Typologie der singenden Kicker Wenn Fußballer die Charts stürmen
Lieber zehntausende singende Iren im Stadion als ein Fußballer im Tonstudio: Was dabei herauskommt, wenn Profikicker doch zum Mikro greifen, ist meist mehr als grausam. Eine Typologie des Fußballer-Pops.
Fußballer verstehen etwas von Flanken, Abseits und Kopfbällen - klar. Dass manche von ihnen aber auch Falsetto, Reime und Kopfstimme im Repertoire haben, könnte überraschen: Unter den weltberühmten Fußballern finden sich nicht nur im übertragenen, sondern auch im tatsächlichen Sinne Popstars. Stürmer, die die Charts stürmen. Zur Europameisterschaft macht es der Spanier Sergio Ramos vor - mit dem vom Lady-Gaga-Produzenten RedOne abgemischten Song "La Roja Baila".
Dieser Song passt perfekt in die erste Kategorie des Fußballer-Pops...
Kategorie 1: DIE KITSCH-CHÖRE
Bei Ramos gilt das Prinzip: Phrasen voller Patriotismus und Pathos. Übersetzt heißt der Text: "Für das rote Spanien werde ich sterben. Mit Stolz werden wir kämpfen." Was bei dieser Kategorie ein Muss ist: Die Laien-Chöre, die den Songs den Mitgröhl-Faktor verleihen und superkitschige Songtitel wie beispielsweise "Fußball ist unser Leben" - eine Single gesungen von der deutschen Nationalmannschaft im Jahr 1974.
Das Pendant des englischen Kaders "Back Home" erreichte vier Jahre zuvor sogar Platz eins der britischen Single-Charts.
Kategorie 2: DIE SPASS-SÄNGER
Die Gesangsversuche von ihnen muss man nicht wirklich ernst nehmen, denn die Interpreten tun es auch nicht. Mesut Özils Kollaboration mit Jan Delay hat sicherlich keine Grammy-Ambitionen.
Beliebte Untergruppe innerhalb der Fußball-Spaß-Sänger: die spontanen Spaß-Freestyler. Sie improvisieren virtuos und gerne A-Capella. So wie das Meisterwerk des Brasilianers Dante.
Kategorie 3: DIE HARTEN HIP HOPPER
Die globale Verbreitung der Hip-Hop-Kultur macht auch vor dem Fußball nicht Halt, so geschehen beim US-Amerikaner Clint Dempsey. Der veröffentlichte zur gekauften Sommermärchen-WM 2006 den Rapsong "Don't Tread".
Kategorie 4: DAS GOLDEN GOAL
Der folgende Herr lässt sich nicht klassifizieren: Afrobeat Musiker Baby Jet verbucht im Netz Millionen an Klicks und macht seinen Musiker-Job so gut, dass man fast vergisst, dass es sich bei Baby Jet um niemand geringeren als den Kapitän der ghanaischen Nationalmannschaft, Asamoah Gyan, handelt.