Schluss mit sexistischer Werbung Mit Brüsten werben ist so 1999
"Sex sells" immer noch. Da müssen Brüste auch mal für Fliesen herhalten. Wer keine Lust auf sexistische Werbung hat, kann sich jetzt wehren, bei "Werbemelder.in". Die Macher der Seite kämpfen gegen nackte Haut auf Werbeplakaten.
Sex sells! Vor allem, wenn es um Werbung geht. Das wissen wir alle und haben uns im Zweifel auch schon das ein oder andere Mal drüber aufgeregt, wenn Frauen, ganz offensichtlich auf ihren Körper reduziert oder gerne auch doof dargestellt werden. Männern wird dazu noch permanente Notgeilheit unterstellt. Sexistische Werbung ist überhaupt nicht zeitgemäß und sollte schleunigst verschwinden, fordern die Leute der Innitiative "Pinkstinks" schon lange und haben dazu jetzt die Webseite "werbemelder.in" gestartet. Wie die dafür sorgen könnte, dass es bald sogar eine gesetzliche Regelung zu sexistischer Werbung geben könnte, sagt uns Puls-Reporterin Juliane Neubauer.
Sex funktioniert immer: Man setzte eine heiße, am besten ganz nackte Frau auf einen Badewannenrand in ein Badezimmer - und schon schauen alle hin. Oft dauert es aber einen Moment bis man überhaupt verstanden hat, für welches Produkt diese Brüste überhaupt werben sollen: Ah ja, tolle Fliesen da an der Wand... nicht. Genau das ist sexistische Werbung und die soll 2017 niemand mehr sehen müssen, wünschen sich die Betreiber der Seite "Pinkstinks". Sie gehen seit einigen Jahren Unternehmen und Werbenden nach, die auch 2017 noch auf nackte Haut setzen. Erst kommt die Bitte um Löschung, das funktionniert oft innerhalb von Minuten. Klappt das nicht, starten die Macher von "Pinkstinks" auch mal einen Shitstorm gegen die Werbung des Unternehmens.
Sexistische Werbung verbieten
Jetzt kann beim Kampf gegen sexistische Werbung jeder mithelfen, über eine neue Seite der Organisation, die vielleicht sogar eine gesetzliche Regulierung ermöglichen könnte. Auf "werbemelder.in" kann jeder ein Handyfoto hochladen, wenn er sexistische Werbung entdeckt. Das ging bisher zwar auch, aber die neue Seite hat einen entscheidenden Vorteil:
"Wir können die Einreichungen jetzt auch online zur Verfügung stellen. Das bedeutet, dass wir sie auf einer Deutschlandkarte sichtbar machen und genau zeigen, wo liegt eigentlich sexistische Werbung vor."
Marcel Wicker von Pinkstinks
Das Team hinter der Webseite hat eine Gesetzesnorm im Bundestag eingereicht. Die definiert deutlich, wann Werbung sexistisch oder stereotypisch ist und somit gegen Wettbewerbsregeln verstößt. Das Anliegen ist in der Politik angekommen und das Projekt "werbemelder.in" wird in den nächsten zwei Jahren vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt.
"Wir wollen natürlich einen guten Überblick bekommen und vielleicht auch sehen ob es Möglichkeiten gibt, entweder die Werbewirtschaft besser zu sensibilisieren oder auch die Auftraggeber besser zu sensibilisieren. Im Idealfall haben wir dann vielleicht ein paar Erkenntnisse wie man sexistische Werbung besser überwinden kann, als das im Moment der Fall ist."
Elke Ferner, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Die Unterstützung geht über die Finanzierung der Seite hinaus. Auch Workshops für Schüler oder Aufklärungskampagnen werden durch das Bundesministerium ermöglicht.
Werberat ist "not amused"
Eigentlich sieht sich der Werberat dafür zuständig, das Werbeverhalten von Unternehmen zu überwachen. Seit Jahrzehnten schon kann sich auch dort jeder über unangebrachte Werbung beschweren. In harten Fällen wird dann auch mal eine Rüge ausgesprochen gegen den Werbenden. Eine Entfernung der Werbung bedingt das nicht immer. Eine Verschärfung des Werbe- oder Wettbewerbsrechts stößt im Werberat eher auf Unverständnis.
"Durchaus sehr renommierte Juristinnen und Juristen sind der Meinung es ist nicht die Meinung des Wettbewerbsrechts eine sexbetonte Werbung zu unterbinden oder einem bestimmten Rollenverständnis der Geschlechter auf die Sprünge zu helfen."
Julia Busse
Dennoch hat sich auch der Werberat in den letzten Jahren etwas mehr gegen sexistische Werbung eingesetzt, die den Hauptteil ihrer Beschwerdefelle ausmacht.
Der Rohrreiniger-Witz
Der Klassiker, Rohrreinigung. Eine Werbung im Raum München dokumentiert eine Werbung, die eine heiße Blondine im Docktorkostümchen zeigt, sie würde das Rohr auf Bestellung frei machen ;-). Ein klassischer Werbewitz eines Mittelständischen Unternehmens, die besonders in Ländlichen Regionen vertreten sind. Hier hoffen die Betreiber von werbemelder.in auf Mithilfe gerade von Menschen aus Orten jenseits der Großstädte. Große Werbeagenturen und Unternehmen haben begriffen, das sexistische Werbung nicht mehr zeitgemäß ist und ein schlechtes Bild auf ein Produkt und die Werbemachenden wirft. Bei den kleineren scheint der Rohrreiniger-Witz noch immer ein Platz auf dem Lieferwagen zu finden.