Freigeister auf vielen Ebenen 4 Dinge, die wir den 68ern zu verdanken haben

1968 sind tausende Studenten in Deutschland auf die Straße gegangen - gegen den Vietnamkrieg und für die Aufarbeitung der Nazi-Zeit. Für vier Dinge sind wir ihnen aber besonders dankbar.

Von: Verena Fücker

Stand: 18.04.2018 | Archiv

div | Bild: picture-alliance/dpa

Danke für: Frauenrechte

Am Anfang haben sich die 68er nicht wirklich um Frauen geschert, sagt Historikerin Christina von Hodenberg im ARD-Interview: "Die Frauen sind eben lange nur als die Bräute der Revoluzzer wahrgenommen worden und ich glaube, ganz am Anfang haben die Frauen sich auch selbst erst davon freistrampeln müssen. Denn die haben ja am Anfang die Flugblätter getippt und den Kaffee gekocht – bis ihnen aufgefallen ist, dass da was nicht stimmt."

Frauengruppen haben sich gegründet. Sie haben gegen den "Bumszwang" der 68er-Bewegung und patriarchale Rollenbilder protestiert: Wenn man für die Freiheit der Welt kämpft – muss man dann nicht auch für die Freiheit der Frau kämpfen? Damit hat die Emanzipation der Frauen begonnen.

Danke für: Politische Musik

Entweder du warst politisch engagiert oder du warst in einer Rock’n’Roll-Band. So könnte man die zwei Interessensgebiete der 68er zusammenfassen. Und dann gab’s da noch politische Bands... zum Beispiel Ton Steine Scherben.

Die Musik, die rund um 1968 entstanden ist, ist der Soundtrack zum Widerstand. Es ging nicht darum, nur stumpf zu unterhalten. Es ging den Künstlern viel mehr darum, mit politischen Lyrics etwas zu verändern! Ohne sie würde es Musik wie die von Feine Sahne Fischfilet heute vielleicht nicht geben. Die Musiker der 68er wollten die Menschen wachrütteln. Heute ist das mindestens genauso wichtig.

Danke für: Wohngemeinschaften

WGs sind für uns heute ganz normal. Mit erst mal fremden Leuten oder Freunden zusammenzuziehen, um Miete zu sparen oder einfach nur, weil’s cool ist, abends in der WG-Küche über das Leben zu philosophieren. Zu verdanken haben wir dieses spezielle WG-Feeling auch der legendären Kommune 1 um Uschi Obermayer und Rainer Langhans. Der sagt auf die Frage, was eigentlich eine Kommune ist: "Kommune ist die Arbeit am neuen Menschen. Heute gibt es da, wie Sie wissen, Patchworkfamilien. Alles Vorformen von Kommunen, meiner Meinung nach. Und es gibt das Dschungelcamp und es gibt Facebook. Das sind alles Kommunen."

Erst die 68er haben die Idee propagiert, dass man nicht heiraten oder eine Familie gründen muss, um mit jemand anderem zusammenzuwohnen. Vorher war das undenkbar.

Danke für: Eine lebendige Demokratie

Zu kaum einer Zeit im letzten Jahrhundert ging es in Deutschland unter jungen Menschen wohl so politisch zu wie bei den 68ern. Die Themen dabei waren divers. Neben der Emanzipation der Frau stand aber auch die Beschäftigung mit der Nazi-Vergangenheit von Eltern, Professoren und Promis ganz oben auf der To-Do-Liste. Sie haben Themen angesprochen, die für uns heute zu unserem Alltag gehören. Außerdem haben die Aktivisten Hierarchien in Frage gestellt – und Aufsässigkeit sowie Widerspenstigkeit in der Politik etabliert. Dinge, von denen eine lebendige Demokratie profitiert.

Sendung: Freundeskreis vom 18. April 2018 ab 10 Uhr