Nachhaltigkeit per Gesetz Wie Schweden den Vintage-Style fördert
Schweden wird ab Januar 2017 die Nation der Reparateure und Vintageprofis. Mit Steuererlassen will die Regierung ihre Leute zum Reparieren statt Wegschmeißen anregen.
Ganz ehrlich: Wer von uns bringt noch sein knarrzendes Radio zum Elektriker oder seine durchlöcherte Hose zum Schneider? Wenn etwas kaputt geht, dann kaufen wir es halt neu. Wir shoppen und schmeißen weg was das Zeug hält. Die schwedische Regierung hat davon die Nase voll und will der Wegwerfkultur endlich einen Riegel vorzuschieben.
Für die Schweden gibt es deshalb ab Januar 2017 besondere Anreize: Die Steuern auf Reparaturen von Elektrogeräten, Klamotten oder Fahrrädern werden um die Hälfte, von 25 Prozent auf 12 Prozent, gesenkt und jeder Schwede kann die Kosten zusätzlich noch absetzen. Heißt konkret: steuerlich subventioniertes Second-Hand-Shoppen ohne Ende und die alten Räder mit neuen Accessoires pimpen lassen. Und das Land kann sich das leisten, denn die Regierung hat einen Haushaltsüberschuss von etwa 770 Millionen Euro.
Gegen die Wegwerfkultur
Die Reform soll aber nicht nur der Umwelt zugutekommen, sondern auch der schwedischen Wirtschaft. Vor allem will die Regierung damit aber auch Unternehmen auffordern, ihre Produkte so zu produzieren, dass sie nicht schon nach einem Jahr wieder kaputt gehen. Ob die Firmen da jedoch mitmachen und die Schweden sich die hohen Stundenlöhne der Handwerker - trotz Steuersenkung - leisten wollen, wird sich zeigen.
Eins steht aber fest: Für die Produktion einer einzigen Jeans werden laut Greenpeace 7000 Liter Wasser verbraucht und verschiedene krebserregende Chemikalien durch Wind und Wasser auf dem Globus verteilt. Selbst wenn die Reform nur bei Klamotten funktionieren würde, wäre das schon ein großer Schritt für Schweden - und ein Vorbild für Europa.