Münchenkritischer Film in der Mache "Es ist Zeit, die Monaco-Franze-Wunde hinter sich zu lassen"
Jeder kennt München, jeder hat seine Vorstellung von der Stadt. Dass die aber nicht immer den Kern trifft, will Regisseur Philipp Dettmer mit seinem neuen Film "München 089" zeigen. Erklärtes Ziel: alle Stereotypen eliminieren.
Von: Matthias Hacker
Stand: 19.07.2017
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Schickeria, Aperol-Spritz, Maxmilianstraße – München ist sowas von snobistisch. Das denken nicht nur viele außerhalb der bayerischen Landeshauptstadt, sondern auch viele Bewohner. Regisseur Philipp Dettmer, selbst Münchner, zeigt die Stadt gerne von einer anderen Seite. Bereits in seinem Film "Nightsession" beleuchtete er klischeebefreite Facetten. Auch mit seinem neuen Projekt "München 089" will er die Stadt anders darstellen, denn München ist nicht mehr das, was es noch immer gerne behauptet zu sein. Diese Zeiten sind vorbei. Wir haben mit dem Regisseur gesprochen.
Um was soll es in "München 089" gehen?
Das ist eine gute Frage. Ich weiß noch nicht ganz genau. Ich habe nur das Gefühl, dass es Zeit ist, diese ganze "Monaco-Franze-Wunde" mal hinter sich zu lassen und irgendwie ein neues München zu präsentieren und vielleicht der Stadt auch irgendwie in gewisser Art und Weise einen Spiegel vorzuhalten, was vielleicht nicht ganz so richtig läuft oder auch dramatisch falsch läuft.
Wieso hast du gerade "Monaco-Franze-Wunde" gesagt?
Also, ich steh auch total auf Monaco Franze. Aber ich habe wirklich das Gefühl, die Stadt dreht sich in ihrer eigenen Vergangenheit und kommt nicht darüber hinweg, dass die Zeit von Monaco Franze durch ist und auch nicht mehr Freddie Mercury im Glockenbach sein Bier säuft. Die Gegenwart sieht halt anders aus. Das würde ich der Stadt gerne mitteilen, dass man sich mal ein bisschen normaler verhalten könnte.
Jetzt war "Nightsession" schon ein Film, der München sehr lässig und cool hat dastehen lassen. Hattest du vielleicht ein Problem damit, dass das eher ein Promo-Film war und dann gesagt hast 'Jetzt mache ich aber auch mal was Kritisches'?
Nee, überhaupt nicht. Ich bin Münchner und ich habe die Stadt wirklich geliebt. Beziehungsweise liebe ich sie immer noch, sonst würde ich wahrscheinlich "München 089" nicht machen. Für "Nightsession" hatten wir ja auch keine Drehgenehmigung. Ich hab nur darauf gewartet, dass irgendwelche Ordnungshüter vorbeikommen und uns stoppen, aber das passierte einfach nicht. Aber auf der anderen Seite blutet mir wirklich das Herz mit dieser ganzen Überregulierung und was man darf und was nicht. Gleichzeitig ist man aber Radlhauptstadt Bayerns und nördlichste Stadt Italiens. Alles ist super, wir sind überall auf Platz eins. Das passt irgendwie nicht ganz zusammen. Und das würde ich wirklich gerne mit einer Portion bissigem Humor nachzeichnen.
Wie wird das dann ausschauen? Hast du schon im Kopf, wie die Idee umgesetzt wird?
Ich denke, ich werde mit einem Off-Sprecher arbeiten, der die einzelnen Episoden zusammenhält. Außerdem will ich mit Laiendarstellern, Hobby-Schauspielern und Profi-Schauspielern arbeiten. Ich suche Leute, die sich auch teilweise oder streckenweise über München aufregen und Lust haben, ihrer Wut oder ihrer Meinung mal freien Lauf zu lassen. Ich möchte München nicht verprügeln, aber so eine leichte Watschen soll ja teilweise auch belebend wirken.
München kriegt ja eh schon oft genug Prügel. In tausend Onlineartikeln aus Berlin kann man lesen, wie scheiße diese Stadt ist.
Die ist nicht komplett scheiße und es ist natürlich auch albern, sich als Außenstehender über München aufzuregen. Aber ich hab das Gefühl, als Münchner darf ich das ab und zu mal.
Du suchst ja nach Laienschauspielern. Wie kann man mitmachen?
Man kann sich bewerben, zum Beispiel auf Facebook, da gibt es "München 089" als Seite. Dann am besten eine Nachricht schreiben, vielleicht mit Foto. Mein Plan ist es, von August bis Oktober zu drehen. Ich würde mich einfach mit Interessenten auf einen Kaffee treffen, schauen, dass man sich gut versteht, fragen, was den anderen an München stört. Dann gucken, ob's eine Rolle gibt, die passen könnte und das gemeinsam erarbeiten und in relativ überschaubarer Zeit drehen.
Sendung: Filter, 17. Juli 2017 - ab 15 Uhr.