Studien zum Coronavirus Wie ihr der Forschung helfen könnt, wenn ihr Corona hinter euch habt
Wer eine Corona-Infektion besiegt hat, kann trotzdem weiter gegen das Virus kämpfen. Und zwar als Proband*in bei medizinischen Studien. Das ist wichtig, denn bisher wissen Forscher*innen fast nichts über den Verlauf der Krankheit.
„Am dritten Tag hatte ich keinen Geschmackssinn mehr und auch den Geruchssinn hatte ich verloren“, sagt Judit Oberberger. Die Münchnerin hat sich vor etwa einem Monat mit dem Coronavirus angesteckt, für mehrere Tage lagen die 33-Jährige und ihr Mann mit Gliederschmerzen und Schüttelfrost flach. Ihr Geschmack- und Geruchssinn kamen erst nach etwa zwei Wochen wieder zurück. Trotzdem ist die Krankheit bei Judit Oberberger relativ mild verlaufen, lange hielten die Symptome nicht an. Als sie wieder gesund war, wollte sie helfen. „Mir war das wichtig, dass ich da irgendwie meinen Beitrag dazugebe. In dem Sinne, dass man weiterkommt“, sagt Oberberger. Sie will die Wissenschaft unterstützen, mehr über die Krankheit zu erfahren, damit sie in Zukunft richtig behandelt und bekämpft werden kann.
Forschung für bessere Diagnose
Über ihren HNO-Arzt erfahren sie und ihr Mann schließlich von einer Studie, einem Gemeinschaftsprojekt verschiedener Firmen und Universitäten aus ganz Europa: der ADAPT-Studie. In Deutschland wirken die TU München und die RWTH Aachen mit. Eigentlich war die Studie nie als Covid-19-Studie geplant, wurde dann aber erweitert und auch auf die Coronaviren ausgelegt. Ziel der Studie ist es, eine nicht-invasive Allergie-Diagnostik für die Schleimhaut in der Nase zu entwickeln. Das heißt: Die Forscher*innen wollen herausfinden, ob sich über den Nasenschleim Atemwegserkrankungen besser diagnostizieren lassen als wie bisher durch einen Rachenabstrich. Sollte das der Fall sein, wird am Ende der Studie auch ein Prototyp eines Geräts oder für einen Mechanismus entwickelt, mit dem man Nasenabstriche sinnvoll durchführen kann.
Wenig Wissen über den Krankheitsverlauf
Adam Chaker ist einer der Leiter der ADAPT-Studie an der TU München. Er sagt, dass es wichtig sei, jetzt vermehrt mit Proband*innen, die vom Coronavirus genesen sind, zu forschen.
"Das ist aus meiner Sicht vor allem deswegen so wichtig, weil wir fast nichts über den Verlauf dieser Erkrankung bisher wissen. Es fehlt sozusagen ein übergeordnetes, zusammengeführtes Verständnis. Und da gibt es momentan eine unglaublich hohe Unsicherheit", sagt Chaker.
Das liege vor allem auch daran, dass jede*r Forscher*in eben nur Einblick in einzelne Aspekte der Krankheit habe. Niemand hat bisher einen Gesamtüberblick über das Virus, „Deswegen können tatsächlich sämtliche Menschen die entweder leicht oder auch schwer an Covid erkranken, da wirklich helfen“, sagt Chaker.
„Jeder von uns ist aufgerufen, sich an der Problemlösung zu beteiligen“
Die ADAPT-Studie ist nicht der einzige Weg, wie man der Forschung helfen kann, mehr über das Coronavirus zu lernen und die Krankheit zu bekämpfen. Eine zentrale Anlaufstelle, die verschiedene Studien auflistet, an denen man teilnehmen kann, gibt es bisher noch nicht. Vertrauenswürdig seien Studien über die man generell von den Medien erfährt und die, die von einer Ethikkommission genehmigt seien, sagt Chaker. Wer helfen möchte, soll sich am besten an große universitäre Zentren wenden und dort einfach direkt nachfragen. Eine andere Möglichkeit nach einer Corona-Infektion zu helfen, ist sein Plasma zu spenden. Darüber informieren kann man sich beim Blutspendedienst.
"Jeder von uns ist aufgerufen, sich an der Problemlösung zu beteiligen. Wenn jemand diese Erkrankung bereits überstanden hat und bereit ist, uns zu helfen oder anderen zu helfen, dann ist das verdammt wichtig", sagt Chaker.