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Spenden-Apps Mit dem Smartphone Gutes tun

Keine Kohle für Greenpeace oder keine Zeit für das Rote Kreuz in der Fußgängerzone? Kein Problem, jetzt könnt ihr auch bequem mit dem Smartphone spenden. Und müsst dafür noch nicht mal euer eigenes Geld ausgeben.

Von: Frank Seibert

Stand: 21.12.2015 | Archiv

MIt dem Smartphone Gutes tun | Bild: BR

Neulich stand ein Typ in Sanitäter-Uniform vor meiner Tür. "Nicht erschrecken", sagt er. "Ich bin vom Roten Kreuz. Wir dürfen Sie doch sicher auf unsere Liste setzen, oder?" Dann hält er mir einen Überweisungsträger unter die Nase. Ja, ich könnte tatsächlich mehr spenden. Aber an der Tür was unterschreiben? Nicht mein Fall. Ich will nicht zehn Formulare ausfüllen und mich für zwei Jahre verpflichten. Spenden soll für mich möglichst unverbindlich und einfach sein. Und es gibt etwas, das mir helfen könnte: Smartphone-Apps, mit denen man einfach spenden kann. Bei manchen Anbietern muss man dafür noch nicht mal eigenes Geld in die Hand nehmen.

Das Prinzip ist meistens dasselbe: Die App zeigt uns Werbung auf dem Bildschirm - wir schauen die an und spenden dadurch einen Mini-Betrag. Bei den meisten Spenden-Apps kann man sich sogar aussuchen, wohin das Geld gehen soll. Ein paar Prozent behalten die App-Entwickler. Die gesammelten Beträge sind zwar bisher noch überschaubar – aber der Markt wächst. Björn Lampe, Vorstand bei der Spendenplattform Betterplace.org, hält die Apps für eine gute Sache: "Wenn eine App richtig viele Nutzer erreicht, dann kann das sehr gut funktionieren und ein spannender Kanal sein." Bei der App "Share The Meal" funktioniere das beispielsweise schon sehr gut. Obwohl jeder Nutzer nur eine kleine Spende von 40 Cent für ein Essen per App abgeben muss, macht die Masse den großen Unterschied.

Der Soziologe Jürgen Schupp sieht die Apps eher kritisch. Er befürchtet, dass die User der Apps in Zukunft gar kein eigenes Geld mehr in die Hand nehmen. Normale Spenden seien aber erfahrungsgemäß höher, als die Beträge, die durch die Apps zusammen kommen. Burkhard Wilke vom deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen glaubt aber, dass Spenden-Apps vor allem junge Leute auf das Thema aufmerksam machen. Und das, "ohne sich selbst finanziell verausgaben zu müssen." Das ist wichtig, denn vor allem diese Zielgruppe ist in der Spendenverteilung noch ziemlich unterrepräsentiert. Wer also bisher kaum gespendet hat – mit dem Argument, das er keine Kohle dafür hat – der kann sich mit so einer App einfach beteiligen.

Vier Apps für den guten Zweck

Smoost
Hier muss man sich nur Werbeprospekte von Einzelhändlern um die Ecke ansehen. Die zahlen Smoost Geld dafür und das wird dann dafür genutzt, gemeinnützige Projekte in der Umgebung zu unterstützen. Der Gründer Rainer Rother sagt, das Geschäft wächst enorm. Smoost arbeitet schon mit 600 Vereinen zusammen und hat dieses Jahr über 100.000 Euro gesammelt. Wer der App in seinem Profil noch mehr Infos über sich gibt, steigert damit den Wert der Klicks. Die Daten werden aber nicht an die Werbeindustrie weitergegeben, sagt Rother. Mehr zu Smoost gibt es auf unserer Plattform Bavarian Makers.

Nate
Nate ist erst seit Anfang Dezember im Play-Store. Die App zeigt Werbung auf dem Handy-Bildschirm, sobald das Telefon entsperrt wird. Mit einem Wisch wird gespendet. Das ist sehr bequem, denn man muss nicht extra ein Programm öffnen oder minutenlang Prospekte ansehen. Der Nutzer kann sich aussuchen, wie oft er Werbung sehen möchte – und wohin das Geld gehen soll. Partner ist beispielsweise die UNO-Flüchtlingshilfe. Beim Webformat Startup Bavaria haben wir das Team über vier Monate begleitet.

Goodnity
Das Startup arbeitet mit Marktforschungsinstituten zusammen. Und die bezahlen für anonymisierte Antworten der User auf Fragen wie "Trinkst du auf Flügen Tomatensaft?" oder "Wie isst du deine Spaghetti am Liebsten?" Jede Antwort bringt zwei Cent – maximal spendet Goodnity aber 5 Euro im Monat an eine Organisation, die Patenschaften von Waisenkindern vergibt. Dafür müsste man ungefähr eine halbe Stunde Fragen beantworten, sagen die Gründer.

Share The Meal
Die App unterscheidet sich ein bisschen von den Anderen. Denn hier spielt Werbung keine Rolle. Das Prinzip von "Share The Meal" sind Mikrospenden – in dem Fall 40 Cent. Der Betrag steht für eine Mahlzeit, um ein hungerndes Kind satt zu machen. Es wird angezeigt, wo genau die Spende ankommt und in Essen umgewandelt wird. Initiiert wurde die App vom UN World Food Programme. Bisher wurden über 3 Millionen Essen gespendet.


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