reihe talentierter Musiker, die Songs aus ihrem Schlafzimmer heraus veröffentlicht haben. Nur dass es im Gegensatz zu den anderen Streamingplattformen mittels Blockchain jetzt auch möglich wäre, dass kleine Musiker direkt Geld mit ihrem Sound verdienen.
Ob Blockchain tatsächlich die angekündigte Revolution bringt, steht noch in den Sternen. Ein ganz wichtiger Schritt ist aber schon gemacht: Wir denken heute nicht mehr, dass wir Musik physisch besitzen müssen, um sie konsumieren zu können. Vermutlich hängt der Erfolg der Musikvermarktung via Blockchain davon ab, ob auch Beyoncé oder Taylor Swift ihr neues Album so veröffentlichen. Denn durchsetzen wird sich das neue System nur, wenn Musik irgendwann ausschließlich in der Blockchain verfügbar ist.
Sendung: Plattenbau vom 19. Dezember 2017 ab 19 Uhr