Kunst aus Bayern Fünf bayerische Künstler*innen, die ihr unbedingt auf dem Schirm haben solltet

Mia san Art, Oida! Egal ob in Regensburg, München oder Nürnberg - diese jungen Künstler machen Bayern zu einem Hotspot für neue, aufregende Kunst.

Von: Alba Wilczek

Stand: 27.03.2019 | Archiv

Anna Valeska Pohl | Bild: Anna Valeska Pohl

Es ist 2019 und gefühlt hängt ein Großteil der Generation Y lieber vor dem PC und bingt Netflix, statt in seiner freien Zeit Museen oder Vernissagen unsicher zu machen. Ist Kunst out? Von wegen. Tatsächlich stecken wir mittendrin. Bayern gilt als brodelndes Becken für neue, aufregende Künstler*innen. Egal ob Sex-Performance-Art mit Madonna-Statue, beeindruckend schräge Gemälde von Kuheutern oder kunstvoll gemalte Schriftzüge auf Schaufenstern: Wir stellen euch fünf bayerische Künstler*innen vor, die ihr euch unbedingt mal reinziehen solltet.

Sophia Süßmilch: Feministische Kunst aus München

Sie ist bunt, sie ist abgefahren und sie hat eine klare feministische Agenda: Sophia Süßmilch ist der "hot new stuff" in der Szene. Als Absolventin der Akademie der Bildenden Künste München und Gewinnerin des Bayerischen Kunstförderpreises 2018 darf sie in dieser Aufzählung nicht fehlen. Was Süßmilch so erfolgreich macht? Ein Blick auf den Insta-Channel der Performancekünstlerin und Bildhauerin reicht als Erklärung. Sie provoziert gerne und bricht mit Nacktheit, Mut zur Anti-Ästhetik und aufregenden Interpretationen zeitgenössischer Themen und Ereignisse Tabus. Oft ist sie selber Teil des Ganzen, trägt auf einem Instagram-Bild beispielsweise einen Aluhut, die rechte Seite ihres nackten Körpers ist belegt mit Salami. Titel: Verschwörungstheorien. Das zieht. Zu ihren Fans zählt auch Musiker Bird Berlin. Sophia Süßmilch macht Kunst um der Kunst Willen. Oft auf so verstörende Weise, dass man einfach nicht weggucken kann. Jackpot!

Werk "Jagdporträt 2018":

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sophia_suessmilch - Sonntag, 23. Dezember 2018, 11:22 Uhr
„Jagdportrait“, 2018 #hunting #aufderjagd #huntinglife #deer #wildlife #christmasdinner 📷 @lolarunge_

„Jagdportrait“, 2018 #hunting #aufderjagd #huntinglife #deer #wildlife #christmasdinner 📷 @lolarunge_ | Bild: sophia_suessmilch (via Instagram)

Felix Pensel: Künstlerisches Multitalent aus Nürnberg

Graphikdesign, Leinwand-Malerei, Videokunst - es gibt kaum eine Form der bildenden Kunst, die Felix Pensel noch nicht ausprobiert hat. Der 30-jährige Franke ist ein Multitalent. Als freischaffender Maler, Mediengestalter und Innendesigner mischt er gerade gehörig die bayerische Kunstszene auf. Pensel ist gefragt, seine Ausstellungen gut besucht. Neben bunten und schwarz-weißen Werken, die mal grafisch gezeichnet, mal als Öl auf Leinwand daherkommen, dreht der Nürnberger Videos für YouTube und Instagram und malt für Szeneclubs und -bars. Zum Beispiel hat er schon die Wände des "Mach1" mit seinen Kunstwerken verschönert. Die Zeiten, in denen Pensel jeden Auftrag annehmen musste, um sich über Wasser zu halten, sind absolut vorbei. Er hat sich hochgekämpft, trotz oder gerade wegen mehrerer Studienabbrüchen. Die fränkische Kunstszene hat ihn sowas von auf dem Schirm. Und mehr werden folgen, da sind wir uns sicher.

Werk "Champagner #1"

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felixpensel - Samstag, 21. Juli 2018, 16:43 Uhr
Update: Hängt jetzt in der @galerie_eisdiele in Nürnberg. Dort könnt ihr es euch anschauen und ein Eis essen! ;))))

Update: Hängt jetzt in der @galerie_eisdiele in Nürnberg. Dort könnt ihr es euch anschauen und ein Eis essen! ;))))
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„Champagner #1“ stehend im Sonnenlicht bei uns im Innenhof - gemalt in der Küche. Jetzt hängt es bei Hi brands in Nürnberg und wirkt dort im Zusammenspiel mit dem Interieur und der Innenarchitektur übertrieben gut!
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200 cm x 300 cm
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🙏🏻 @soerensen86 | Bild: felixpensel (via Instagram)

Johanna Strobel: Für moderne Kunst von München nach New York

Die Vita dieser Künstlerin liest sich wie ein buntes Potpourri: Vom Mathestudium über Informationswissenschaften bis hin zu Kunsterziehung und der Akademie der Bildenden Künste München ist alles dabei. Johanna Strobel hat einen langen Bildungsweg hinter sich. Ein Weg, der sie schließlich bis über den Ozean geführt hat: nach New York City. Aktuell studiert die Künstlerin dort am renommierten Hunter College, organisiert Ausstellungen und genießt das Leben inmitten des Sehnsuchtsortes für Anhänger moderner Kunst. Zu Strobels Werken zählen Installationen, Videokunst und die Malerei. Johannas Arbeiten sind fordernd, modern und oft gespickt mit Hints in Richtung Popkultur. Auf ihrer Instagram-Seite zeigt sie beispielsweise eine Schüssel mit täuschend echter Keramik-Vanille-Eiskrem inklusive Keramik-Kirsche darauf. Oder ihr Werk "pillow fight", für das sie mehrere ultrarealistische Kissen aus Marmor gefertigt hat. Ihr seid gerade im Big Apple? Hin da! Alle anderen können in der Zwischenzeit nur hoffen, dass die vielversprechende bayerische Exportkünstlerin ganz fix wieder nach Minga zurückkehrt.

Werk "cherry on top":

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hijoylo - Sonntag, 19. August 2018, 00:38 Uhr
#cherryontop #ceramics #sculpture #newworkcity #bitteohnesahne #eieiseiscremeicecreamIscream

#cherryontop #ceramics #sculpture #newworkcity #bitteohnesahne #eieiseiscremeicecreamIscream | Bild: hijoylo (via Instagram)

Hannah Rabenstein: Die Künstlerin, die Nürnberg schöner malt

Hannah Rabenstein ist quasi von Beruf Schönschreiberin. Ihr Metier ist das sogenannte "Lettering", also das Zeichnen von kunstvollen Schriftzügen. Auf Instagram beschert ihr dieses Talent fast 6.500 Follower und jede Menge Fanpost. Kein Wunder, Lettering ist "totally instagrammable" und äußerst befriedigend zum Zugucken – fast wie ASMR für die Augen. Die junge Grafikdesignerin verschönert aber nicht nur unseren Insta-Feed. Nein, klammheimlich prägt sie auf Plakaten und Speisekarten, an Fenstern und in Club-Toiletten mit ihren Pinselstrichen das Nürnberger Stadtbild. Mal ganz verschnörkselt, mal mit cleanen Druckbuchstaben, aber immer verdammt schön. Und wer jetzt immer noch an Wandtattoos denkt, der hat leider nichts verstanden.

Rabenstein vor ihrem Storefront-Lettering für das neue Restaurant von Starkoch Alexander Hermann in Nürnberg:

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hannah_rabenstein - Freitag, 09. November 2018, 16:49 Uhr
✨// finally I can show you the result of those huuuge golden letters for the windows at @fraenkness_ in the heart of Nuremberg!

✨// finally I can show you the result of those huuuge golden letters for the windows at @fraenkness_ in the heart of Nuremberg!
it took us nearly one week to let them dry, until we been able to remove the milky transfer foil. so today was the day! 🤩
I'm super happy (as you can see on the first photo 😜) with the result & super thankful to have my love and hero @cris_krieger by my side — we made it! 🙏🏼 thanks to the team of @fraenkness_ & @alexander_herrmann_offiziell for letting me design these beasts of golden letters 😍 eyecatcher succeeded!
swipe right for more impressions, details & videos! ➡️➡️➡️
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hand written quotes, digitalized & vectorized, then printed / cut out of golden foil
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#windowdesign #windowdressing #design #art #golden #goldfoil #shiny #season #typography #type #typegang #typelove #typeverything #typographydesign #typographyinspired #lettering #handmade #handlettering #vector #vectorart #foil #stickers #proud #lovemyjob #fränkness #letteringco #dailytype #goodtype | Bild: hannah_rabenstein (via Instagram)

Anna Valeska Pohl: Provokativ-faszinierende Performance Art in Regensburg

Als Prostituierte, die Oralsex an einer Barbie performt, als barbusige, mit Lichterketten umwickelte Amazone oder als bayerische Madonna: Anna Valeska Pohl schlüpft in viele Rollen, macht Performance Art und Videokunst. Und die ist fesselnd, freizügig und provokant. Als "bambule.babys" verarbeitet sie mit ihrem Partner Michael Pöpperl Themen wie Sex, Weiblichkeit, Religion und Geschlechterrollen und reist damit auch nach New York und Edinburgh. Die Homebase der "bambule.babys" ist aber nicht etwa Berlin oder München. Nein, Pohl arbeitet seit circa vier Jahren in Regensburg. Durch einen performancebedingten Clinch mit dem Klerus ist sie dort letztes Jahr plötzlich ins Szene-Spotlight geschossen worden (PULS berichtete). Wir sind gespannt, was sie noch so in petto hat.

Bilder ihrer Silvester-Performance "my home is not my home":

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annavaleskapohl - Freitag, 21. Dezember 2018, 20:38 Uhr
Since @bambule.babys have this special New Year's performance of 'My home is not my home' coming up, I work on it again. I'm not yet satisfied with it, I think there is more in it than what we already presented.

Since @bambule.babys have this special New Year's performance of 'My home is not my home' coming up, I work on it again. I'm not yet satisfied with it, I think there is more in it than what we already presented. The piece has this strange history of censorship. 'My home is not my home' caused an art scandal and confronted us with severe restrictions in our hometown when it was still a work in progress. Performing the earlier version always felt like a political act, like a fight for freedom of expression, the freedom of art. It was a surreal feeling to be blamed and attacked so massively for something which you consider your deepest truth.
Working on 'My home is not my home' again brings me back to this truth. I had an encounter with a homeless black man in Venice Beach in L.A. And he gave me this amulet he was wearing. So the story my character tells is completely true. Also that I said to him that I will always honor people like him through my art as long as I live.
Now I remember another encounter I had three years earlier in New York with a black guy in prison (I was volunteering in the Stella Adler Outreach program and was part of one of the acting classes the studio offers in Rikers Island High Security Jail). When a few weeks later - after having together trained acting in this dark and dense atmosphere of the prison, after having gazed into each other's eyes, after having explored the dark and light spaces of our souls, after having written and spoken words of poetry, while the security guards were watching - we finally had to say goodbye to each other, he gave me a love letter he had written to me. In a Bonny-and-Clyde-moment I had to smuggle it out. 'I would miss something if we stopped to be so interested in each other'.
He wanted me to write to him. I didn't. But I still am reading his letter.
These black guys I met in the US, 'My home is not my home' is dedicated to them. Compared to them I'm totally privileged. Yet something in me let me relate to them on a deeper level. Many times in my life I've felt totally trapped. What I as a privileged white, middle-class feminist artist from Germany can do, is to make their voices heard. | Bild: annavaleskapohl (via Instagram)