Oben Ohne Open Air 2017 "Wir möchten einfach jedem ermöglichen, dieses Festival zu besuchen"

Am Samstag findet in München das Oben Ohne statt, auf dem unter anderem die Orsons und Rakede spielen. Wir haben mit Veranstalterin Micky Herrmann über die Absage letztes Jahr, Inklusion und den niedrigen Eintrittspreis gesprochen.

Stand: 05.07.2017 | Archiv

OBEN OHNE Open Air am Königsplatz | Bild: Kreisjugendring München

PULS: Ihr habt in diesem Jahr ein etwas zweigeteiltes Line-Up: Am Anfang eher so Rock, Country und Folk mit Impala Ray zum Beispiel und danach dann Hip Hop bis zum Ende. Die Orsons und Rakede als Headliner. Habt ihr absichtlich zuerst die Gitarre genommen und dann Rap?

Micky Herrmann: Wir versuchen in jedem Jahr ein stimmiges Line-Up zusammenzustellen und dachten uns dieses Jahr, dass eine Steigerung der Genres gut passen würde - und dann am Abend die Party am Königsplatz mit den Orsons stattfindet.

Rakede sollten eigentlich schon letztes Jahr bei euch auftreten. Dann ist ein Tag davor der Wahnsinn mit dem Amoklauf in München passiert und ihr habt das Festival abgesagt. Wie lang hat es danach gedauert zu sagen: Ich habe wieder Bock aufs Oben Ohne?

Wir haben uns natürlich erstmal um die Nachbereitung gekümmert. Wobei ich sagen muss, dass alle Sponsoren, Medienpartner und Bands sehr entgegenkommend waren, was uns auch jetzt ermöglicht, ein weiteres Oben Ohne stattfinden zulassen. Nach unserer Sommerpause hatten wir auch alle wieder richtig Lust, dass es ein tolles Festival auf dem Königsplatz geben wird. Und das mit Rakede ist sogar schon der dritte Versuch. Wir haben die 2015 schon gebucht, aber da sind sie leider im Stau stecken geblieben und dann haben wir kurzfristig Tiga Trece von der Isar geholt, die dann auf dem Königsplatz gespielt hat. Da aber alle guten Dinge drei sind, schaffen wir das dieses Jahr und Rakede ist da genauso motiviert wie wir.

Es gibt ja nicht nur Musik bei euch. In diesem Jahr gibt es zum Beispiel eine Azubistraße und ein Demokratiemobil. Was ist das?

Micky Herrmann

Die Azubistraße ist wie eine Straße auf dem Festivalgelände aufgebaut. Dort gibt es mehrere Stände, an denen sich Unternehmen präsentieren und für ihre Ausbildungen und dualen Studiengänge werben können. Das Ganze ist aber eher spielerisch aufgezogen. Wenn Festivalbesucher dahingehen, dann werden sie da jetzt keinen Arbeitsvertrag unterschreiben, sie können sich einfach über die Möglichkeiten informieren und bei kleinen Aktionen teilnehmen. 

Das Demokratiemobil ist ein Feuerwehr Oldtimer, der unter dem Motto "Demokratie im Einsatz"vor der Bundestagswahl in verschiedenen Stadtteilen unterwegs sein wird, um für Demokratie zu werben und um zum Wählen zu motivieren. Das ist ein gemeinsames Projekt des kommunalen Beratungsnetzwerkes und des Trägers Kreisjugendring München-Stadt. Das Demokratiemobil wird auf jeden Fall vor Ort sein und dort kann man sich dann zum Beispiel sein eigenes Wahlplakat mit eigenem Bild und Slogan basteln.

Einer der Schwerpunkte beim Oben Ohne in diesem Jahr ist Inklusion, also die Integration von Menschen mit Behinderung. Wie zeigt sich das auf dem Festival?

Wir machen das eigentlich schon seit vielen Jahren und unternehmen da immer verschiedene Sachen. Seit 2014 haben wir Musikgebärdensprachdolmetscherinnen, die die Musik der Bands für die gehörlosen Festivalbesucher übersetzen. Das machen die für sowohl deutsch- als auch englischsprachige Bands. Wir haben das Rollstuhlpodest direkt in der Mitte neben dem Technikturm positioniert. Von da hört und sieht man alles am besten. Dann haben wir noch Dolmetscher am Stand von der Internationalen Gehörlosen Jugend (IGJ), die mit den gehörlosen Festivalbesuchern übers Gelände gehen, damit die sich auch an den anderen Ständen informieren können. Außerdem haben wir noch eine FM-Anlage für gehörgeschädigte Personen. Damit können sie ihr Hörgerät so einstellen, dass sie die Musik von der Bühne besser hören können. Und wir haben außerdem noch einen Blindenführerservice. Da können sich Blinde vorher anmelden und bekommen dann eine Begleitperson mit der sie über das Festivalgelände laufen können.

Und das ganze macht ihr auch für den schmalen Geldbeutel. Die Karten kosten nur 3€. Wie ist das möglich?

Wir möchten einfach jedem ermöglichen, dieses Festival zu besuchen und das funktioniert, weil wir Geld von der Stadt München, dem Kreisjugendring München-Stadt und dem Kreisjugendring München-Land bekommen. Wir haben viele Sponsoren, die uns unterstützen und natürlich noch die Gastroeinnahmen. Damit gleicht sich das dann aus.         

Sendung: Filter, 04.07.2017 - ab 15.00 Uhr