Nach dem Club Hinlegen oder Durchmachen - das ist hier die Frage
Es ist sechs Uhr morgens. Man stolpert aus dem Club, in die Bahn und dann direkt ins Bett. Aber bringt es das überhaupt – oder ist Wachbleiben die bessere Lösung? Wir haben mit einem Chronobiologen darüber gesprochen.
Es ist der fiese Moment nach einer geilen Nacht im Club. Der Moment der Frischluftwatschen und des Vogelzwitscherns, in dem klar wird: der Tag hat schon lang wieder angefangen. Die einen legen sich auch dann noch ins Bett und pennen bis zum Nachmittag, die anderen machen durch und schleppen sich durch den Tag.
Schlafen oder nicht schlafen?
Welche Variante die bessere ist, kommt auf den Typ an. Den Schlaftyp. Till Roenneberg ist Professor für Chronobiologie, er erforscht an der LMU München die Innere Uhr des Menschen. Chronotyp nennt die Wissenschaft das, was wir im Extrem als Eule – also Nachtmensch – oder Lerche – also Frühaufsteher – kennen.
Egal welcher Schlaftyp, sicher ist nach der Partynacht nur eines: auf keinen Fall das Rollo runterlassen. "Der Körper muss mitbekommen, dass draußen Tag ist und je nachdem, welcher Chronotyp man ist, kann man in den Tag hinein schlafen – oder eben nicht", sagt Roenneberg. Klappt das mit dem Post-Party-Schlaf? Glückwunsch, du Nachteule! Klappt es nicht? Auch gut. Dann ist man wahrscheinlich ein Frühtyp und sollte eigentlich gar nicht so lange wach bleiben und die Nacht durchfeiern. Sollte, sollte, Fahrradkette, oder so. Sich ärgern oder zwanghaft im Hellen ins Bett gehen ist aber unnötig – immerhin hilft den Lerchen nach der Partynacht ein ordentlicher Mittagsschlaf.
Ein Nap zählt nicht
Mittagsschlaf ist aber nicht zu verwechseln mit einem Nap, so Till Roenneberg: "Naps vergleiche ich immer mit einer Tüte Chips. Wenn ich Unterzucker habe, hilft die sicherlich kurz, schmeckt gut und macht Spaß. Aber langfristig ist ein Schlaf der weniger als anderthalb Stunden lang ist, nicht sehr effektiv.”
Trotz Mittagsschlaf bleibt nach einer Partynacht ein Schlafdefizit. Genau dieser Mangel sorgt dann dafür, dass wir am Abend nach der Party früher einschlafen können. Das kennt jeder, egal ob Früh- oder Spättyp.
Bin ich Eule oder Lerche?
Welcher Chronotyp man ist, lässt sich leicht herausfinden, indem man sich fragt: In welchen Zeiten würde ich denn am liebsten schlafen? Zumindest theoretisch, wenn ich keine Freunde hätte, mit denen ich feiern will – und wenn ich einfach ausschlafen könnte, ganz ohne Wecker? Oder mit diesem Fragebogen des Institutes für Medizinische Psychologie (noch in der Beta-Version). Der frühe Chronotyp muss früh ins Bett, der späte natürlich spät - zwischen den Extremen gibt es natürlich auch alles, von mittelfrüh bis mittelspät.
Allerdings verändert sich die perfekte Schlafzeit auch im Laufe des Lebens: Junge Leute sind meist Spättypen und eher nachts aktiv. Ab etwa 19 Jahren bei Frauen und etwa 22 Jahren bei Männern orientiert man sich mehr in die Früh wird wieder früher müde. Aber: Jeder Mensch ist anders, ein anderer Chronotyp mit einer anderen inneren Uhr. Nur bei einem sind alle gleich: Genug schlafen muss jeder von uns.
Sendung: PULS Spezial: Augen zu und durch, 20.01.2018 - ab 18.00 Uhr