Studie zur Lebenszufriedenheit Wo sich Schwule in Europa am wohlsten fühlen
In Deutschland leben so viele homo- und bisexuelle Männer, wie in kaum einem anderen Land Europas. Am glücklichsten sind sie hier aber nicht. Laut einer Studie gibt es andere Länder, in denen es besser klappt.
Wie wohl fühlen sich schwule oder bisexuelle Männer in Europa? Das wollte Richard Lemke von der Uni Mainz herausfinden - und hat in einer Studie über 85.000 User aus 44 Ländern online zu ihrer Lebenszufriedenheit befragt. Als wahre Traumländer haben sich dabei die skandinavischen Länder entpuppt - außerdem sind Island, Luxemburg und die Niederlande auf den Top-Plätzen gelandet.
"Skandinavische Länder zeichnen sich schon lange durch eine ganz hohe Toleranz und Gleichberechtigung der Geschlechter aus. Und da sich das auch bei unser Studie als mächtige Variable im Zusammenhang mit der Lebenszufriedenheit herausgestellt hat, ist es wenig überraschend, dass es ihnen dort viel besser geht als in anderen Ländern."
Richard Lemke, Uni Mainz
Anders sieht es dagegen beispielsweise im Kosovo, in Serbien oder Montenegro aus. Hier ist die Zufriedenheit der befragten User ziemlich niedrig. Verständlich, dass in diesen Ländern, in denen andere sexuelle Orientierungen eher verpönt sind, die Männer auch seltener zur eigenen Sexualität stehen.
Gesetze ändern wenig am Lebensgefühl
Und Deutschland? Hat es nur auf Platz 9 geschafft. Das ist vor allem deshalb verwunderlich, weil hier so viele Schwule und Bisexuelle leben, wie in kaum einem anderen Land Europas. Obwohl in Deutschland erst im letzten Jahr die "Ehe für alle" eingeführt wurde, ist das Ergebnis für Richard Lemke nicht sehr überraschend. Homophobie, sagt er, ist in Deutschland noch immer spürbar:
"Unwohlsein oder massive Ablehnung von Homosexualität als Meinung, als Einstellung existiert noch in der Bevölkerung. Nicht in der Mehrheit, aber in substantiellen Anteilen. Da gibt es aber auch Unterschiede zwischen Stadt und Land."
Richard Lemke, Uni Mainz
Selbst wenn weitere Gesetze eingeführt werden, würde das die Lebenszufriedenheit nicht wesentlich verbessern, meint Lemke. Es bräuchte ein Umdenken in der gesamten Gesellschaft. Denn nur, wer das Gefühl hat, so akzeptiert zu werden, wie er ist, fühlt sich wohl.
Sendung: Filter, 29.01.2017 - ab 15 Uhr