Ego-Pulle vs. Euro-Flasche Warum fancy Bierflaschen ein Problem sind
Sie sind eine ästhetische Bereicherung für den Feierabend: Bierflaschen mit Prägung oder besonderer Form. Sie sehen zwar besser aus, als die Standard-Pulle, machen aber auch jede Flasche Bier teurer - und das ist nur ein Problem.
Von: Tobi Krone & Miriam Harner
Stand: 18.07.2017
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Kurz nicht aufgepasst und schon ist die Bierflasche auf dem Boden zerdeppert - kann passieren. Juristisch ist das kein Problem, solange eine 0815-Standardflasche zerbricht. Denn tatsächlich ist der Eigentümer von der klobigen Euroflasche oder ihrer schlanken Schwester, der NRW-Flasche (die die großen Brauereien etwa in Oberbayern verwenden) nicht mehr zu klären. Also haben Standardbierflaschen praktisch keinen Besitzer.
Das System funktioniert so: Wenn Einheitsflaschen zurückgegeben werden, dann gehen sie zurück an Brauereien. Die verwenden die Bierflaschen einfach wieder, egal ob da ihr Bier oder das einer anderen Brauerei drin war. Das alte Etikett wird abgewaschen, ein Neues draufgeklebt und frischer Gerstensaft reingefüllt. Die Normalo-Flaschen sind quasi Allgemeingut, in die alle Brauereien ihr Bier zapfen können. Daher ist rechtlich dann auch nicht mehr klar, wem die Flasche ursprünglich gehörte. Zugespitzt gesagt: Wenn euch eure Augustiner-Flasche runterfällt, seid ihr auf der sicheren Seite.
Flasche kaputt? - Straftat!
Geht euch aber eine individualisierte Flasche mit besonderer Form oder einem im Glas eingeprägten Schriftzug in die Brüche, seid ihr potenzielle Straftäter. Denn die sogenannten Reliefflaschen gehören in dem Fall der Brauerei, die sie auch exklusiv befüllen darf. Natürlich ist es relativ unwahrscheinlich, dass die Brauerei eine Anzeige erstattet, nur weil man eine ihrer Flaschen zerdeppert hat. Aber juristisch gesehen, ist die individuelle Designflasche ihr Eigentum.
Sie sind aber auch schön - und einprägsam. Brauereien wollen mit einer selbst designten Bierflasche oft spezielle Zielgruppen ansprechen – und ihre Marke damit offensiv verkaufen. Doch die Reliefflaschen bringen auch praktische Probleme mit sich: im Pfandsytem.
Ein Problem fürs Pfandsystem
Kauft ihr exotische Bierflaschen, beispielsweise von Veltins oder von Krombacher am Kiosk und gebt die dann beim Supermarkt ab, werden dort die Flasche meist in den Kasten einer x-beliebigen Brauerei einsortiert. Die Brauerei, die dann den Kasten mitsamt der fremden Flaschen zurückbekommt, hat ein Problem an der Backe: Sie darf die Designer-Bierflasche nicht befüllen und müsste sie eigentlich an die richtige Brauerei zurückschicken. Oft entwickeln sie daraus ein Tauschsystem, erklärt Lothar Ebberts, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Brauerbunds.
"Man sammelt solange, bis ein paar Paletten zusammen sind und tauscht sie dann aus. Darüber hinaus gibt es professionelle Flaschenhändler, die ihr Geschäftsmodell eben auf der Notwendigkeit des Sortierens und Rückführens von Mehrweggebinde aufgebaut haben."
Lothar Ebberts, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Brauerbunds.
Wieder ein Nachteil, denn die professionellen Flaschenhändler verlangen Geld für ihre Dienste und das wirkt sich auf das gesamte Pfandrückgabe-System aus, sagt der Brauerbund. Die Folge für uns: Das Bier wird teurer. Manchmal allerdings kommt es auch vor, dass es sich für manche Brauereien nicht lohnt, die Flaschen der Konkurrenz zu sammeln und an die richtige Adresse zu schicken. So landen Pfandflaschen schon mal im Altglas. Umweltfreundlich ist das nicht.
Bier wird teurer
Im Großen und Ganzen allerdings sehen auch Naturschutzverbände die Sache entspannt: Denn auch Flaschen mit Relief, Bügel und Co. werden in der Regel sehr häufig wiederbenutzt. Trotzdem gibt der Brauerbund eine Faustregel für alle aus, die nachhaltig trinken wollen.
"Also der ökologischste Weg des Bierkonsums ist im Zweifelsfall, eine standardisierte Flasche zu verwenden, weil dann die Flasche nicht zum abfüllenden Betrieb rückgeführt werden muss, sondern die Einheitsflasche kann überall befüllt werden."
Lothar Ebberts, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Brauerbunds.
Wer sich ein exotisches Craft-Beer in der Designer-Flasche gönnt, sollte die dann möglichst da zurückgeben, wo er sie gekauft hat – denn der Händler kann sie dann wieder direkt an die Brauerei zurückschicken.
Sendung: Filter, 14. Juli 2017 - ab 15 Uhr.