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Do-it-yourself-Getränke Da braut sich was zusammen

Nicht nur reden, selber machen! Diese Start-Ups kochen und verkaufen ihre eigenen Drinks: Bock-Likör, spritzigen Apfelwein und blaues Bier. Klingt kurios - sie könnten aber bald in jeder Kneipe stehen.

Von: Christina Metallinos, Dominic Possoch, Judith Dauwalter, Markus Kaiser

Stand: 04.02.2015 | Archiv

Themenbild zu: Getränke selber machen | Bild: BR

Den Traum, mal ein Bier in der Badewanne zu brauen oder eine Distillerie in den Keller zu quetschen hatten schon viele. Aber es auch wirklich durchziehen? Das machen nur wenige. Dazu braucht man nämlich nicht nur eine gute Idee oder ein leckeres Rezept, sondern auch Know-How und unternehmerisches Talent. Zumindest, wenn man den Anspruch hat, mit diesem Drink die Kneipenwelt zu erobern. PULS hat sich umgesehen in der Startup-Szene der bayerischen Panscher und ist auf außergewöhnliche und bemerkenswerte Neuheiten gestoßen.

Craft-Bier aus München - "Crew Republic"

Was es ist: Bier, das nicht unbedingt nach Bier schmeckt. Helles und Pils gibt es nicht in der Welt der Crew-Republic-Gründer Timm und Mario. Sie brauen eine Alternative zum Mainstream und setzen auf geschmackliche Vielfalt. Ihre Biere heißen "Foundation 11", "Roundhouse Kick" oder "7:45 Escalation". Im Braukessel experimentieren sie ständig an neuen Sorten. Die Ergebnisse verkaufen sie vorerst in limitierter Flaschenzahl mit einer Nummer versehen an Craft-Bier-Fans.

Wie die Idee entstanden ist: Auf Reisen nach Australien und in die USA entdeckten Timm und Mario eine Bierkultur, die sie aus Deutschland nicht kannten: Kleine Craft-Bier-Brauereien, die mit verschiedenen Hopfen- und Malzsorten die wildesten Geschmacksrichtungen erzeugen. Nach einem Braukurs und ersten Versuchen in der heimischen Küche schmissen die beiden ihre BWL-Jobs hin und wurden Bierbrauer.

Wie es schmeckt: Nach Hopfen und Malz in allen Varianten: Karamellmalz oder Chocolate Malt schmecken so wie sie heißen. Hopfensorten wie Cascade, Nelson Sauvin oder Simcoe erzeugen Aromen von Kiefer, Maracuja, Limette, Stachelbeere oder Grapefruit. Die Mischung macht's.

Wer es kaufen soll: Menschen, die offen für ungewöhnliche Geschmäcker sind, gerne genussvoll am Glas nippen und das Aroma auskosten. Kampftrinker sind fehl am Platz. Bei fast zehn Prozent Alkoholgehalt sollte man das Trinken langsam angehen. Leichte Sorten gibt es aber auch: "Detox" gilt mit 3,4 Prozent Alkohol und seinem süßen Geschmack als das "Radler" der Crew, enthält aber keine Limonade, sondern nur Wasser, Hopfen und Malz.

Likör aus Doppelbock - "Heiland"

Was es ist: Heiland heißt ein Likör aus Doppelbock, gekocht von drei jungen Münchnern. Student Stefan, Fotograf Max und Hotelier Kay sind echte Start-Upper. Sie verschanzten sich monatelang in einer Industrieküche, seit kurzem verkaufen sie ihren Likör an Bars und Getränkehändler in der Stadt. Just for fun, wie sie sagen.

Wie die Idee entstanden ist: Stefan bekam eines Abends in einer Kneipe einen Bierlikör ins Glas. Der schmeckte ihm so gut, dass er seinen eigenen Likör aus Bier kochte. Bruder Max und sein Mitbewohner Kay durften probieren. Zu dritt begannen sie dann, den Likör zu verfeinern. Rum, Doppelbockbier, Zucker und einige Gewürze sind die Grundzutaten. Das genaue Rezept für ihren Doppelbocklikör mit 22 Prozent Alkoholgehalt? Top Secret.

Wie es schmeckt: Mutet leicht malzig an, ein bisschen wie dunkle Schokolade.

Wer es kaufen soll: Der Heiland kommt nach eigenen Angaben super an. Oft werde er pur bestellt oder auch in Drinks gemischt. 150 Flaschen wurden auf Vorrat gekocht, jetzt geht es darum, sie an Münchner Theken zu bringen. In der Zephyr Bar im Münchner Glockenbachviertel haben sie das schon geschafft.

Blau werden durch blaues Bier - "Babo Blue"

Was es ist: Goldgelbes Bier war gestern. Studenten der TU München haben ein blaues Bier entwickelt. Damit stehen sie im Finale eines Innovationswettbewerbs. Nach dem strengen Reinheitsgebot in Bayern ist "Babo Blue" kein Bier, sondern ein Biermischgetränk.

Wie es schmeckt: Weniger wie das klassische Helle in der Kneipe, sondern süßer, eher wie Radler. Robin Stein, der Kopf der Studententruppe, die das blaue Bier entwickelt hat, erklärt: "Der Grundgedanke ist eine Beerenlimonade mit einem Bier nach Kölner Brauart gebraut. Das ist relativ leicht und süffig und bringt fruchtige Aromen mit." Wie es blau wird, ist geheim. Die Studenten mussten fast ein halbes Jahr dran rumtüfteln, damit das Bier hinterher tatsächlich die gewünschte Farbe annimmt.

Wie die Idee entstanden ist: Es ging darum, für den Wettbewerb etwas möglichst Außergewöhnliches zu schaffen. Als Team haben sie dann gegrübelt. Da sind sie auf farbiges Bier gekommen. "Blau ist eine coole Farbe, es fällt auf, aber man assoziiert auch schöne Dinge damit - wie Freundschaft oder Gelassenheit. Und das passt gut zu einem Bier", sagt Robin.

Wer es kaufen soll: Wo es viel Bier gibt, wie in Bayern, da wird auch rumexperimentiert. Überall gibt's diese Garagenbräus, die etwas anders machen wollen und nicht so gleich und austauschbar schmecken wie Industriebiere. "Babo Blue" ist für 18- bis 25-Jährige gedacht, eher nicht für klassische Biertrinker. Für Club, Isar oder Festival. Und diese Nische könnten die Studenten mit dem Bier schon besetzen. Im Oktober fällt die Entscheidung im Innovationswettbewerb für die studentischen Brauer.

Apfelwein plus - "Decider"

Was es ist: Dem hessischen Äbbelwoi haftet ein eher traditionell-spießiger Ruf an. Da denkt man eher an einen Opa, der sich den Selbstgemachten abends aus dem Steinkrug genehmigt. Ein paar junge Würzburger finden aber, das hätte Potential zum neuen In-Getränk. Sie nennen ihr Produkt Decider - eine goldgelbe Flüssigkeit in durchsichtiger 0,33-Liter-Flasche. Sie trägt ein weißes Etikett mit einer giftgrün-schwarzen Aufschrift "Be A DeCIDER".

Wie es schmeckt: Es sprudelt so richtig, aber hat weniger Schaum als Bier. Der Nachgeschmack hat eine fruchtige Note und ist erfrischend. Dieser spritzig-fruchtige Geschmack unterscheidet den Cider vom säuerlichen, kohlensäurearmen Apfelwein.

Wie die Idee entstanden ist: Andrea Funk promoviert in Sinologie an der Uni Würzburg. Die 28-Jährige kennt den Drink aus England und weiß, dass er vor 10 Jahren auch dort eher ein modriges Getränk war, das alte Leute im Pub runtergeschluckt haben. Aber sie weiß eben auch, dass er jetzt total beliebt ist. Und das hat sie dazu angesport, ihn auch hier populär zu machen.

Wer es kaufen soll: Tauglich ist der Cider zum Anstoßen in der Bierrunde, als Cocktail-Mix-Zutat oder ganz schick im Sektglas. Es ist ein echter Allrounder, findet Erfinderin Andrea. Ihre Kunden will die Decider-Crew vor allem online erreichen. Sie schreiben auch mal internationale Cider-Liebhaber auf Twitter an. Ein hippes Image vermitteln will das Team auch durch die Website - mit Online-Shop, Instagram-Fotos vom Decider im römischen Kolosseum oder Gute-Laune-Videos auf YouTube. Es geht aber nicht nur um Geschmack und Lifestyle: So bald die Decider-Crew Gewinn macht, will sie zehn Prozent davon spenden.


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