Skinbleaching in Deutschland Ist helle Haut wirklich die schönere Haut?
In der Schule wird man gehänselt oder gleich beschimpft. Und als schön gelten immer nur die mit möglichst heller Haut. Viele Schwarze greifen deswegen zu Bleaching-Cremes. Dabei liegt das Problem ganz woanders.
Beyoncé, Rihanna oder Halle Berry - für viele gelten sie als Sinnbild schwarzer Schönheit. Das Problem dabei: Menschen mit dunklerer Haut finden sich in diesem Schönheitsideal oft nicht wieder. Gleichzeitig spüren sie den Druck, ihm zu entsprechen. Skinbleaching-Produkte versprechen, mit chemischen Wirkstoffen dem Ideal näherzukommen. Wer sich die Haut bleicht, will zwar meist nicht weiß, aber ein "schönerer Schwarzer" werden. Was im Prinzip der Code ist für weniger afrikanisch und eher europäisch.
Schwarz ist eben oft nicht schwarz
Viele schwarze US-Stars sehen wesentlich europäischer aus als dunklere Schwarze aus afrikanischen Ländern. In Deutschland werden sie nach dem One-Drop-Prinzip einfach als "schwarz" wahrgenommen - egal wie hell oder dunkel ihre Haut ist.
Innerhalb der schwarzen Community wiederum scheint man sich des Unterschieds wesentlich bewusster zu sein. Der Druck, dem helleren, eigentlich halbschwarzen Schönheitsideal gerecht zu werden, ist auch für viele Dunkelhäutigere in Deutschland der Grund, sich die Haut zu bleichen.
"Helle Haut wird ständig gelobt. Unter den Schwarzen wird gerne über die Dunkleren gelacht. Und die, die ein bisschen heller sind, die wie Mischlingskinder aussehen, die werden so richtig gehypt und gelten als Schönheitsideal. Und da ich dem nicht entsprochen habe - viele haben meinen Hautton als 'Sklavenbräune' bezeichnet - und ich auch so aussehen wollte, begann ich mir die Haut zu bleachen."
Hawa aus Augsburg
Bleaching ist keine kosmetische, sondern eine medizinische Angelegenheit
Bleaching-Cremes haben oft so seltsame Namen wie CaroLight, Fair & Lovely, Whitenicious oder Demovit. Zu kaufen gibt es sie in jedem Kosmetikgeschäft für dunkelhäutige Menschen, so genannten Afroshops. Die Mittel machen die Haut heller, indem sie das Melanin aus der Haut lösen - also die Pigmente, die für die dunkle Hautfarbe zuständig sind. Produkte mit diesen Wirkstoffen sind absolute Topseller. Dabei sind die Cremes nicht ungefährlich.
Die verzerrte Definition von schwarzer Schönheit ist das eine. Mindestens genauso bedenklich ist aber die Tatsache, dass Bleaching-Cremes im Laden neben harmlosen Kosmetika wie Bodylotion oder Lippenstiften stehen. Dabei handelt es sich bei der Hautaufhellung um eine medizinische Angelegenheit, die wenn überhaupt nur mit ärztlicher Beratung stattfinden sollte, und dann auch nur punktuell, denn
"Ein helleres Hautbild, also eine Hauttyp-Veränderung ist flächig, sinnvoll und medizinisch unbedenklich nicht zu erreichen und gilt in Deutschland als unseriös."
Dr. Dirk Trögele, Dermatologe
Das heißt: Wer besonders dunkle Ellenbogen, Knie oder andere kleine Stellen farblich an den Rest des Körpers angleichen möchte, sollte sich erstmal ärztlich beraten lassen - denn die Cremes aus den Shops können in vielen Fällen zu Ekzemen, Hautirritationen und Krustenbildung führen oder auch Allergien auslösen. Aber von der Idee, seinen Hauttyp komplett zu ändern, sollte man sich verabschieden.
"Eigentlich liebe ich meine braune Haut"
Hawa hat schon lange aufgehört damit - nur deshalb war sie überhaupt bereit, sich zu diesem Tabuthema zu äußern. Ihr ging es ähnlich wie Paula aus München. Einige Monate hatte sie versucht, heller zu werden. Dann hatte sie keine Lust mehr, sich dem eurozentrischen Gesellschaftsbild unterzuordnen.
"Irgendwann habe ich mir gedacht, für andere Leute muss ich mich nicht ändern. Wenn sie mich nicht so nehmen wie ich bin, ist es deren Problem und nicht meins. Und eigentlich liebe ich meine braune Haut."
Paula aus München