FAQ Organspendeausweis 8 Dinge, die jeder über Organspende wissen sollte
Es bleibt dabei: Nur wer sich ausdrücklich dafür entscheidet, kann Spender*in werden und damit Leben retten. Dafür sollen alle aber öfter mit dem Thema konfrontiert werden. Hier ist alles, was ihr über das Thema wissen müsst.
Herz, Lunge oder Niere: Über 9.500 Menschen warten in Deutschland auf ein neues Organ. 2018 haben laut der Stiftung Eurotransplant aber nur 933 Verstorbene ein Organ gespendet. Gesundheitsminister Jens Spahn wollte deshalb erreichen, dass alle automatisch Organspender*innen werden, die nicht widersprechen. Doch sein Vorschlag wurde abgelehnt. Die aktive Entscheidung dafür ist also weiterhin nötig: Obwohl 84 Prozent der Deutschen Organspende positiv gegenüberstehen, haben nur 36 Prozent tatsächlich einen Organspendeausweis. Die Folgen: Bis Patienten ein neues Organ bekommen, warten sie oft Jahre. Hätten alle, die für Organspende sind, auch einen Ausweis, würden jedes Jahr in Deutschland 1.000 Menschen weniger sterben. Aber noch immer macht Organspende vielen von uns Angst. Oder wir haben einfach keine Ahnung davon. Deswegen gibt’s hier die Antworten auf die häufigsten Fragen und Sorgen zum Thema Organspende.
Wer kann Organspender werden?
Egal, ob 18 oder 88: Es gibt nach oben hin keine Altersgrenze für Organspender. Wichtig ist das biologische Alter der Organe. Auch die Niere eines 70-Jährigen kann Leben retten. Laut Transplantationsgesetz kann jeder ab 16 Jahren Organspender werden. Den Organspendeausweis, um die Entscheidung zu dokumentieren, gibt’s auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sowie bei vielen Ärzten, Apotheken und Krankenkassen.
Welche Organe kann ich spenden?
Transplantiert werden Niere, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm. Im Durchschnitt spendet jede Person drei Organe.
Wann werden die Organe entnommen?
Nur dann, wenn im Krankhaus auf der Intensivstation der Hirntod einer Person festgestellt wird – also wenn alle wichtigen Hirnfunktionen unwiderruflich erloschen sind und es keine Chance zurück ins Leben gibt. Die Diagnose Hirntod bedeutet konkret: Alle Bereiche des Gehirns – Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm – sind für immer abgestorben. Ohne maschinelle Unterstützung kann der Patient nicht mehr selbstständig atmen. Ursachen für den Hirntod können eine Hirnblutung oder ein schweres Schädelhirntrauma, zum Beispiel nach einem Unfall oder ein Hirntumor, sein. Lebend kann man nicht spenden – mit zwei Ausnahmen: Ein Verwandter, der Partner oder ein ganz enger Freund braucht dringend eine Niere oder Teile einer Leber. Dann kann eine sogenannte Lebendspende durchgeführt werden. Die ist jedoch auch recht selten.
Bin ich wirklich tot, wenn der Arzt meine Organe entnimmt?
Ja. Dafür sorgt ein strenges Verfahren der Bundesärztekammer und das schaut so aus: Zwei erfahrene Fachärzte müssen unabhängig voneinander den Hirntod feststellen. Für die Untersuchung sind mindestens zwölf, maximal 72 Stunden angesetzt. Alle Beobachtungen werden sorgfältig in einem Protokoll dokumentiert und sollte es auch nur das kleinste Anzeichen dafür geben, dass der Patient noch zurück ins Leben kommen könnte, kann der Hirntod nicht festgestellt werden. Der Patient kommt nicht als Organspender in Frage. Ganz wichtig: Die Ärzte, die den Hirntod feststellen, haben mit der möglichen Organspende überhaupt nichts zu tun. Ihr oberstes Ziel ist Leben zu retten.
Was passiert mit meinem Körper?
Werde ich nach dem Tod zum Ersatzteillager für den Arzt? Diese Vorstellung macht vielen Menschen Angst. Sie ist aber unbegründet: Der Körper wird nicht entstellt oder ausgeschlachtet. Nachdem die Ärzte die Organe entnommen haben, verschließen sie die Einschnitte wieder. Die Organentnahme läuft wie eine ganz normale Operation ab – mit derselben Sorgfalt und Achtung vor dem Körper, wie bei jeder anderen Operation. Nach der Organentnahme können sich die Angehörigen auch verabschieden – ohne, dass man dem Körper die Organspende ansieht.
Wer bekommt meine Organe?
Die zentrale Warteliste für potenzielle Empfänger von Spenderorganen verwaltet die Stiftung Eurotransplant in den Niederlanden. Eurotransplant ist für acht europäische Länder zuständig: Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Ungarn und Slowenien. Um ein Organ zu erhalten, sollte der Empfänger dieselbe Blutgruppe haben wie der Spender. Wichtig sind auch ein ähnliches Alter, Gewicht oder Gewebemerkmale. Und der gesundheitliche Zustand: Anhand verschiedener Untersuchungen werden die Wartepatienten nach der Dringlichkeit einer Spende gerankt. Wie viel Geld ein Patient hat oder bei welcher Krankenkasse er versichert ist, spielt keine Rolle. 2012 sorgte jedoch ein Organspende-Skandal für Aufsehen: Ärzte hatten Krankenakten gefälscht, um einige Patienten ganz oben auf die Warteliste für ein Organ zu setzen. Der Skandal hat viele Menschen verunsichert, die eigentlich spenden würden. Die Bundesärztekammer kontrolliert deshalb noch genauer, wer ein Organ bekommt.
Wie werde ich in Zukunft mit dem Thema Organspende konfrontiert?
Beim Hausarzt und auf der Ausweißbehörde soll in Zukunft regelmäßig abgefragt werden, ob man seine Organe spenden will oder nicht. Die Entscheidung soll jeder selbst in einem Online-Register eintragen können. Mindestens alle 10 Jahre, wenn man einen neuen Ausweis braucht, muss sich also künftig jeder mit dem Thema Organspende auseinandersetzen.
Was passiert, wenn ich meine Meinung ändere – oder meine Familie dagegen ist?
Mit dem Organspendeausweis ist man an keiner offiziellen Stelle registriert. Jeder, der seine Meinung ändert, kann einen neuen Spendeausweis ausfüllen und den alten vernichten. Auch im geplanten Online-Register kann man seine Entscheidung jederzeit wieder ändern. Die Familie kann übrigens nicht anders entscheiden, als man es selbst auf dem Organspendeausweis getan hat. Die Angehörigen – und auch der Arzt – sind rechtlich an die persönliche Entscheidung gebunden.
Sendung: Filter vom 11. April 2018 – ab 15 Uhr. Aktualisiert am 20. Januar 2020.