Interview mit Elizabeth Katsch von MieterEngel Wieso sich Mieter im Bedarfsfall professionelle Hilfe holen sollten
Hattet ihr auch schon mal Probleme mit eurem Vermieter? Wegen zu hohen Nebenkostenabrechnungen, Wasserschäden oder Schimmel? Das Berliner Start Up MieterEngel will Mietern in solchen Situationen helfen. Wir wollten von Mitgründerin Elizabeth Katsch wissen, was eigentlich der Unterschied zum Mieterbund ist.
Von: Uli Knapp
Stand: 16.03.2018
| Archiv
PULS: Du hast mit Bekannten vor knapp zwei Jahren MieterEngel gegründet. Wie seid ihr auf die Idee für das Startup gekommen?
Elizabeth Katsch: Eigentlich ist uns diese Idee ganz zufällig gekommen. Wir haben damals eine Website für einen Anwalt gebaut, der auch einen lokalen Mieterverein hatte. Dann haben wir uns relativ schnell mit dem Thema Mieterschutz beschäftigt und haben gesehen, dass dieses System total super ist: Man bekommt im Rahmen einer Mitgliedschaft Beratung vom Anwalt. Was es aber damals noch nicht gab, war die Möglichkeit, online einen Mieterschutz zu finden. Also diese Chance, online schnell mit einem Anwalt ins Gespräch zu kommen. Du musst nirgends extra hinkommen und es geht enorm schnell. Bei uns ist das so: Wenn sich jemand dazu entscheidet sich anzumelden, bekommt der direkt am gleichen Tag noch einen Termin. Das geht wirklich schnell, dass die Anwälte einen beraten.
Wie bekommt ihr das hin, dass die Anwälte so schnell sind?
Wir haben ein großes Partnernetzwerk innerhalb Deutschlands aufgebaut. Die Anwälte haben alle ihre eigenen Kanzleien und nutzen MieterEngel, um sich ein Seitengeschäft aufzubauen. Da haben wir verschiedene Termine und die können die Mitglieder in Anspruch nehmen. Die Anwälte werden dann von einem Teil der Mitgliederbeiträge bezahlt.
Das Ganze lohnt sich aber nur, wenn es was Langfristiges ist. Es lohnt sich für den Mieter und auch für uns nicht, wenn man sagt, ich trete heute ein und morgen wieder aus. Wenn ich noch kein Mitglied bin, aber sofort beraten werden will, kann ich zu einer geringen Mitgliedsgebühr, die ist bei uns 59 Euro im Jahr, direkt beraten werden. Dann gibt es noch eine Premium-Mitgliedschaft für 129 Euro, da bekommt man ein direktes Schreiben vom Anwalt an den Vermieter. Oft bewirken diese Schreiben Wunder, das denkt man gar nicht.
Was sind denn die häufigsten Mängel, mit denen die Leute so zu euch kommen?
Ganz häufig sind es Mängel in der Wohnung. Schimmel haben wir ganz viel und Wasserschäden. Wir haben aber auch ziemlich viele Nebenkostenabrechnungen, die geprüft werden müssen. Wir empfehlen auch jedem Mieter, die Nebenkostenabrechnung pro Jahr prüfen zu lassen. Selbst wenn sie nur eine minimale Nachzahlung haben. Es kommt nämlich ganz oft vor, dass die Mieter sogar Guthaben beim Vermieter haben.
Da sollte man sich nicht lumpen lassen und das wirklich mal checken, weil Mieter so auch ganz viel sparen können. Dann gibt es ganz klassische Themen, zum Beispiel Renovierungen in der Wohnung. Hier kommt aber vieles auf den individuellen Mietvertrag an. Deswegen sollte man unbedingt immer vorher in den Mietvertrag schauen, bevor man was malert oder nicht. Renovierungsfragen, Fragen zu Kautionsrückforderungen und Kündigungen - das sind die häufigsten Anfragen, die wir bekommen.
Ihr seid ja nicht die Ersten, die dieses System anbieten. Der deutsche Mieterbund bietet zum Beispiel das Prinzip "Eine Frage für 25 Euro" an. Warum glaubt ihr, seid ihr die bessere Wahl?
Beim Mieterbund bekommt man für die 25 Euro eine Frage beantwortet und kann höchstens eine Rückfrage stellen. Wenn es sich dann aber um ein neues Thema handelt, muss man wieder 25 Euro zahlen. Wieso wir eine gute Wahl sind, ob wir besser sind, will ich jetzt überhaupt nicht in den Raum stellen. Jeder soll das nehmen, was er gerne möchte. Aber bei uns ist es eben so: Wenn man Mitglied bei uns ist, ist man komplett abgesichert. Man kann heute, morgen und übermorgen Fragen stellen, wie man möchte und ist zusätzlich noch mietrechtschutzversichert.
Hast du selber schon Probleme mit Vermietern gehabt?
In meiner Studentenzeit habe ich im ersten Jahr eine enorm hohe Nebenkostenabrechnung bekommen, die fast 1.000 Euro betragen hat. Ich wurde dann auch ziemlich unter Druck gesetzt von meinem Vermieter, mit einer ziemlich kurzen Frist von einer Woche. Das war eine Abrechnung von acht Seiten und ich als Studentin habe natürlich überhaupt keine Ahnung gehabt von Mietrecht. Dann habe ich im Internet recherchiert, da hat aber auch jeder was anderes gesagt und dann habe ich mich entschieden, die Nebenkostenabrechnung zu zahlen. Im Nachhinein habe ich dann gemerkt, dass ich das niemals hätte tun sollen. Da wurden zum Beispiel die Kosten für das Fällen eines Baumes komplett auf die Mieter umgelegt und das geht natürlich nicht. Deswegen kann ich aus eigener Erfahrung heraus jedem nur empfehlen, sich die Nebenkostenabrechnung genauer anzuschauen und sich gegebenenfalls professionelle Hilfe zu holen.
Sendung: Filter, 16. März 2018 - 15.00 Uhr.