Safety Check Warum Facebook zu früh von "Anschlag" sprach
Paris, Nizza, München und jetzt auch Berlin. Bei dem Anschlag gestern auf einen Weihnachtsmarkt wurde auf Facebook erneut der Safety Check aktiviert. Eine gute Sache - eigentlich. Hätte die Technik nicht entscheidende Fehler.
Mittlerweile ist klar, der Unfall auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz war ein Anschlag. Der LKW wurde gezielt auf Besucher und Buden gesteuert, zwölf Menschen getötet und 45 verletzt. Am Montagabend war Facebook damit aber noch vorschnell: Kurz nach Bekanntwerden der Vorfälle wurde da der Safety Check aktiviert - mit dem Titel "Anschlag in Berlin".
Zu diesem Zeitpunkt war es aber falsch von einem Anschlag zu sprechen, denn das war da noch nicht bestätigt. Später hat Facebook dann reagiert und den Titel des Safety Checks in "Der Vorfall am Weihnachtsmarkt in Berlin" geändert. Nur wieso hat Facebook so früh von einem Anschlag gesprochen?
Wie funktioniert der Safety Check?
Ursprünglich war der Sicherheitscheck von Facebook dazu gedacht, dass Menschen bei Naturkatastrophen ihren Liebsten schnell und unkompliziert sagen konnten, dass sie in Sicherheit sind. Später wurde der Safety Check dann auch bei den Terroranschlägen in Paris aktiviert - und auch beim Amoklauf in München.
Nicht Facebook löst den Safety Check aus, sondern die Community. Das System erkennt und erfasst Signalworte wie etwa "Erdbeben", "Feuer" oder "Schießerei", die besonders oft in einer bestimmten Region oder Stadt gepostet werden. Im Fall von Berlin war es besonders häufig das Wort "Anschlag", das in vielen Timelines und Posts zu lesen war. Facebook fragt dann die User, die Berlin als ihre Heimatstadt angegeben oder sich aktuell irgendwo in Berlin getagged haben, ob sie den Check aktivieren wollen.
Der Algorithmus birgt Fehler
Das Beispiel Berlin zeigt, welche Fehler der Algorithmus birgt - indem er "Anschlag in Berlin" im Netz verbreitet hat, ohne zu wissen, ob es einer war. Spinnt man das weiter, könnte ein Sicherheitscheck auch durch eine komplette Falschmeldung ausgelöst werden, wenn nur genügend Menschen entsprechende Signalwörter posten.
Dem Safety Check fehlt eine Kontrollinstanz, eine redaktionelle Struktur. Und genau diese ist notwendig, um in solchen Situationen besonnen und angemessen zu reagieren: Fakten sammeln und auswerten, ein Anruf bei der zuständigen Polizeistelle, nur richtige Informationen verbreiten und dadurch Panik vorbeugen. So war zum Beispiel auch der zunächst am Montagabend im Check angegebene Ort, wegen der ungenauen Verortung der Nutzer, falsch.
Factchecking für den Safety Check
Natürlich ist es sinnvoll, dass es im Netz einen Ort gibt an dem Freunde und Familie schnell nachsehen können, ob bei ihren Liebsten alles okay ist und genau dafür ist der Safety Check von Facebook gut. Aus diesem Grund hat ihn auch die Polizei Berlin auf Twitter und Facebook verbreitet - falscher Titel hin oder her.
Das größte Soziale Netzwerk der Welt sollte aber mit einem so mächtigen Tool genauer und sorgfältiger arbeiten. Damit so ein Fehler wie in Berlin nicht noch einmal passiert. Nicht nur bei Fake News braucht es Factchecking.