Corona-Coaching (Psychologische) Frage-Techniken gegen das Stimmungstief

Draußen Abstand, drinnen Enge und im Kopf eine ungewisse Zukunft. Die Corona-Pandemie ist eine Herausforderung – auch für unsere Psyche. Bestimmte Frage-Techniken können dabei helfen, aus dem Gedankenstrudel auszusteigen.

Von: Verena Fiebiger

Stand: 08.04.2020 | Archiv

Verena Fiebiger, Lena Schiestel | Bild: Lisa Hinder / BR

Zu mehr Klarheit über die eigenen Gefühle und damit auch zu mehr lösungsorientiertem Denken kann daher die Anwendung sogenannter Frage-Techniken aus der psychotherapeutischen Praxis führen. Dazu braucht man nur zehn Minuten Zeit für sich, einen Stift und Papier.

Skalierungsfragen

Auf einer Skala von 1 bis 10 – wenn 1 miserabel und 10 fantastisch ist – wie fühlst du dich momentan? Wenn deine Antwort beispielsweise eine mittelmäßige 5 ist: Woran merkst du, dass es eine 5 ist? Wie fühlt sich eine 5 an? Und was müsstest du tun, um einen einzigen Skalenpunkt nach oben zu kommen?

Diese Fragetechnik dient als eine Art Anker. Es geht darum, den eigenen Gefühlshaushalt überhaupt wahrzunehmen und besser in Worte fassen zu können. Wer sich mehrmals in der Woche selbst diese Frage stellt, bemerkt eher, ob es sich nur um ein vorrübergehendes oder anhaltendes Stimmungstief handelt mit z.B. Ängsten, Albträumen oder Antriebslosigkeit. Und es geht dabei nicht um das große Ganze, wie eine Lösung für die Lage der Nation zu finden, sondern nur um ganz kleine und damit bewältigbare Schritte nach oben auf der Skala. 

Mentalisierungsfragen

Wer mit dem*r Partner*in oder mehreren Mitbewohner*innen zusammenlebt, wird durch die Ausgangsbeschränkung unweigerlich häufiger genervt sein. Wenn dich eine Person in deinem nahen Umfeld stresst oder es dauernd zu Streit kommt, stelle dir die Person vor, wenn du allein bist und frage dich: Was beschäftigt diese Person gerade gedanklich? Wovor hat die Person vielleicht Angst? Was sind die Wünsche oder die Bedürfnisse dieser Person? Versuche wirklich, die Welt aus den Augen dieser Person zu sehen.

Wer sich einmal bewusst in den anderen hineinversetzt, wird innerlich weicher. Nur, weil man 24/7 zusammenhockt, muss man nicht automatisch gleich „schwingen“. Oft nervt die andere Person nur, weil sie sich in einem anderen Modus befindet. Um aus dieser Genervtheit herauszukommen, hilft es, sich zu fragen, was wohl im Inneren des anderen vorgeht.  

Ressourcenorientierte Fragen

Versuche, für einen Moment herauszuzoomen und frage dich: Was möchtest du in deinem Leben genau so bewahren, wie es ist? Was machst du gerade gerne, bei allem, was schwierig ist? Was machst du gut? Worauf bist du stolz?

Hier geht es darum, sich bewusst herzuholen, was im Leben schön ist und was man gut kann. In der aktuellen Lage ist es sehr leicht, in einen negativen Gedankenstrudel zu kommen. Da negative Gedanken wiederum neue negative Gedanken fördern, lohnt es sich, hier punktuell zu unterbrechen und sich vor Augen zu führen, was man am eigenen Leben mag.

Noch mehr psychologische Hintergründe und Coaching-Ideen bekommt ihr bei „Die Lösung“ – dem Psychologie-Podcast von PULS – überall, wo es Podcasts gibt.

Sendung: PULS am 08.04.2020 - ab 15.00 Uhr